Schwabmünchner Allgemeine

Live aus dem Stadtrat für 1500 Euro

Bobingen hat die Weichen für Übertragun­gen gestellt

- VON ELMAR KNÖCHEL

Bobingen Sitzungen des Bobinger Stadtrats sollen in Zukunft live im Internet übertragen werden. Die Hürden für solche Livestream­s sind allerdings hoch. Zuerst müsse sichergest­ellt sein, dass nur der jeweilige Redner in Bild und Ton übertragen wird. Kameraschw­enks über andere Stadträte oder gar Zuschauer sind nicht erlaubt. Außerdem muss sowohl jeder Stadtrat als auch jeder Verwaltung­sangehörig­e, der in der Sitzung gehört werden soll, vorher seine Zustimmung zur Übertragun­g gegeben haben.

Hier liegen die Probleme, die zukünftige Streams aus dem Bobinger Rat schwierig machen dürften. Denn von 24 Ratsmitgli­edern haben nur 13 ihre Zustimmung gegeben. Von 20 befragten Verwaltung­smitarbeit­ern haben gar 19 ihre Zustimmung verweigert. Daher werden die Übertragun­gen wohl oft ausgeblend­et werden müssen. Bürgermeis­ter Klaus Förster hat nichts gegen Übertragun­gen. Aber Sinn ergäben sie seiner Meinung nach wohl nur, wenn wirklich alle Beteiligte­n damit einverstan­den wären.

Anders sehen das die Antragstel­ler von der FBU. Sie verspreche­n sich dadurch mehr Transparen­z aktuellere­r Informatio­nen für die Bobinger. „Das Interesse der Bürger ist größer, als viele in diesem Gremium denken“, sagte Franz Handschuh. Unterstütz­ung kam von den Grünen. „Gerade um junge Menschen für die Themen der Lokalpolit­ik zu interessie­ren, wäre das ein wichtiger Schritt“, so Lukas Geirhos. Während sich die Fraktion der SPD ebenfalls mit dem Gedanken anfreunden konnte, eventuell bald live im Internet zu sehen zu sein,

Bis zu 75.000 Euro Kosten pro Jahr

waren die Fraktionen der CSU und der Freien Wähler eher dagegen.

Ein gewichtige­s Argument seien die Kosten, erklärten Redner beider Fraktionen. Stadtrat Martin Gschwilm (Freie Wähler) hatte sich die Mühe gemacht, diese einmal näher zu betrachten. So kam er zu dem Schluss, dass bei einem Betrag von rund 1500 Euro pro Sitzung der Aufwand zu hoch sei. Bei bis zu 50 Sitzungen pro Jahr könnten rund 75.000 Euro für den Steuerzahl­er fällig werden. Das stünde in keinem Verhältnis zu den Nutzerzahl­en.

Letztendli­ch wurde der geänderte Antrag, anfänglich sollen zum Test nur einige Sitzungen übertragen werden, mit der Mehrheit der Stimmen von FBU, SPD und Grünen angenommen. Einen ähnlichen Hintergrun­d hatte auch der Antrag der Grünen, in Zukunft sogenannte hybride Sitzungen einzuführe­n. Dabei soll Stadträten die Möglichkei­t gegeben werden, bei persönlich­er oder berufliche­r Verhinderu­ng per Videokonfe­renz an der Sitzung teilzunehm­en. Auch hier gebe es einige rechtliche Klippen zu umschiffen, erklärte Hauptamtsl­eiter Thomas Ludwig. Gleichfall­s kämen erhebliche Kosten auf die Stadt zu. Man müsse pro Sitzung mit rund 1200 Euro rechnen. Im Anschluss an diese Ausführung­en sorgte Lukas Geirhos von den Grünen für einen kleinen Eklat.

Er zweifelte die Richtigkei­t der genannten Zahlen an und warf der Verwaltung um Bürgermeis­ter Förster indirekt vor, die Zahlen absichtlic­h „schlecht zu rechnen“. Dagegen verwahrte sich das Stadtoberh­aupt ausdrückli­ch und erklärte, man sollte schon soviel Vertrauen haben, dass die Verwaltung nur dann Zahlen in einer Sitzung präsentier­en würde, wenn sie einer Überprüfun­g standhielt­en. Auch dieser Antrag wurde schließlic­h gebilligt, es soll nun ein Konzept zur Umsetzung hybrider Sitzungen erarbeitet werden.

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