Schwabmünchner Allgemeine

Geschäfte mit Autoteilen für den Kosovo landen vor Gericht

Ein Transport aus Augsburg wird in Österreich gestoppt, weil Zöllner illegale Schrottent­sorgung vermuten. Doch beim Prozess stellt eine Zeuge die Sache anders dar. Und am Ende nimmt der Fall eine überrasche­nde Wende

- VON KLAUS UTZNI

Wohin mit einem alten Auto, das 15 Jahre alt ist und 200.000 Kilometer auf den Rädern hat? Das beim TÜV mit Sicherheit durchfällt, bei dem sich Reparature­n nicht mehr lohnen? Der letzte Weg führt unweigerli­ch zum Schrotthän­dler oder zum Autoverwer­ter. Das ist für viele Rostkübel aber noch lange nicht der Todesstoß. Jahr für Jahr werden mehr als eine halbe Million deutsche Gebrauchtw­agen exportiert; Benziner vor allem auf dem Seeweg nach Nordafrika, Dieselauto­s eher in den Osten, in die Ukraine, nach Polen oder Georgien. Es gibt noch ein anderes Geschäftsm­odell: das Zerlegen der alten Karren in die noch brauchbare­n Einzelteil­e. Was einen Augsburger Autoverwer­ter jetzt vor Gericht brachte. Der Vorwurf im besten Amtsdeutsc­h: „Illegale Verbringun­g gefährlich­er Abfälle“.

Der 35-Jährige

Franz Lutz) stand in Geschäftsb­eziehung zu einem Berufskoll­egen im fernen Kosovo. Dieser war im Februar 2020 nach Augsburg gereist, um zusammen mit einem Vermittler bei dem hiesigen Autoverwer­ter Ausschau nach brauchbare­n Schrottaut­os zu halten. Es kam zum Deal. Der Kosovare kaufte 42 alte Karren zum Stückpreis von 200 Euro an. Die Rostkübel wurden an Ort und Stelle in noch brauchbare Einzelteil­e, also Motor, Getriebe oder Lichtanlag­en, zerlegt und dann auf einen 20-Tonner-Laster verladen. Und ab ging die Reise zum Balkan.

Der Transport wurde jedoch auf der Autobahn A1 in St. Pölten in Österreich abrupt gestoppt. Zollfahnde­r besahen sich die Ladung. Weil die Teile so eng gestapelt waren, dass Beschädigu­ngen scheinbar in Kauf genommen wurden, gingen die Zollfahnde­r davon aus, dass es sich bei der Ladung um illegale Schrottabf­älle handelt, die im Kosovo

entsorgt werden sollten. Die Österreich­er schickten den Laster unverricht­eter Dinge wieder nach Augsburg zurück.

Es folgte ein Strafverfa­hren vor Amtsrichte­r Markus Eberhard gegen den hiesigen Autoverwer­ter, der die Vorwürfe bestritt. Als Zeuge sprang für ihn der Vermittler des Teile-Deals in die Bresche. Der 42-Jährige sagte klipp und klar: „Wir kaufen die Teile, bereiten sie im Kosovo auf oder reparieren sie. Und dann verkaufen wir sie wieder. Das rentiert sich, weil die Arbeitslöh­ne niedrig sind.“Der Zeuge versichert­e dem Gericht, man habe vor dem Transport Öl aus den Motoren gelassen. Wenn beim Transport aufgrund der engen Verladung Teile beschädigt würden, mache das nichts. „Dann reparieren wir sie halt wieder“, erläuterte der Zeuge. Allein der Lkw-Transport habe 3000 Euro gekostet, rechnete er vor, sodass man für solch einen Betrag doch keinen Abfall in den Kosovo schaffe.

Die Argumente des Zeugen leuchteten durchaus ein. Amtsrichte­r Markus Eberhard sprach den Autoverwer­ter frei, wie Staatsanwa­lt Johannes Pausch und Verteidige­r Franz Lutz beantragt hatten. Die Teile der 42 zerlegten Autos wurden übrigens später noch einmal auf den Weg in den Kosovo geschickt. Wo sie diesmal auch unbeanstan­det ankamen.

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Foto: Ulrich Wagner (Archivbild) Weil ein Autoverwer­ter aus Augsburg Teile aus 42 schrottrei­fen Fahrzeugen an einen Mann im Kosovo schickte, landete er vor Gericht.

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