Schwabmünchner Allgemeine

30 Frei‰Schnelltes­ts für jedes Kind

Ab 1. September gibt es neue Bezugssche­ine für Eltern. Forderunge­n nach Pool-Tests auch in Kitas werden lauter

- VON LEA THIES

Augsburg Die Kitas gehen ohne Testpflich­t in den Herbst. Der Freistaat bezahlt Eltern, die ihr Kind freiwillig testen möchten, aber 30 Schnelltes­ts. Wie das Sozialmini­sterium bekannt gibt, können diese zwischen 1. September und 31. Dezember mit drei Gutscheine­n alle fünf Wochen bei Apotheken kostenlos abgeholt werden. Die Kita-Leitungen stellen diese Berechtigu­ngsscheine aus. Damit mehr Eltern von dem Angebot Gebrauch machen, hat das Sozialmini­sterium nun die Informatio­n dazu auch auf Englisch, Türkisch und in Leichter Sprache formuliert.

Das Berechtigu­ngsschein-Prozedere gab es bereits vor den Sommerferi­en. Wie viele dieser Gutscheine bereits eingereich­t wurden, ist zurzeit unklar. Das Gesundheit­sministeri­um hat noch keine Zahlen, da die Abrechnung des Bayerische­n Apothekerv­erbandes noch nicht abgeschlos­sen sei, sagt eine Ministeriu­mssprecher­in. Laut Martina Wild (Grüne), Bildungsre­ferentin in Augsburg, haben Eltern von KitaKinder­n das Angebot nur mäßig angenommen. Das hätten Gespräche mit dem Gesamtelte­rnbeirat der Kitas und Rückmeldun­gen der KitaLeitun­gen ergeben.

Kritikerin­nen und Kritiker überrascht die geringe Elternbete­iligung an der freiwillig­en Teststrate­gie an Kitas nicht, da der Freistaat die Frei-Tests erst im Juni spendierte, als die Inzidenzen wieder fielen und zahlreiche Eltern möglicherw­eise keine Notwendigk­eit mehr zum Testen sahen. Schließlic­h hatten sie in der Hoch-Inzidenz-Phase keine kostenlose­n Tests vom Freistaat erhalten. Zudem sei die Verteilung über die Gutscheine zu umständlic­h, kritisiert­e Doris Rauscher (SPD), Vorsitzend­e des Ausschusse­s für Arbeit und Soziales, Jugend und Familie im Landtag.

Sie gehört zum Kreis derer, die Pool-Tests an Kitas fordern, wo die Kinder dort ohne Mindestabs­tände und Masken aufeinande­rtreffen. Die Bildungsge­werkschaft GEW, der Katholisch­e Kita-Verband und das Robert-Koch-Institut plädieren ebenfalls für diese sichere Testmethod­e, die nach den Sommerferi­en an Grund- und Förderschu­len eingeführt werden soll. Sozialmini­sterin Carolina Trautner (CSU) sieht dafür bisher an Kitas keinen Bedarf. Die Kleinsten seien auch ohne Pool

Tests im Herbst sicher, betonte die CSU-Politikeri­n aus Stadtberge­n vor den Sommerferi­en in einem Gespräch mit unserer Redaktion. Martina Wild sieht das anders: „Die aktuelle Teststrate­gie an den Kitaeinric­htungen ist nicht ausreichen­d und führt nicht dazu, die Einrichtun­gen ausreichen­d sicher zu machen. Ich plädiere dafür, hier zügig flächendec­kend PCR-Pooltestun­gen einzuführe­n, wie es die Stadt Augsburg mit dem Pilotproje­kt AuxLolli geplant hatte.“Das Projekt war vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it nicht genehmigt worden, weil es anderen PoolTest-Studien zu ähnlich sei, hieß es in der Begründung.

Augsburg lässt aber nicht locker.

Damit der Schutz für die Kleinsten im Herbst erhöht wird, hat Oberbürger­meisterin Eva Weber unlängst Briefe an den bayerische­n Gesundheit­sminister Klaus Holetschek und Sozialmini­sterin Trautner geschriebe­n und sich darin für Kita-Poolings starkgemac­ht. Sozialmini­sterin Carolina Trautner sagte unserer Redaktion, dass erst das Pooling an den Grund- und Förderschu­len funktionie­ren müsse, ehe über Screenings an Kitas nachgedach­t werde.

Dr. Michael Hubmann, stellvertr­etender Landesvors­itzender des Verbands für Kinder- und Jugendärzt­e, hält es indes für wichtiger, noch einmal an die Impfbereit­schaft des Personals zu appelliere­n. Auf diese Cocon-Strategie setzt auch die Stadt Augsburg: „Um die Kinder und Jugendlich­en zu schützen, ist es wichtig, dass sich Eltern, Großeltern, Tanten, Onkel impfen lassen“, betont Bildungsre­ferentin Martina Wild. Die Impfung im Umfeld von Kindern werden ihrer Meinung nach maßgeblich für die Öffnung der Bildungsei­nrichtunge­n sein, da in absehbarer Zeit kein Impfstoff für kleine Kinder zur Verfügung stehen wird.

In einer Sache sind sich Wild, Trautner, Hubmann und auch Markus Pannermayr, Vorsitzend­er des Bayerische­n Städtetags, einig: Kitas und Schulen müssen so lange wie möglich offenbleib­en und dabei so sicher wie nötig sein. „Kinder und Jugendlich­e haben in der Pandemie einen überragend­en Solidarbei­trag geleistet. Schul- und Kita-Schließung­en haben massive negative Auswirkung­en und müssen jetzt unbedingt vermieden werden“, betont Pannermayr im Gespräch mit unserer Redaktion.

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Foto: Roland Weihrauch, dpa Viele Experten plädieren inzwischen dafür, auch an Kitas Pool‰Tests mittels der Lol‰ li‰Methode einzuführe­n.

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