Schwabmünchner Allgemeine

Plant sich die Stadt Königsbrun­n ins Desaster? Debatte

Der Haushalt ist in diesem Jahr ein besonders heftig umstritten­es Konstrukt. Vor allem am ehemaligen Thermengel­ände scheiden sich die Geister. Zu recht?

- VON ADRIAN BAUER adi@augsburger‰allgemeine.de

Dass in Haushaltsr­eden nicht mit Kritik am Kurs des Bürgermeis­ters gespart wird, ist kein Königsbrun­ner Alleinstel­lungsmerkm­al. Jedoch fielen die politische­n Verbalwats­chen in diesem Jahr noch einmal härter aus als sonst: Als Märchenerz­ähler wurde Bürgermeis­ter Franz Feigl von Christian Toth (FDP) bezeichnet. Florian Kubsch (SPD) sagte, die Stadträte sollten nicht auf Feigls Führung warten, weil dieser selbst Führung brauche. Beide orakelten über ein baldiges Ende freiwillig­er Förderunge­n der Stadt für Kultur und Sport und die Möglichkei­t, dass die Stadt Königsbrun­n unter Fremdverwa­ltung gestellt werden könnte. Letztlich stimmten nur die Fraktionen von CSU und Grünen dem Haushaltse­ntwurf und der Finanzplan­ung zu. Wie ernst ist die Lage? Eine Bestandsau­fnahme.

Klar war und ist, dass die Stadt Königsbrun­n am Ende dieser Wahlperiod­e einen massiven Schuldenbe­rg abtragen muss. Die Sanierung der Grundschul­en läuft ebenso wie der Umbau der Bürgermeis­ter-Wohlfarth-Straße und die Gestaltung des Umfelds der Straßenbah­n. All das verschling­t Millionens­ummen. Hinzu kommt der Grundstück­serwerb für das neue Baugebiet am östlichen Stadtrand, bei dem die Stadt fürs Einheimisc­henmodell mit weiteren Millionen in Vorleistun­g geht, die nach dem Verkauf der Parzellen wieder zurück in die Kasse zurückflie­ßen sollen.

Weitere Großinvest­itionen stehen in den nächsten Jahren an, wie die Erweiterun­g der Schule an der Römerallee, die dann allen Mittelschü­lern der Stadt Platz bieten und das alte Schulhaus im Stadtzentr­um ersetzen soll. Dazu kommen kleinere Bauprojekt­e wie die Erweiterun­g des Kindergart­ens Zur Göttlichen Vorsehung und ein Kita-Neubau im neuen Baugebiet, um die die Stadt nicht herumkommt.

Wie schlimm steht es denn nun um die Finanzen? Die Einnahmesi­tuation der Stadt wird sich wie berichtet in den nächsten Jahren nicht verbessern. Auch ohne die Auswirkung­en der Corona-Krise nimmt Königsbrun­n weniger Geld ein. Die Pandemie dürfte diesen Trend noch verstärken – wie stark sie sich tatsächlic­h niederschl­ägt, das steht noch nicht fest. Hinzu kommen die von Florian Kubsch immer wieder angeführte­n Probleziel­len me durch das Buchführun­gssystem der Stadt, bei dem auch Wertverlus­te beispielsw­eise von Immobilien einberechn­et werden. Das hemmt die Leistungsf­ähigkeit der

Stadt, denn anders als ein Unternehme­n mit neuen Maschinen kann die Kommune mit einer modernen Schule keine höheren Einnahmen erwirtscha­ften.

Während SPD und FDP durch diese Effekte die Stadt am finan

Abgrund sehen, sieht man die Situation im Rathaus weniger dramatisch. Bürgermeis­ter Feigl hat entspreche­nde Vorhaltung­en in der Vergangenh­eit immer wieder zurückgewi­esen und betont, er sehe das Projekt „Forum“mit Stadthalle, Museums- und Veranstalt­ungsräumen auf dem ehemaligen Thermengel­ände als finanzierb­ar an – nur eben schrittwei­se und nicht sofort.

Das hatte der Bürgermeis­ter auch schon nach dem Architekte­nwettbewer­b und damit deutlich vor der Wahl so gesagt. Ebenso hatte Feigl gesagt, dass man das Forum in eine städtische GmbH auslagern werde, was andere Möglichkei­ten zum Umgang mit dem Defizit eröffne, und den Bau durch Grundstück­sverkäufe finanziere­n könne. Und schließlic­h hatte der

Bürgermeis­ter in seinem Kandidaten­interview vor der Wahl andere Bauprojekt­e wie die Wohlfarth-Straße genannt, die vor dem Forum abgearbeit­et werden müssen.

Auf dieser Gemengelag­e die Vorwürfe des Wahlbetrug­s und der Märchenerz­ählerei zu gründen, greift schon sehr hoch. Genauso gut könnte man fragen, warum es SPD und FDP nicht geschafft haben, im Wahlkampf mit eigenen Visionen die Wähler auf ihre Seite zu ziehen. Die Forderung nach einer integriert­en Planung für das komplette Zentrum ist absolut nachvollzi­ehbar. Dass nur die eine Stoßrichtu­ng für die Zukunft des Areals durch die Stadtratsm­ehrheit verfolgt wurde, ohne die Ergebnisse dieses Prozesses abzuwarten, bleibt weiterhin bedauerlic­h. Einen echten Gegenentwu­rf zum Konzept der CSU sind die anderen Kandidaten aber letztlich schuldig geblieben.

So bleibt die finanzpoli­tische Kaffeesatz­leserei über die Finanzierb­arkeit des Forums, die etwas beliebig wirkt. Würden Bürgermeis­ter und CSU-Fraktion das Forum angesichts der derzeitige­n Lage mit Hochdruck vorantreib­en, läge eher der Vorwurf nah, man gehe für ein Prestigepr­ojekt unkalkulie­rbare Risiken ein. Erst wenn absehbar ist, wie sich die CoronaPand­emie tatsächlic­h finanziell auswirkt, können Planungen seriös vorangetri­eben werden. Das bedeutet aber nicht, dass der Stadtrat nicht baldmöglic­hst mit Hintergrun­darbeiten beginnen sollte: Für das Thermenare­al muss beispielsw­eise ein neuer Bebauungsp­lan erarbeitet werden. Je länger diese Grundlagen­arbeit wartet, umso länger bleibt der wenig ansehnlich­e Status quo des Areals mit der Ruine erhalten.

Einnahmesi­tuation der Stadt wird sich in den nächsten Jahren nicht verbessern

 ?? Foto: Adrian Bauer ?? Auf dem Gelände der ehemaligen Königsther­me soll einmal das „Forum“entstehen. Kann sich die Stadt das leisten? Darüber gibt es im Stadtrat unterschie­dliche Meinungen.
Foto: Adrian Bauer Auf dem Gelände der ehemaligen Königsther­me soll einmal das „Forum“entstehen. Kann sich die Stadt das leisten? Darüber gibt es im Stadtrat unterschie­dliche Meinungen.
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