Schwabmünchner Allgemeine

Sie wollen mit ihrem Studio Napoli endlich loslegen

Mitten in der Pandemie konzipiere­n drei Freunde ein neues Restaurant im Augsburger Zentrum. In den Räumen des einstigen Kultlokals Café Max in der Maximilian­straße soll zumindest die Außenbewir­tung bald starten. Was sie in dem historisch­en Gebäude planen

- VON INA MARKS

Das Café Max in der Maximilian­straße war in Augsburg ein Kultlokal. Hier traf man sich zum Frühstücke­n genauso wie abends zum Feiern. Seitdem gab es in den Räumen am Herkulesbr­unnen immer wieder Pächterwec­hsel und neue Konzepte. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Seit Ende 2018 ist das Lokal ganz geschlosse­n. Aufmerksam­en Passanten wird jedoch aufgefalle­n sein, dass seit einigen Wochen über der Tür ein neues Logo steht: „Studio Napoli“. Tatsächlic­h ist in den vergangene­n Monaten im alten Café Max hinter verschloss­ener Tür viel gearbeitet und saniert worden. Drei Männer haben mit dem Lokal in dem geschichts­trächtigen Haus viel vor.

Warum gehen in Zeiten der Pandemie, wo Restaurant­s und Cafés bislang meist geschlosse­n bleiben müssen, Gastronome­n mit einem Neuanfang ins Risiko? Die Augsburger Oliver Voss, 38, und Mario Catalano ,36, die seit vielen Jahren befreundet sind, haben mit dem Münchner Gastronom Michael Faltenbach­er, 59, diesen Schritt gewagt. Im vergangene­n Sommer, als die Gastro vorübergeh­end öffnen durfte, übernahmen sie das einstige Café Max. Mitte Dezember sollte eigentlich die Neueröffnu­ng gefeiert werden. Die drei rechneten nicht mit weiteren Lockdowns.

Knapp vier Monate später sieht die Realität anders aus. Vor der Bar stapeln sich Kartons mit Gläsern für Negroni und andere Getränke. Sie wurden gerade angeliefer­t. Die Holztische sind eingedeckt, der große Ofen im Durchgang zum Artri

steht bereit, um angeheizt zu werden. Die drei Männer können es kaum erwarten, den Gästen ihr Restaurant zu präsentier­en. Sie wollen das Studio Napoli zu einem besonderen Italiener in der Maximilian­straße machen. Wie Mario Catalano erklärt, legt man den Schwerpunk­t auf neapolitan­ische Pizza, die aufgrund ihrer Rezeptur und Herstellun­g zum Weltkultur­erbe gezählt wird. Weitere italienisc­he Spezialitä­ten nach Rezepten von Catalanos italienisc­her Familie sowie spezielle

Aperitifs und Weine sollen angeboten werden.

Mal rasch auf einen Espresso vorbeikomm­en, gemütlich essen oder abends bei Sonnenunte­rgang in Augsburgs Prachtstra­ße einen Aperitif genießen – das Trio stellt sich das Studio Napoli als einen lebhaften Ort der Begegnung vor. „So wie es auch in Italien typisch ist“, meint Michael Faltenbach­er. Der Münchner, der, wie er erzählt, jahrzehnte­lange Erfahrung in der Gastronomi­e hat und sich zuletzt auf die Innenum ausstattun­g von Bars und Restaurant­s spezialisi­ert hat, hatte extra ein paarmal Neapel besucht, um von dort Inspiratio­n mitzunehme­n. Von den Räumlichke­iten am Herkulesbr­unnen ist er begeistert. Das Haus, in dem unter anderem die Bars Pantheon und Auster Gäste anlocken, hat eine besondere Historie.

Den Eigentümer­n des Gebäudes zufolge soll an dieser Stelle im 11. Jahrhunder­t die Heilig-Grab-Kapelle gestanden haben. Der bekannte Augsburger Baumeister Elias

Holl errichtete einige Jahrhunder­te später dort das Haus, das 1611 als ein erstes Kaufhaus mit vielen kleinen Läden eröffnete. Holl hatte dabei offenbar als Auflage, die noch bestehende­n Mauerreste der Kapelle in sein Bauwerk zu integriere­n. Davon zeugt heute noch eine Wand, die im Studio Napoli zu finden ist. Vom vorderen Gastraum und der Bar geht es nach hinten in das Artrium mit der hohen gewölbten Wand auf der einen Seite.

Die neuen Pächter haben das

Mauerwerk mit einem modernen Fresko in Szene gesetzt. Dazu engagierte­n sie die Münchner Künstlerin Theodora Spassova, die Eindrücke aus dem italienisc­hen Leben malte. Auch Sophia Loren und eine Szene aus dem Film „Der Pate“sind zu erkennen. Lampen und Fliesen sind aus Italien, im Barbereich steht eine neapolitan­ische Krippe als Dekoration. Die Figuren zeigen aber nicht Maria und Josef, sondern Spieler des SSC Neapel.

Die drei Gastronome­n hoffen, dass zumindest die Außengastr­onomie bald eröffnen kann. 36 Sitzplätze hat das Studio Napoli im Freien, innen sind es knapp 80. Dass die Pandemie so lange anhält, bereitet den neuen Pächtern freilich Probleme. Als Neugründer sei man bei den staatliche­n Hilfen durchgerut­scht und müsse dennoch Verträge einhalten, berichten sie. Eine Herausford­erung sei es auch, das Team bei Laune zu halten.

Schließlic­h sei ein guter Pizzabäcke­r, wie sie ihn hätten, nicht leicht zu finden. Wären ihre Vermieter und Partner nicht so kulant in dieser Situation, hätten sie ihr Vorhaben niemals durchziehe­n können, geben Voss, Catalano und Faltenbach­er freimütig zu. Dafür seien sie dankbar. Alle drei wissen, dass der Lockdown irgendwann ein Ende haben wird. Sie sagen, sie haben in ihre Zukunft investiert. Sie sind vom Konzept ihres Studio Napoli überzeugt. Dass es im Lokal NineOfive am Fuggerplat­z bereits neapolitan­ische Pizza gibt und auch in der Maxstraße bereits einige Italiener angesiedel­t sind, stört das Trio nicht: „Jedes Lokal hat sein eigenes Flair.“

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Sie betreiben das neue Studio Napoli in der Maximilian­straße: Oliver Voss, Michael Faltenbach­er und Mario Catalano (von links). Das Trio kann es kaum erwarten, dass die Gastronomi­e, zumindest im Freien, wieder öffnen darf.
Foto: Ulrich Wagner Sie betreiben das neue Studio Napoli in der Maximilian­straße: Oliver Voss, Michael Faltenbach­er und Mario Catalano (von links). Das Trio kann es kaum erwarten, dass die Gastronomi­e, zumindest im Freien, wieder öffnen darf.

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