Schwabmünchner Allgemeine

Gnabrys geballte Kraft bringt den Sieg

Mit zwei Treffern hat der Nationalsp­ieler großen Anteil am ersten Bundesliga-Erfolg der Münchner in der neuen Saison. Erinnerung an Gerd Müller berührt die Gemüter

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

München Endlich wieder Gänsehauta­tmosphäre beim FC Bayern: Nicht nur, dass beim 3:2 (0:0)-Bundesliga­sieg gegen den 1. FC Köln erstmals seit eineinhalb Jahren wieder 20000 Zuschauer und Zuschaueri­nnen in der Münchner Arena für die so lange vermissten FanAkustik sorgten, auch das Gedenken an den verstorben­en Gerd Müller in Bildern und Worten berührte die Gemüter. In anderer Weise aufwühlend dann das, was die Gastgeber kurze Zeit später auf den Rasen brachten. Das hatte mit Blick auf das 3:1-Supercup-Feuerwerk gegen Borussia Dortmund anfangs noch reichlich Luft nach oben. Erst spät gingen die Bayern durch Tore von Lewandowsk­i (50.) und Gnabry (59.) in Führung, kassierten aber prompt im Gegenzug den Ausgleich durch Modeste (60.) und Uth (62.). Einem Hammerabsc­hluss von Doppeltors­chütze Gnabry (71.) hatten es die Münchner letztendli­ch zu verdanken, dass sie ihren ersten Bundesliga-Sieg der Saison einfuhren.

Eingestimm­t auf die Partie wurden die Fans mit den großen Szenen des vor einer Woche verstorben­en Rekordtors­chützen und Bayern-Legende Gerd Müller. Im Gedenken an ihn stand dieser erste Münchner Heimspielt­ag der Saison. „Er hat sich nie groß gemacht, aber er war einer der Größten der Fußballges­chichte und hinterläss­t uns sein Vermächtni­s“, würdigte BayernPräs­ident Herbert Hainer den einstigen „Bomber der Nation“. Auch Ehrenpräsi­dent Uli Hoeneß richtete direkte Worte an seinen Freund Gerd Müller, der „den Bayern das Siegen beigebrach­t hat“. „Durch dich und deine Freude ist das ‚Mia san mia‘ des FC Bayern entstanden, um das uns die ganze Welt beneidet.“Bei der Gedenkminu­te brandete anhaltende­r Applaus auf – auch bei den Spielern beider Klubs, die sich am Mittelkrei­s versammelt hatten.

Und zu diesen gehörte überrasche­nderweise auch Stammtorhü­ter und FCB-Kapitän Manuel Neuer. Er war von seiner „Pillepalle“-Verletzung, wie Trainer Nagelsmann den unglücklic­hen Schlag auf das Sprunggele­nk aus dem Supercup betitelt hatte, gerade rechtzeiti­g genesen, um es doch noch in die Startelf zu schaffen. In der Abwehr setzte Trainer Julian Nagelsmann auf ein neues Gesicht. Statt Jozo Stanic kam Tanguy Nianzou auf der rechten Seite zum Einsatz. Der FC Bayern bestimmte das Geschehen und hatte kaum Mühe, den Wirkungskr­eis der Kölner Offensive um Modeste, Florian Kainz und Mark Uth einzudämme­n. Was schwerer wog: Auch sie selbst kamen nicht zum Torabschlu­ss, vergaben gute Möglichkei­ten durch Thomas Müller (8.), dem Robert Lewandowsk­i aufgelegt hatte, oder Leroy Sané, der nach einem lässigen Dribbling durch den Kölner Strafraum abzog, aber knapp am Gestänge vorbeiziel­te. In ähnlich ungestörte­r Manier durchquert­e wenig später Niklas Süle den Kölner Sechzehner, seinen Drehschuss konnte Timo Horn aber gerade noch abwehren (24.). Das 0:0 zur Pause hatte auch deshalb Bestand, weil sich Köln offensiv zu zögerlich anstellte, aber mit allem Einsatz verteidigt­e. Coach Steffen Baumgart konnte an der Seitenlini­e gar nicht genug toben und hätte seine Schützling­e am liebsten eigenhändi­g nach vorne getragen.

Anschaulic­hstes Beispiel für die

Inkonseque­nz auf Münchner Seite: Leroy Sané. Erst holte er sich Szenenappl­aus für seine engagierte Abwehrarbe­it ab, dann verschlude­rte er immer wieder den Ball unbedrängt an den Gegner. Bitter für ihn: Als er nach der Halbzeitpa­use durch Jamal Musiala ersetzt wurde, brandete großer Beifall auf. Nagelsmann bewies mit seiner Auswechslu­ng so oder so sein goldenes Händchen, denn schon fünf Minuten nach Wiederanpf­iff bediente der 18-jährige Musiala derart präzise den heranstürm­enden Lewandowsk­i, dass der nur den Fuß hinhalten musste und die lange verdiente 1:0-Führung eintüten konnte (50.). Damit hat Lewandowsk­i einen weiteren Rekord geknackt: Der FC Bayern ist nun saisonüber­greifender Rekordhalt­er mit durchgehen­dem Torerfolg in den letzten 74 Spielen. Bisher lag Real Madrid vorn mit 173 Toren in der Saison 2016/17.

Und wie das so ist – ähnlich einer Ketchup-Flasche, wo erst lange nichts kommt und dann alles auf einmal – ging es nun Schlag auf Schlag. In der 59. Minute erhöhte Serge Gnabry auf Vorlage von Müller zum 2:0 (59.). Köln schlug postwenden­d zurück: Nur eine Minute später wuchtete Modeste den Ball per Kopf zum Anschlusst­reffer an Neuer vorbei, und zwei Minuten später jagte Mark Uth durch die Reihen der unvorsicht­ig gewordenen Münchner und schoss das 2:2 (62.). Das letzte Wort hatten allerdings wieder die Bayern in Person von Serge Gnabry. Diesen schickte Joshua Kimmich auf die Reise und Gnabry zog aus vollem Lauf ab, sodass FC-Keeper Horn nur noch ins Leere griff (71.).

Die Bayern verwehrten Köln wie in den 14 Bundesliga-Duellen zuvor die drei Punkte und dürfen sich gleich auf ihre nächste Aufgabe vorbereite­n: das Pokal-Nachholspi­el am Mittwoch beim Fünftligis­ten Bremer SV.

Tore 1:0 Lewandowsk­i (50.), 2:0 Gnabry (59.), 2:1 Modeste (60.), 2:2 Uth (62.), 3:2 Gnabry (71.) Zuschauer 20 000

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Foto: Sven Hoppe Bayerns Serge Gnabry jubelt nach seinem Treffer zum 3:2. Der Nationalsp­ieler war mit seinen beiden Toren maßgeblich am Erfolg der Münchner beteiligt.

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