Die Bobinger Kolpingjugend rätscht wieder
Es wird wieder laut. Was hinter dem Brauch steckt und in Corona-Zeiten beachtet werden muss
Bobingen Im letzten Jahr blieben vielerorts die Rätschen stumm, so auch in Bobingen. „Das war schon sehr schade“, erinnert sich Maximilian Wagner von der Kolpingjugend Bobingen. Denn das Rätschen ist ein fester Bestandteil des katholischen Glaubens und der Kolpingsfamilie ist es wichtig, diese Tradition aufrechtzuerhalten und fortzuführen. „Umso mehr freue ich mich darauf, dieses Jahr wieder mit der Rätsche durch die Straßen zu laufen“, erzählt Maximilian Wagner freudestrahlend.
Fabian Stadlmair organisiert als Teil des Jugendleitungsteams die Rätschaktion und erklärt, warum dies möglich ist: „Die Kinder und Jugendlichen sind in Zweierteams
damit halten wir uns an die aktuellen Corona-Bestimmungen, nach denen man sich mit einem weiteren Haushalt treffen darf.“
Dass junge Menschen in den Osterferien freiwillig früh aufstehen, um mit ihrer Rätsche durch den Ort zu ziehen, ist nicht selbstverständlich.
Doch der 16-jährige Maximilian Wagner läuft schon das siebte Mal mit und kennt wie die rund 25 anderen Mitstreiter den Hintergrund dieses Brauchtums: Das Rätschen kommt aus einer Zeit, als die wenigstens Menschen eine eigene Uhr hatten. Da konnte man nicht einfach auf das Smartphone oder auf die Uhr oder Smartwatch am Handgelenk schauen, um zu wissen, wie spät es ist. Orientierung boten nur die Kirchenuhren mit ihrem Glockengeläut. Doch nach altem katholischem Brauch schweigen alle Kirchenglounterwegs, cken von Gründonnerstag bis zur Osternacht.
„Damit die Leute dennoch wissen, wie spät es ist, ersetzt das Rätschen den fehlenden Glockenschlag“, weiß Maximilian Wagner. „Manche Anwohner kennen diesen alten Brauch nicht und sind überrascht, wenn plötzlich Kinder und Jugendliche mit Rätschen vorbeilaufen. Die meisten Bobinger freuen sich aber darüber, dass wir dieses Brauchtum seit Jahrzehnten pflegen“, berichtet Fabian Stadlmair. Die Rätsche an sich ist eine Holzklapper, bei der durch die Drehung eine Holzzunge gegen ein Zahnrad schlägt und dabei einen knarrenden Ton erzeugt. „Ein ungewohntes Geräusch, das aber genau dafür da ist
Aufmerksamkeit zu erregen“, so Fabian Stadlmair.
Die Bobinger Rätschen wurden selbst gebaut und befinden sich im Besitz einiger Familien. Teilweise sind sie knapp 40 Jahre alt und wurden von Mitgliedern der Kolpingjugend in den Gruppenstunden gebaut. „Es sind in jedem Jahr kleine Reparaturen nötig, um dafür zu sorgen, dass die Rätschen auch in den nächsten Jahren weiterhin einsatzfähig sind“, sagt Fabian Stadlmair. Für dieses Jahr hat unter anderem Maximilian Wagner die Rätschen wieder instand gesetzt, sodass am Karfreitag jeweils um 7, 12 und 18 Uhr, sowie am Karsamstag, um 7 und 12 Uhr wieder gerätscht werden kann.