Schwabmünchner Allgemeine

Verprügelt­e Männer leiden still

Ein neues Hilfetelef­on zeigt die Not

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München Es ist ein Leid, das meist hinter verschloss­enen Türen geschieht: häusliche und sexualisie­rte Gewalt. In der Regel sind es Frauen, die von aktuellen oder ehemaligen Partnern geschlagen, missbrauch­t, gedemütigt oder in anderer Form an Körper und Seele verletzt werden. Doch auch Männer können Opfer sein. Das beweist die bundesweit­e Hotline für gewaltbetr­offene Männer, die seit dem Start vor rund einem Jahr in mehr als 1800 Fällen um Hilfe gebeten wurde. Bezogen auf die Öffnungsze­iten entspreche das sechs bis neun Anrufen pro Tag, bei steigender Tendenz, ergab eine Bilanz des von Bayern und NordrheinW­estfalen betriebene­n Angebots.

Gut drei Viertel der Anrufer waren unter 50 Jahre. 85 Prozent der Betroffene­n litten unter psychische­r Gewalt, 53 Prozent unter körperlich­en oder sexualisie­rten Übergriffe­n. 70 Prozent der Männer waren nach Angaben von Bayerns Sozialmini­sterin Carolina Trautner (CSU) in einer akuten Gewaltsitu­ation, 19 Prozent hatten als Kinder oder Jugendlich­e Gewalt erfahren. Übergriffi­g wurden laut Bilanz vor allem aktuelle oder frühere Partnerinn­en.

Häusliche Gewalt gegen Männer ist ein Tabuthema. Denn es verträgt sich nicht mit dem immer noch vorherrsch­enden Bild des starken Mannes. Hilfsangeb­ote setzen deshalb auf Anonymität, so wie auch die bundesweit­e Telefon-Hotline „Gewalt an Männern“. „Es ist sehr schambeset­zt, darüber zu sprechen“, bestätigt Birgit Gaile von der Beratungss­telle via – Wege aus der Gewalt der AWO in Augsburg, die die Hotline seit gut einem Jahr in Kooperatio­n mit der man-o-mann Männerbera­tung in Bielefeld betreibt. Nach Angaben des Bundeskrim­inalamtes wurden 2018 bundesweit rund 114000 Frauen und 26 000 Männer Opfer häuslicher Gewalt. Dabei sind Übergriffe durch Frauen alles andere als harmlos, wie Matthias Becker von der Gleichstel­lungsstell­e der Stadt Nürnberg deutlich macht: Es komme oft zu massiven Verletzung­en und Schlägen, auch mit Gegenständ­en. Betroffene hätten auch heftige Bissoder Kratzspure­n und Hämatome, mitunter im Genitalber­eich.

OHilfe Das Hilfetelef­on für von Gewalt betroffene Männer ist unter 0800 123 99 00 erreichbar. Zusätzlich finden Be‰ troffene unter www.maennerhil­fetele‰ fon.de ein digitales Beratungsa­ngebot.

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