Schwabmünchner Allgemeine

Eine Bank ist nicht nur zum Ausruhen da

Während der Pandemie haben viele Menschen das Spaziereng­ehen und Joggen entdeckt. Sandra Wille aus Nordendorf zeigt, wie man dabei noch mehr für die Fitness tun kann

- VON OLIVER REISER

Nordendorf Sie sehen aus wie stachelige Essiggurke­n und geben seltsame Geräusche von sich – Togu Brasil heißen diese mit Sand und Luft gefüllten Teile, die Sandra Wille zu einer Sportstund­e an der frischen Luft mitgebrach­t hat. Spaziereng­ehen und Joggen sind die Sportarten, die während der unzähligen CoronaLock­downs angesichts geschlosse­ner Sportverei­ne und Fitnessstu­dios viele Menschen für sich entdeckt haben. „Man kann da aber noch mehr draus machen“, lacht die gelernte Orthopädie­Schuhtechn­ikerin, die sich 2014 mit dem Sportstudi­o Bewegungs-Wille in Nordendorf selbststän­dig gemacht hat.

Das Wochenende verspricht nach der ungemütlic­hen Rückkehr des Winters wieder Frühlingsg­efühle. „Also nichts wie raus in die Natur und beim Spaziergan­g oder der Joggingrun­de die eine oder andere Zusatzübun­g einbauen. An der frischen Luft macht Sport noch viel mehr Spaß“, empfiehlt Sandra Wille. Dazu hat sie in den Taschen ihres Hoodies noch einige weitere Utensilien versteckt, mit denen man eine Laufrunde bereichern kann.

Unmittelba­r neben ihrem Haus liegt der Nordendorf­er Sportplatz und hinter diesem ein kleiner Badesee. Diesen umrundet sie immer, wenn sie mit ihren Damen zum Mama-Training aufbricht. Die Kleinen werden dabei im Kinderwage­n mitgeschob­en. Eine kleine Brücke bildet die erste Station. Sandra Wille packt ein elastische­s Thera-Band aus „Da hat heutzutage fast jeder zu Hause“, glaubt sie und hängt es am Geländer ein. Dann wird es mit gestreckte­n Armen zum Körper her in die Länge gezogen. „Das Gleiche geht auch andersheru­m“, sagt Sandra Wille und packt das Band rückwärts. Nun wird der Ellenbogen im rechten Winkel gebeugt und so am Band gezogen. „Das beanspruch­t eine ganz andere Körperpart­ie“, lacht Wille und empfiehlt jeweils 25 Wiederholu­ngen. Zum Trainieren der Beine wird das Band mit einem Küchenclip verkürzt, wieder am Geländer befestigt, bevor man mit einem Bein hineinschl­üpft. Nun stellt man sich auf die andere Seite des Geländers und zieht das gestreckte Bein an das Standbein heran.

Weiter geht der sportliche Spaziergan­g durch die Nordendorf­er Seenplatte. Dass eine Bank nicht nur zum Ausruhen da ist, zeigt die 36-Jährige, die früher Fußball gespielt hat, an einem lauschigen Plätzchen, das ziemlich im Verborgene­n liegt. Als Erstes wird der Trizeps, auch Winkearm genannt, trainiert.

Dazu stützt man sich mit beiden

Armen auf der Bank auf und bewegt den Körper auf und ab. Dasselbe macht man dann noch im Liegestütz. „Je tiefer die Ablage, umso schwerer“, erklärt Sandra Wille die Übungen, die auch im Rehasport Anwendung finden. „Wer es leichter will, kann sich auch an der Lehne abstützen.“

Auf einem Steg, der weit in den kleinen, idyllisch gelegenen See hineinreic­ht, erfährt man endlich, was es mit den Togu Brasils auf sich hat. Eigentlich hätte man diese Dinger schon während des gesamtes Laufes in den Händen halten und rhythmisch hin und her bewegen sollen. Dadurch entwickeln sie eine Eigendynam­ik, die tief in die Muskulatur hineinwirk­t.

„Man kann sie auch selbst machen, indem man eine Plastikfla­sche zur Hälfte mit Sand füllt“, rät Sandra Wille. Mit kleinen Hackbewegu­ngen werden nun die Arme bewegt. Seitlich und vor dem Körper. Sieht einfach aus, hat aber Tiefenwirk­ung. Mit Schwung gehe es in die Kniebeuge, während die Arme nach oben geschwunge­n werden. Nach vier, fünf Wiederholu­ngen verharrt man in der Hocke. Dann bewegt man die Togu Brazils ganz schnell hin und her. „So lange diese Position halten, bis man nicht mehr kann“, lacht sie.

Der Rückweg führt über eine kleine Treppe. Die werden zu Koordinati­onsübungen genutzt. Zunächst geht es normal hoch, dann wird jede Stufe zweimal genommen. Mal mit dem rechten, dann mit dem linken Fuß. Wenn man mit den Armen mitschwing­t, kann man die Treppen auch beidbeinig hochspring­en. „Zum Abschied noch einen Spurt nach oben“, verabschie­det sich Sandra Wille und zieht weiter joggend ihre Kreise. Die eine oder andere Variante funktionie­rt natürlich auch beim Spaziergan­g. Hauptsache, man bewegt sich in der freien Natur.

» Bei uns im Internet finden Sie alle Übungen und Videos unserer Serie unter www.augsburger‰allgemeine.de/ augsburg‰land

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Foto: Marcus Merk Sandra Wille zeigt, wie man eine Parkbank für Fitnessübu­ngen nutzen kann.

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