Schüler gehen im „Rundlauf“zum Testen
Testen im Klassenzimmer – das geht auch besser, findet ein Schulleiter. Er hat die Turnhalle dafür reserviert. Unterdessen liegen bei Eltern die Nerven blank
Neusäß/Königsbrunn An diesem Montagmittag wirkt Schulleiter Thomas Fink etwas abgekämpft. Dennoch ist er erst einmal erleichtert. Der erste Tag mit der Verpflichtung, nur Schülerinnen und Schüler mit einem negativen Corona-Test zum Unterricht zuzulassen, hat gut geklappt. An Finks Schule, der Eichenwaldschule in Neusäß, waren gestern vier Klassen davon betroffen, zwei vierte und zwei neunte. Mit viel Aufwand hat die Schule noch in den Osterferien praktisch eine eigene „Teststraße“aufgebaut, um den Ablauf möglichst schulkindgerecht zu organisieren und „um Vertrauen bei den Eltern zu schaffen“. Gerade das mache das Kultusministerium mit seinen Vorgaben nicht immer leicht, findet er.
Denn dort sind die letzten Anweisungen an die Schulen zur jetzt geltenden Testpflicht erst am Freitagnachmittag veröffentlicht und an die Schulen weitergeleitet worden, berichtet Fink. Wie berichtet, dürfen in Regionen mit einer Inzidenz von über 100 pro 100.000 Einwohner auf eine Woche gerechnet, nur die Abschlussschüler sowie die Viert- und Elftklässler in die Schulen kommen. In diesem Fall sind drei Mal in der Woche verpflichtende CoronaTests nötig. Sie sollen, so will es das
im Klassenzimmer stattfinden. Ein Unding, findet Thomas Fink. An der Eichenwaldschule ist stattdessen in einer Art „Rundlauf“in der Turnhalle ein eigenes kleines Testzentrum entstanden. Hier können sich die Schülerinnen und Schüler nach Klassen zeitlich gestaffelt selbst testen – und zwar so, dass möglichst die Privatsphäre der Schülerinnen und Schüler gewahrt bleibt und gleichzeitig ein hygienisch einwandfreier Test möglich ist. Unter anderem hat der Hausmeister der Schule auf jeden Testplatz Spiegelfolie aufgeklebt, damit sich die Kinder beim Testen sehen können. Sie müssen sich das Wattestäbchen in die Nase schieben und Material abnehmen, das dann mit einer Spezialflüssigkeit beträufelt wird. Eine Wäscheklammer und ein Plastikteller aus der Schulmensa helfen, dass alles an seinem Platz bleibt. Gleichzeitig sind jeweils mindestens drei Lehrerinnen und Lehrer oder Verwaltungsangestellte für Fragen im Raum.
Um noch mehr Transparenz zu schaffen, konnten sich die Eltern einerseits vor ein paar Tagen schon mal einen Schnelltest aus der Schule abholen, um zu Hause mit dem Kind zu üben. Einmal dürfen die Grundschuleltern in dieser Woche auch bei den Tests dabei sein. „Das haben auch einige gemacht“, berichtet Thomas Fink. Denn er weiß: Bei den Eltern ist die Verunsicherung und auch die Verärgerung groß.
Die geht sogar so weit, dass der Elternbeirat der Grundschulen KöKultusministerium, nigsbrunn West und Nord einen offenen Brief unter anderem an den Bürgermeister der Stadt, an Landrat Martin Sailer, aber auch an Ministerpräsident Markus Söder und Kultusminister Michael Piazolo geschrieben hat. Darin sprechen sich die Gremien gegen die Art und Weise aus, wie die Tests durchgeführt werden. „Seit Beginn der Pandemie wird an den Schulen gar nichts gut organisiert“, sagt eine der Initiatorinnen, Elternbeirätin Carina Wörle-Simmerlein. Ein Beispiel sei, dass Kinder in der ersten Grundschulklasse doch wohl gar nicht motorisch in der Lage seien, genau vier Tropfen Flüssigkeit auf das Testwattestäbchen zu tropfen. „Da gibt es doch auch Gurgeltests, die wären viel geeigneter. Das passt alles einfach nicht mehr zusammen und ist auch nicht verhältnismäßig“, sagt sie. Sie seien nicht generell gegen Testungen, falls diese mehr Präsenzunterricht zuließen. Aber eben gegen die Art der Organisation. Gut wäre aus ihrer Sicht, wenn die Tests zu Hause stattfinden könnten.
Doch diese Möglichkeit lässt das Kultusministerium nicht zu. Was allerdings geht, ist, einen von Fachpersonal durchgeführten Schnelloder PCR-Test mitzubringen. Das hätten auch einige Eltern in Anspruch genommen, berichtet Thomas Fink. Schulamtsleiter Thomas
Adleff sagt, dass er im Vorfeld des gestrigen Tages durchaus davon gehört habe, dass es einige Eltern „drauf ankommen lassen wollten“– und ihre Kinder ohne negatives Testergebnis in die Schule schicken und auch nicht die Erlaubnis geben wollten, dass die Kinder dort getestet würden. Am Ende sei der Tag aber doch recht ruhig verlaufen.
Das gilt auch für die älteren Schülerinnen und Schüler der FOS/BOS in Neusäß. Dort sind am Montag alle Klassen in den Wechselunterricht zurückgekehrt. „Das ging alles geräuschlos vor sich. Ob es allerdings Schülerinnen oder Schüler geben wird, die sich den Tests total verweigern, wird sich erst im Laufe der Woche zeigen“, so Schulleiter Rainer Bartl. Bei Thomas Fink an der Eichenwaldschule waren übrigens am Montag alle Selbsttest negativ. Was ist eigentlich im Falle eines positiven Testergebnisses zu tun? Jens Reitlinger, Sprecher des Landratsamts, erklärt: „Dann muss umgehend selbst ein PCR-Testtermin vereinbart und Selbstisolation bis zur Ergebnisübermittlung eingehalten werden.
Eine Meldung an das Gesundheitsamt ist nicht notwendig.“Informationen gebe es beim Gesundheitsamt für den Landkreis Augsburg unter der E-Mail-Adresse corona@LRA-a.bayern.de.