Junge Menschen hinter den Kulissen
Der neu gegründete Jugend-Theater-Rat will mehr Mitsprache von Jugendlichen in Spielstätten erreichen
Bei dem Wort Theaterpublikum denken wohl die wenigsten an Teenager oder junge Erwachsene. Das Bild im Kopf ist eher eine Dame mit Opernglas, ein älterer Herr, der sich auf dem Theaterplatz zurechtrückt. Dass es so wenig Jugend im Theatersaal gibt, liegt laut Mitgliedern des Jugend-Theater-Rats auch daran, dass hinter der Bühne junge Menschen nur wenig zu sagen haben. Der bayernweite Rat hat sich gegründet, um für besseren Zugang von jungen Menschen zum Theater zu sorgen.
Mit dabei ist auch Klara Schur aus Augsburg. Die 19-Jährige ist Mitglied im „Club Y“, der Jugendgruppe des Augsburger Staatstheaters. „Der Großteil der Leute im Rat sind in Jugendclubs und selbst spielerisch aktiv“, sagt Schur. Sie erzählt, häufig könnten Jugendliche in
Theaterstücken zwar mitspielen, aber nichts weiter machen. Der Jugend-Theater-Rat wünscht sich Möglichkeiten, dass auch Regie,
Kostüm oder Bühne von jungen Menschen übernommen werden können.
Bei der Gründung am 20. März waren laut Schur um die 50 Jugendliche aus Bayern online dabei, in der zweiten Sitzung waren es nur noch 16. Die Theaterwissenschafts-Studentin vermutet aber, dass sich das auf einer etwas höheren Zahl einpegelt. Mit dabei ist eine Freundin von Schur, die Münchner Schülerin Thalia Schoeller. Die 18-Jährige betont, dass es den Mitgliedern des Jugend-Theater-Rats nicht um persönliche Ziele gehe, sondern darum, Theater bei Projekten zu beraten. Sie kann sich Inszenierungen vorstellen, die nur von Jugendlichen geleitet werden. „Dass Erwachsene nicht Theater für Kinder machen, sondern Jugendtheater von Jugendlichen gemacht wird“, so Schoeller.
Im Staatstheater Augsburg freut man sich über das neue Projekt. Theaterpädagogin Nicoletta Kindermann findet, junge Menschen seien für das Theater wichtig. „Mit ihrer Meinung, ihrem künstlerischen Verständnis, ihrer Sicht auf die Welt.“Gleichzeitig will der Jugend-Theater-Rat auch gemeinsam Theaterstücke anschauen, nach Corona die verschiedenen Theater, die am Projekt beteiligt sind, besuchen. Auch das findet Kindermann wichtig. Theater sei für junge Menschen ein Erlebnis und fördere die soziale Kompetenz. „Es ist wichtig, gerade in der heutigen Zeit, dass man zueinander findet, im gleichen Erleben“, sagt Kindermann.
Die 19-jährige Klara Schur sagt, der Rat wurde zur richtigen Zeit gegründet. Wenn nichts analog stattfindet, sei es wichtig, sich digital zu vernetzen. Ihre Freundin Schoeller ergänzt: „Es ist auch gut zu wissen, man ist nicht allein.“
OTheaterinteressierte im Alter von 14 bis 25 Jahren können sich unter jugendtheaterrat@gmx.de beim Jugend TheaterRat melden und mitmachen.