Bürger fremdeln mit digitaler Vhs
Lernen per Bildschirm – dazu will die Volkshochschule Augsburger Land in Zeiten der Pandemie animieren. Doch das Angebot wird bisher nur zögerlich angenommen
Landkreis Augsburg Bis zur CoronaPandemie trafen sich die Teilnehmer der Kurse der Volkshochschule (Vhs) Augsburger Land. Doch seit Monaten kann die Volkshochschule wegen des Lockdowns keine Präsenzkurse mehr anbieten. Deswegen hat das Team um Vhs-Leiterin Christa Steinhart das Online-Angebot ausgeweitet. Dafür wurde ein eigenes Team zusammengestellt. In normalen Zeiten hatte die Bildungseinrichtung im Schnitt knapp 1500 Kurse pro Semester. Jetzt im Frühjahr sind circa 300 Online-Kurse im Programm. Und nahezu täglich kommen welche hinzu. „Allerdings melden sich bei relativ vielen davon wenige Teilnehmer an“, sagt Steinhart. Das Volkshochschul-Team hat auch schon eine Erklärung dafür und Pläne, wie es weitergehen soll.
„Wir haben viele Teilnehmer im ländlichen Raum, die Berührungsängste haben, weil sie sich nicht vorstellen können, wie so ein Kurs am heimischen PC abläuft“, erklärt Christa Steinhart. So machten beispielsweise bei Sprachkursen viele ältere Menschen mit. „Wir geben den Kursteilnehmern Hilfeleistung bei Anfangsschwierigkeiten mit dem Online-Lernen.“Viele andere Interessenten wüssten einfach nicht, dass immer mehr Lehrveranstaltungen der Volkshochschule auch im Netz zur Verfügung stehen.
Auch die Kursleiter hätten sich „in diese neue Welt begeben müssen“. Ihnen würden, auch über den Volkshochschul-Dachverband, Schulungen angeboten. „Inzwischen sind unsere Anforderungen strenger als zur Anfangszeit“, betont die Vhs-Leiterin. „Wir haben kontrolliert, ob die Kursleiter auch die erforderliche Ausrüstung und Fähigkeiten im digitalen Bereich aufweisen.“Sie müssten zudem ihre Medienkompetenz stetig erweitern. Außerdem müssten neue Übungen und Materialien entworfen werden, die der digitalen Umgebung angepasst sind. Den Kursleitern werde eine regelmäßige Sprechstunde angeboten, bei der sie Rat und Hilfe einholen könnten.
Die meisten der Dozenten übertragen ihre Veranstaltungen von zu Hause aus ins Netz, erklärt Christa Steinhart. Abgedeckt würden dabei Bereiche von Entspannungskursen bis hin zu wissenschaftlichen Vorträgen. „Neben Sprachkursen gibt es vor allem großes Interesse gerade im Gesundheitsbereich.“Hier könne man beispielsweise Übungen, die der Kursleiter vorführt, im eigenen Wohnzimmer absolvieren. Um das Angebot im Netz zu koordinieren, wurde ein Team aufgestellt. „Wir mussten eine eigene Online-Volkshochschule aufbauen, denn dieses Angebot lässt sich nicht über unsere 33 örtlichen Volkshochschulen organisieren.“Projektleiterin ist Svenja Uth, die auch das Bildungszentrum West in Zusmarshausen leitet. „Rund 50 der 300 Online-Kurse sind externe Angebote, die wir uns mit anderen Volkshochschulen teilen“, erklärt Svenja Uth. So beispielsweise das kostenlose wissenschaftliche Programm von vhs.wissen live.
Die Kurse sind für Teilnehmende über alle Altersgruppen hinweg gealle eignet, betont Uth. „Unsere jüngste Teilnehmerin im Online-Kurs war zu Kursbeginn sechs Monate alt. Sie hat mit ihrer Mutter im Kurs Prager Eltern-Kind-Programm (PEKIP®) teilgenommen.“Die älteste war 80 Jahre und hat bei einem OnlineFranzösischkurs mitgemacht. „Eine der größten Herausforderungen ist es, das Lernen zu einem sozialen Erlebnis zu machen.“Alle Teilnehmenden sollen im Kurs die Erfahrung machen, Teil eines sozialen Gefüges zu sein, also einer Lerngruppe, die sich gemeinsam einem Thema widmet, obwohl sie räumlich getrennt sind, so Svenja Uth.
Im Herbstsemester sollen dann auch Präsenzkurse angeboten werden, die zur Teilnahme an OnlineKursen befähigen, falls Interessenten skeptisch seien, was ihre Ausstattung oder ihr technisches Knowhow betrifft.
Dabei arbeitet das Volkshochschulteam auch bereits an der Zukunft: „Wir führen derzeit im Rahmen des Projekts zur Entwicklung einer Digitalstrategie auch Befragungen durch, um herauszufinden, welche Kurse sich die Bürger und Bürgerinnen in unserem Landkreis wünschen“, erklärt Svenja Uth. Dies geschehe nicht zuletzt, um auch neue Zielgruppen anzusprechen. „Dies gilt für den Onlinebereich genauso wie für Präsenzkurse.“Und bei den Teilnehmern der Kurse im Netz sei die Zufriedenheit sehr groß, habe sich bei der Evaluation herausgestellt, sagt Christa Steinhart.
Das Online-Angebot soll auch nach der Corona-Pandemie fester Bestandteil des Vhs-Programms bleiben. „Genauso möchten wir in der Zukunft weiter an der Entwicklung von Hybridangeboten arbeiten, um so die Vorteile aus ‘beiden Welten’ zu vereinen“, so Uth.