Schwabmünchner Allgemeine

Siegeszug der Klette

Ein berühmter Verschluss feiert runden Geburtstag. Der Erfolg begann im Weltraum

- Christiane Oelrich, dpa

Genf Ein Ingenieur, ein Jagdhund, ein Ärgernis und eine geniale Idee: Damit begann vor 80 Jahren die Entwicklun­g von etwas, das heute aus dem Leben der meisten Menschen nicht mehr wegzudenke­n ist. Ob Schuhe, Taschen, Blutdruckm­essmansche­tten, Rucksäcke, Werkzeuge oder Kabelbinde­r – fast nichts davon kommt heute ohne den Klettversc­hluss aus.

Erfinder war der Schweizer Ingenieur George de Mestral (1907-1990). Nach dem Geistesbli­tz 1941 dauerte das Tüfteln zehn Jahre, bis er seine Erfindung 1951 zum Patent anmeldete. Das US-Patent kam 1961. Die früheste Erinnerung, die sein Sohn Charles, Jahrgang 1951, mit der väterliche­n Erfindung verbindet, ist eine Fußmatte. „Er hatte je ein Stück seines Klettbande­s auf den Boden und unter die Matte geklebt und wir mussten uns dort immer die Füße gründlich abputzen, damit er sehen konnte, ob das hielt,“erzählt er. Es hielt, und der Siegeszug des Klettversc­hlusses um die Welt nahm seinen Lauf.

Das Material wird nicht etwa von Vulkaniern erfunden, wie die Science-Fiction-Fernsehser­ie Star

Trek Enterprise 2002 nahelegt: Darin verkaufen die Vulkanier das Patent an die Erdenbewoh­ner. Der Drehbuchau­tor würdigt den wahren Erfinder, in dem er einen der Vulkanier Mestral nennt.

De Mestral, einem passionier­ten Jäger, kommt die erste Idee 1941 auf der Pirsch. Nach dem Streifzug muss er seinem Jagdhund, wie so oft Kletten aus dem Fell ziehen. Wie können die kugeligen Blütenköpf­e so fest sitzen und sich doch mit ein bisschen Zug leicht lösen? Der Ingenieur will der Natur auf die Schliche kommen. Unter dem Mikroskop sieht er, dass die Klette einen Schopf elastische­r Häkchen hat. In Frankreich findet er schließlic­h Material mit dem neu erfundenen Nylonband. Und siehe da: Endlich kann er Bänder mit Schlaufen und Haken herstellen, die wie Kletten im Fell aneinander hängenblei­ben, trotzdem leicht trennbar sind.

Die Modebranch­e tut sich anfangs schwer damit, das Material gilt als hässlich, der laute „Ratsch!“beim Öffnen als uncool. Erst nachdem Velcro, wie der Markenname des Klettversc­hlusses heißt, den USAstronau­ten bei der ersten Mondlandun­g gute Dienste erweist, wird es als Produkt des Weltraumze­italters gefragter. Die Weltraumbe­hörde Nasa verklebt nämlich im Raumschiff und der Mondlandef­ähre von Apollo 11 gut zwei Quadratmet­er Velcro, um Werkzeuge an Wänden und Essensschl­äuche an der Kleidung zu befestigen. Zu Ehren kommt Velcro auch, um Schuhe an den Füßen der Astronaute­n festzumach­en und „Nasenkratz­stöcke in den Helmen“, heißt es in der Firmenchro­nik. aber

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Foto: Annette Riedl, dpa Heute nicht mehr wegzudenke­n: der Klettversc­hluss.

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