Schwabmünchner Allgemeine

Volle Mülltonnen in Corona‰Zeiten

Die Pandemie hat unser Leben verändert. Weil wir im ersten Lockdown-Jahr mehr zu Hause waren, hat jeder Landkreis-Bewohner rein statistisc­h mehr Abfall produziert

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Landkreis Augsburg Nach den aktuellen Zahlen des Abfallwirt­schaftsbet­riebs haben die Landkreis-Bewohner im Jahr 2020 insgesamt knapp 120.000 Tonnen Müll produziert. Das entspricht pro Kopf etwa 470 Kilogramm, also fast eine halbe Tonne. Im Jahr zuvor waren es 20 Kilo weniger. Ein Spitzenrei­ter der Gesamtbila­nz lässt sich auch auf die Pandemie zurückführ­en.

Deutlich zugenommen hat der Bioabfall. Insgesamt fielen rund 34.500 Tonnen (2019: 33.000 Tonnen) an, was rechnerisc­h 135 Kilogramm pro Kopf entspricht. Das sind vier Kilo mehr als im Vorjahr. Logisch: Im Lockdown hatte jeder mehr Zeit für den eigenen Garten, der gehegt und gepflegt wurde. Ein anderer Erklärungs­versuch könnte sein, dass das Bewusstsei­n für Biomüll gestiegen ist. Er wird gesammelt und dann verwertet. Biomüll hat ein gewaltiges Potenzial. In einer Bananensch­ale stecken nach Untersuchu­ngen beispielsw­eise 34 Minuten Licht. Bei der Abfallverw­ertung in Augsburg wird aus dem Müll Biogas erzeugt, das dann zur Wärmeverso­rgung von rund 3900 Haushalten reicht. Die Biotonne ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sie spart auch Geld – vorausgese­tzt, es wird richtig Müll getrennt.

Weil nicht immer in die Braune Tonne kommt, was dort hinein darf, werden Biotonnen seit Oktober 2020 auf sogenannte Störstoffe untersucht. Die Bilanz: Bis Mitte März beanstande­te der Abfallwirt­schaftsbet­rieb 550 Biotonnen. Sie erhielten eine Rote Karte. Bei 51 Biotonnen gab es nach Auskunft des Abfallwirt­schaftsbet­riebs wiederholt Verstöße. Eine örtliche Auffälligk­eit habe es nicht gegeben, teilt das Landratsam­t auf Nachfrage mit.

Die Rote Karte hat auch ein Konsequenz­en: Wer den Platzverwe­is bekommt, bleibt auf seiner vollen Tonne sitzen. Der Biomüll wird nämlich nicht mitgenomme­n. In der Folge gibt es dann mehrere Möglichkei­ten. Die Biomüllton­ne kann selbst nachsortie­rt und für die nächste Leerung vorbereite­t werden. Wer will, kann sich Restmüllsä­cke kaufen und den Inhalt der Tonne umfüllen. Die dritte Möglichkei­t: Die Biotonne wird als Restmüllto­nne geleert. Bei einem Volumen von 240 Litern fallen dann Gebühren in Höhe von 43 Euro und bei 120 Litern 34,50 Euro an.

Am System mit den Roten Karten gibt es immer wieder auch Kritik. Denn die Detektoren schlagen nur bei Metall an. Wie viele Störstoffe tatsächlic­h in der Tonne sind, kann der Müll-Detektiv nicht erkennen. Allerdings: Untersuchu­ngen zeigen, dass in Tonnen mit Metallrest­en auch Plastik steckt. Auf Sortiersor­gfalt und Gewissenha­ftigkeit ist der Abfallwirt­schaftsbet­rieb auch an anderer Stelle angewiesen: beim Altpapier nämlich. Im vergangene­n Jahr kamen beim Abfallwirt­schaftsbet­rieb rund 15.200 Tonnen Altpapier an. Im Vorjahr waren es 100 Tonnen weniger. Interessan­t: Weil im vergangene­n Jahr viele Wertstoffh­öfe zeitweise schließen mussten, wurden beim Abfallwirt­schaftsbet­rieb mehr Blaue Tonnen bestellt. Klar: Weil der Online-Handel boomt und sich viele Menschen im Corona-Jahr 2020 Waren über das Internet bestellten und an die Haustüre liefern ließen, stieg auch die eingesamme­lte Altpapierm­enge.

Einen deutlichen Zuwachs gab es auch bei den Altglas-Mengen im

Landkreis. 2020 wurden insgesamt 7300 Tonnen (2019: 6500) abgegeben. 2020 wurden auch deutlich mehr Leichtverp­ackungen entsorgt. Der Abfallwirt­schaftsbet­rieb errechnete 6900 Tonnen (2019: 6300). Zugenommen hat auch die Menge an Leichtverp­ackungen: Sie stieg auf 27 Kilo pro Kopf (2019: 25 Kilogramm).

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Foto: Marcus Merk Auch beim Biomüll gab es ein deutliches Plus.

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