CSU-Fraktion feiert Söder
Der Steinerne Saal des Bayerischen Landtags ist ein Ort der Erkenntnis. Auf dem Weg in den Plenarsaal müssen hier alle durch. Alle stehen unter Beobachtung – Abgeordnete, Ministerinnen und Minister und auch der Ministerpräsident. Es gibt zwar einen versteckten Seiteneingang, aber wer den benutzt, der macht sich verdächtig. Seit einiger Zeit tagt, um die Abstandsregeln einhalten zu können, auch die CSU-Fraktion im Plenarsaal. So auch an diesem denkwürdigen Mittwoch.
Zuletzt warteten hier regelmäßig sechs bis acht Kamerateams und manchmal mehr als 20 Journalisten auf Markus Söder. Jetzt stehen da gerade noch zwei Kameras und vier Journalisten. Im Vergleich zu normalen Tagen herrscht gähnende Leere. Und Söder nutzt die Situation für einen ungewöhnlichen Auftritt. Er lässt seinen Begleitern, seinen Personenschützern, seinem Generalsekretär und seinem Staatskanzleichef den Vortritt und kommt alleine ums Eck in den Steinernen Saal – gemessenen Schrittes, demonstrativ gut gelaunt und freundlich grüßend. Söder kennt die Kraft der Bilder. Dieses Bild sagt: Ich bin zwar nicht Kanzlerkandidat geworden, aber ich bin noch da.
Vor den CSU-Abgeordneten im Plenarsaal muss er sich nicht groß in Pose werfen. Sie begrüßen ihn mit begeistertem Applaus. Alle im Saal haben gelesen oder aus eigenen Quellen gehört, wie die CDUGranden ihren Parteichef in der Nacht zum Montag haben abblitzen lassen. Söder redet nicht darüber, dementiert die Berichte aber auch nicht. Als er zu Ende kommt, wird aus dem begeisterten ein tosender Applaus. In der CSU ist Söder stärker als zuvor.