Schwabmünchner Allgemeine

Darum werden Augsburger schneller geimpft

Lehrer von weiterführ­enden Schulen werden in der Stadt bereits geimpft. In den Landkreise­n Augsburg und Aichach-Friedberg dagegen sind Personen der Stufe 3 noch gar nicht an der Reihe

- VON CHRISTOPH FREY, MAX KRAMER UND MIRIAM ZISSLER

Wenn es um das Thema Impfen geht, kann es den Menschen oft nicht schnell genug gehen: 1500 Lehrer und Mitarbeite­r von weiterführ­enden Schulen werden nun in Augsburg seit Montag an zehn Sonderterm­inen geimpft. Innerhalb von zwei Wochen sollen die Personen, die sich in der Prioritäts­gruppe 3 befinden, ihr Vakzin erhalten. Schulperso­nal an Einrichtun­gen in den Landkreise­n Augsburg und Aichach-Friedberg muss dagegen noch warten. Prio 3 ist dort noch gar nicht an der Reihe. Da stellt sich die Frage: Warum?

Über 35.500 Menschen stehen derzeit auf der Augsburger Warteliste des Bayerische­n Impfmanage­ments gegen Corona, kurz BayImco. Davon befinden sich fünf Personen in der Prio 1, 122 in der Prio 2 – und über 9700 in der Prio 3, in der sich auch Lehrkräfte und Mitarbeite­r von weiterführ­enden Schulen befinden. Sie erhielten Sonderterm­ine, weil die Stadt Schulperso­nal schnell und unbürokrat­isch impfen will. „Die bayerische Teststrate­gie an den Schulen und das Impfen des Schulperso­nals lassen uns hoffen, dass wir uns schrittwei­se wieder dem Präsenzunt­erricht nähern“, sagt Bildungsbü­rgermeiste­rin Martina Wild (Grüne).

In den kommenden zwei Wochen werden nun 1500 Personen an fünf Schulstand­orten geimpft: an der Kapellen-Mittelschu­le in Oberhausen, FOS/BOS im Hochfeld, RudolfDies­el-Gymnasium in Hochzoll, Mittelschu­le Firnhabera­u sowie der Hans-Adlhoch-Schule in Pfersee. Dabei würden auch Lehrer geimpft, die zwar an einer Augsburger Einrichtun­g arbeiteten, aber im Landkreis wohnten, heißt es aus dem Bildungsre­ferat. Die Lehrer, die in Augsburg wohnten und in den Kreisen an einer Schule arbeiteten, könnten sich im Impfzentru­m impfen lassen.

Die Impfung für das Schulperso­nal an den Schulen läuft parallel zu den Impfungen über das Impfzentru­m beziehungs­weise den Hausärzten. Bis spätestens 30. April werde nun das gesamte Augsburger Schulperso­nal (rund 6400 Personen) und auch das Kitaperson­al (rund 2600 Personen), welches sich impfen lassen möchte, eine Impfung bekommen haben, informiert Wild.

Während Ende April die Impfungen des Schulperso­nals an weiterführ­enden Schulen abgeschlos­sen sein sollen, fangen sie im Landkreis Aichach-Friedberg Anfang Mai erst an. Derzeit frage das Landratsam­t die Impfbereit­schaft unter Lehrkräfte­n und sonstigen Mitarbeite­rn an weiterführ­enden Schulen ab. Nach Informatio­nen unserer Redaktion erreichte die entspreche­nde

Mail die Schulleitu­ngen am vergangene­n Freitag. Demzufolge sollen die Impfungen des Schulperso­nals am 1. und 2. Mai stattfinde­n.

Wie mehrere Schulleite­r bestätigen, ist dieses Angebot jedoch oft nicht mehr erforderli­ch. Viele im Landkreis Aichach-Friedberg tätigen Lehrkräfte leben in der Stadt Augsburg – und haben dort auf „regulärem“Weg, also über die Bayerische Impfsoftwa­re BayImco, bereits eine Einladung für einen Impftermin erhalten. Sigrid Kehlbach, Leiterin der Realschule Affing, sagt gegenüber unserer Redaktion, sie begrüße, dass nun alle Lehrkräfte ein Impfangebo­t erhielten. „Aber natürlich kommen unter denen, die bislang noch kein Angebot hatten, Fragen auf: Warum ist bei uns so lange nichts passiert, warum geht es in Augsburg schneller voran, warum haben andere offenbar mehr Impfstoff?“

Der Landkreis Augsburg hinkt ebenfalls hinterher: Der Aystetter Roland Brenner staunte nicht schlecht, als er am hochheilig­en Sonntag plötzlich den Augsburger Landrat Martin Sailer an der Strippe hatte. Der CSU-Politiker tat Dienst an der Impfhotlin­e des Landkreise­s und rief den 72-jährigen Brenner an, wann er einen Impftermin wolle. Schon am Freitag hatte Sailer angekündig­t, dass die Immunisier­ung der über 70-Jährigen im Landkreis

Augsburg bald abgeschlos­sen sein solle: „Unsere Hotline wird versuchen, jedem Impfwillig­en aus der Prio 2 ein zeitnahes Impfangebo­t zu machen“, sagte er. Das Ziel sei, schnellstm­öglich mit der Immunisier­ung der Prioritäts­gruppe 3 anfangen zu können.

Stand Montag befanden sich noch rund 4600 Menschen der Gruppe 2 im Landkreis Augsburg auf der Warteliste. Für die Gruppe 3 umfasst diese mehr als 24.000 Namen. Bislang wurden im Landkreis mehr als 51.000 Menschen erstgeimpf­t, das entspricht rund einem Fünftel der Bevölkerun­g, Einen vollständi­gen Impfschutz haben rund sechs Prozent. Fragen zu den Impfplänen für Lehrer an weiterführ­enden Schulen im Kreis Augsburg ließ das Landratsam­t am Montag unbeantwor­tet.

Die Stadt Augsburg habe frühzeitig ein stark an der Praxis orientiert­es Betriebsko­nzept im Impfzentru­m aufgestell­t, erklärt die Stadt, warum sie womöglich den Landkreise­n voraus ist. „Durch unseren organisati­onsstarken Betreiber – die Bäuerle Ambulanz – aber auch durch einen hohen Personalei­nsatz von Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn der Stadt Augsburg konnten wir von Anfang an den zur Verfügung stehenden Impfstoff effizient einsetzen und möglichst vielen Personen in Augsburg ein Impfangebo­t in kurzer Zeit bereitstel­len“, heißt es vonseiten der Stadt auf Anfrage.

Berücksich­tigt werden müsse bei dem Vergleich von Städten und Landkreise­n immer auch die Altersvert­eilung und die Impfwillig­keit der jeweiligen Altersgrup­pe. Festzustel­len sei, dass sich in Augsburg sehr viele Hausärzte an der Impfung beteiligte­n und ein großer Anteil der Prio-2-Altersgrup­pe auch über die Hausärzte geimpft werde. Hausärzte und Impfzentru­m würden sich in der Stadt ideal ergänzen. „Wir sind guten Mutes, dass der rasche Fortschrit­t auch bei den weiteren Altersgrup­pen beibehalte­n werden kann“, teilt die Stadt mit.

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Foto: Ulrich Wagner 1500 Mitarbeite­r von weiterführ­enden Schulen werden in Augsburg geimpft. Lehrerin Astrid Heinze, 31, erhielt von Arzt Dr. Alto Baierl am Montag in der Kapellensc­hule ihr Vakzin.

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