Darum werden Augsburger schneller geimpft
Lehrer von weiterführenden Schulen werden in der Stadt bereits geimpft. In den Landkreisen Augsburg und Aichach-Friedberg dagegen sind Personen der Stufe 3 noch gar nicht an der Reihe
Wenn es um das Thema Impfen geht, kann es den Menschen oft nicht schnell genug gehen: 1500 Lehrer und Mitarbeiter von weiterführenden Schulen werden nun in Augsburg seit Montag an zehn Sonderterminen geimpft. Innerhalb von zwei Wochen sollen die Personen, die sich in der Prioritätsgruppe 3 befinden, ihr Vakzin erhalten. Schulpersonal an Einrichtungen in den Landkreisen Augsburg und Aichach-Friedberg muss dagegen noch warten. Prio 3 ist dort noch gar nicht an der Reihe. Da stellt sich die Frage: Warum?
Über 35.500 Menschen stehen derzeit auf der Augsburger Warteliste des Bayerischen Impfmanagements gegen Corona, kurz BayImco. Davon befinden sich fünf Personen in der Prio 1, 122 in der Prio 2 – und über 9700 in der Prio 3, in der sich auch Lehrkräfte und Mitarbeiter von weiterführenden Schulen befinden. Sie erhielten Sondertermine, weil die Stadt Schulpersonal schnell und unbürokratisch impfen will. „Die bayerische Teststrategie an den Schulen und das Impfen des Schulpersonals lassen uns hoffen, dass wir uns schrittweise wieder dem Präsenzunterricht nähern“, sagt Bildungsbürgermeisterin Martina Wild (Grüne).
In den kommenden zwei Wochen werden nun 1500 Personen an fünf Schulstandorten geimpft: an der Kapellen-Mittelschule in Oberhausen, FOS/BOS im Hochfeld, RudolfDiesel-Gymnasium in Hochzoll, Mittelschule Firnhaberau sowie der Hans-Adlhoch-Schule in Pfersee. Dabei würden auch Lehrer geimpft, die zwar an einer Augsburger Einrichtung arbeiteten, aber im Landkreis wohnten, heißt es aus dem Bildungsreferat. Die Lehrer, die in Augsburg wohnten und in den Kreisen an einer Schule arbeiteten, könnten sich im Impfzentrum impfen lassen.
Die Impfung für das Schulpersonal an den Schulen läuft parallel zu den Impfungen über das Impfzentrum beziehungsweise den Hausärzten. Bis spätestens 30. April werde nun das gesamte Augsburger Schulpersonal (rund 6400 Personen) und auch das Kitapersonal (rund 2600 Personen), welches sich impfen lassen möchte, eine Impfung bekommen haben, informiert Wild.
Während Ende April die Impfungen des Schulpersonals an weiterführenden Schulen abgeschlossen sein sollen, fangen sie im Landkreis Aichach-Friedberg Anfang Mai erst an. Derzeit frage das Landratsamt die Impfbereitschaft unter Lehrkräften und sonstigen Mitarbeitern an weiterführenden Schulen ab. Nach Informationen unserer Redaktion erreichte die entsprechende
Mail die Schulleitungen am vergangenen Freitag. Demzufolge sollen die Impfungen des Schulpersonals am 1. und 2. Mai stattfinden.
Wie mehrere Schulleiter bestätigen, ist dieses Angebot jedoch oft nicht mehr erforderlich. Viele im Landkreis Aichach-Friedberg tätigen Lehrkräfte leben in der Stadt Augsburg – und haben dort auf „regulärem“Weg, also über die Bayerische Impfsoftware BayImco, bereits eine Einladung für einen Impftermin erhalten. Sigrid Kehlbach, Leiterin der Realschule Affing, sagt gegenüber unserer Redaktion, sie begrüße, dass nun alle Lehrkräfte ein Impfangebot erhielten. „Aber natürlich kommen unter denen, die bislang noch kein Angebot hatten, Fragen auf: Warum ist bei uns so lange nichts passiert, warum geht es in Augsburg schneller voran, warum haben andere offenbar mehr Impfstoff?“
Der Landkreis Augsburg hinkt ebenfalls hinterher: Der Aystetter Roland Brenner staunte nicht schlecht, als er am hochheiligen Sonntag plötzlich den Augsburger Landrat Martin Sailer an der Strippe hatte. Der CSU-Politiker tat Dienst an der Impfhotline des Landkreises und rief den 72-jährigen Brenner an, wann er einen Impftermin wolle. Schon am Freitag hatte Sailer angekündigt, dass die Immunisierung der über 70-Jährigen im Landkreis
Augsburg bald abgeschlossen sein solle: „Unsere Hotline wird versuchen, jedem Impfwilligen aus der Prio 2 ein zeitnahes Impfangebot zu machen“, sagte er. Das Ziel sei, schnellstmöglich mit der Immunisierung der Prioritätsgruppe 3 anfangen zu können.
Stand Montag befanden sich noch rund 4600 Menschen der Gruppe 2 im Landkreis Augsburg auf der Warteliste. Für die Gruppe 3 umfasst diese mehr als 24.000 Namen. Bislang wurden im Landkreis mehr als 51.000 Menschen erstgeimpft, das entspricht rund einem Fünftel der Bevölkerung, Einen vollständigen Impfschutz haben rund sechs Prozent. Fragen zu den Impfplänen für Lehrer an weiterführenden Schulen im Kreis Augsburg ließ das Landratsamt am Montag unbeantwortet.
Die Stadt Augsburg habe frühzeitig ein stark an der Praxis orientiertes Betriebskonzept im Impfzentrum aufgestellt, erklärt die Stadt, warum sie womöglich den Landkreisen voraus ist. „Durch unseren organisationsstarken Betreiber – die Bäuerle Ambulanz – aber auch durch einen hohen Personaleinsatz von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt Augsburg konnten wir von Anfang an den zur Verfügung stehenden Impfstoff effizient einsetzen und möglichst vielen Personen in Augsburg ein Impfangebot in kurzer Zeit bereitstellen“, heißt es vonseiten der Stadt auf Anfrage.
Berücksichtigt werden müsse bei dem Vergleich von Städten und Landkreisen immer auch die Altersverteilung und die Impfwilligkeit der jeweiligen Altersgruppe. Festzustellen sei, dass sich in Augsburg sehr viele Hausärzte an der Impfung beteiligten und ein großer Anteil der Prio-2-Altersgruppe auch über die Hausärzte geimpft werde. Hausärzte und Impfzentrum würden sich in der Stadt ideal ergänzen. „Wir sind guten Mutes, dass der rasche Fortschritt auch bei den weiteren Altersgruppen beibehalten werden kann“, teilt die Stadt mit.