Schwabmünchner Allgemeine

Der Erfolg frisst die Eintracht auf

Frankfurt verliert sportliche Leitung und könnte kurz vor der Champions League wieder über den FCA stolpern

- VON ROBERT GÖTZ

Eigentlich müsste bei Eintracht Frankfurt vor dem Gastspiel des FC Augsburg am Dienstag (20.30 Uhr/

die Stimmung hervorrage­nd sein. Die Eintracht spielt ihre beste Saison seit Jahrzehnte­n, klopft an das Tor zur Champions League. Spieler wie der Ex-FCA-Profi Martin Hinteregge­r, Stürmer André Silva oder Filip Kostic werden fast in einem Atemzug mit den EintrachtL­egenden Bernd Hölzenbein, Jürgen Grabowski oder Jay-Jay Okocha, Uwe Bein, Maurizio Gaudino oder Star-Stürmer Anthony Yeboah genannt, die Anfang der 90er Offensiv-Fußball vom Feinsten zeigten.

Doch seit einigen Wochen wird die sportliche Etage der Eintracht gerade in ihren Fundamente­n erschütter­t, als hätte ein Erdbeben mit der Stärke sieben oder acht unter der Mainmetrop­ole stattgefun­den.

Dass Sportdirek­tor Bruno Hübner, 60, nach zehn Jahren den nervenzehr­enden Job abgibt und sich ins Privatlebe­n zurückzieh­t, war ja schon länger bekannt. Aber dass auch Sportvorst­and Fredi Bobic, 49, und Erfolgstra­iner Adi Hütter der Eintracht nach dieser Saison den

Sky)

Rücken kehren, hätten vor kurzem viele für undenkbar gehalten. Angelehnt an eine Textstelle in Georg Büchners Drama „Dantons Tod“, dort heißt es „Ich weiß wohl, — die Revolution ist wie Saturn, sie frisst ihre eigenen Kinder“, frisst der Erfolg nun die Eintracht auf. Der sportliche Baumeister Bobic bat um die vorzeitige Auflösung seines Vertrages, der eigentlich bis 2023 terminiert war, und wird ab der kommenden Saison versuchen, Hertha BSC zum Big City Club zu entwickeln. In Berlin lebt seine Familie, jetzt war für Bobic der richtige Zeitpunkt gekommen, ihr zu folgen. Die Eintracht kassiert zwischen zwei und drei Millionen Euro Ablöse.

Sogar 7,5 Millionen Euro bekommt die Eintracht von LigaKonkur­rent Borussia Mönchengla­dbach für Trainer Adi Hütter überwiesen. Der zog eine Ausstiegsk­lausel und tauscht den aktuellen sportliche­n Erfolg gegen die Perspektiv­en und den Mythos der Gladbacher ein. Dass der 51-jährige Hütter entgegen einem Treueschwu­r vom Februar („Ich bleibe“) nun doch die Mainmetrop­ole Richtung niederrhei­nischer Provinz verlässt, kommt besonders bei den heißblütig­en Eintracht-Fans gar nicht gut an.

Jetzt ist Aufsichtsr­atschef Philip Holzer gefordert. Der ehemalige Investment­banker muss nun mit seinen Kollegen möglichst schnell die vakanten Posten besetzen. Der 55-jährige gebürtige Münchner gilt als öffentlich­keitsscheu­er Stratege, der aber durchaus für neue Wege offensteht. Doch der erste Kandidat für die sportliche Leitung, Ralf

Rangnick, sagte schon einmal ab. Plötzlich ist auch die erstmalige Teilnahme an der Champions League in der Vereinsges­chichte gefährdet. Vier Tage, nachdem Hütter mitteilte, dass er im Sommer nach Mönchengla­dbach wechselt, holte sich sein Team beim 0:4 gegen ausgerechn­et seinen neuen Verein, Gladbach, eine saubere Packung ab.

Lange dürfen die Frankfurte­r aber nicht ihrem scheidende­n Trainer nachweinen. Dortmund ist fünf Spieltage vor Saisonende auf vier Punkte herangekom­men. Ausgerechn­et in dieser Phase fehlt Martin Hinteregge­r seit fünf Spielen mit einer Faszienver­letzung. Im Spiel gegen den FCA könnte er aber sein Comeback geben. Mit oder ohne Hinteregge­r – die Eintracht wird versuchen, das Drama aus der ersten Saison unter Hütter zu verhindern. Damals hatte Frankfurt sechs Spieltage vor dem Saisonende als Vierter auch vier Punkte Vorsprung. Dann verloren sie daheim gegen Augsburg, gewannen keines der folgenden Spiele und waren am Ende nur noch Siebter. 1:3 hieß es am 14. April 2019. Zwei Tore erzielte Marco Richter, eines Michael Gregoritsc­h. Ein gutes Omen?

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