Zwei zufriedene Trainer
Beim torlosen Unentschieden bringen weder Eintracht Frankfurt noch der FC Augsburg Erbauliches zustande. Warum Glasner und Weinzierl dennoch ihre Spieler loben
Frankfurt am Main Wer den Eingangsstatements von Oliver Glasner und Markus Weinzierl auf der Pressekonferenz lauschte, gewann den Eindruck, dass Minuten zuvor Frankfurter und Augsburger ein packendes Bundesligaspiel auf dem gepflegten Grün dargeboten hatten. Derart ausschweifend referierten die Trainer darüber, wie viele Dinge ihre Spieler an diesem heißen Nachmittag formidabel gelöst hätten.
Glasner etwa erzählte: „Wir haben sehr viele gute Situationen kreiert, wir hatten drei, vier, fünf richtig tolle Torchancen.“Mit dem Ergebnis sei er nicht zufrieden, räumte der Eintracht-Coach noch ein. „Aber mit dem Wie bin ich sehr zufrieden und gehe sehr positiv in die nächste Woche.“Etwas verhaltener, aber nicht minder zufrieden analysierte FCA-Trainer Weinzierl: „Wir müssen uns steigern. Aber wir haben einen Schritt nach vorne gemacht.“
Dass die beiden Trainer nach dem 0:0 so ausufernd in sich ruhten, hing vor allem damit zusammen, dass sie keine weitere Pleite einstecken mussten. Die Frankfurter waren im DFB-Pokal ausgeschieden und hat
am ersten Spieltag der Dortmunder Wucht nichts entgegenzusetzen. Die Augsburger waren nach einer 0:4-Packung gegen Hoffenheim verkatert gewesen. Auf diese Negativerlebnisse hatten die Trainer mit Pragmatismus reagiert. Die Frankfurter scheuten das letzte Risiko und sicherten sich mehrfach gegen Umschaltmomente der Augsburger ab, die Gäste wiederum verordneten sich eine abwartende Haltung.
Dokumentiert durch eine Fünfer-Abwehrreihe und einen Raphael Framberger, der Eintracht-Angreifer Filip Kostic über das ganze Feld hinweg an den Hacken klebte. Auf Nachfrage gestand Weinzierl, dass er sich den Gesetzen des Profisports gebeugt hatte. Das Resultat bestimmte sein Handeln – weniger der Weg dorthin. „Im Endeffekt geht es um Ergebnisse. Für uns war heute wichtig zu punkten und den Fuß in die Saison zu bekommen.“
Ein weiterer Effekt der Fünferformation war, Hilfestellung für Reece Oxford zu leisten. Weil Jeffrey Gouweleeuw fehlte, kam der Engländer ohne Vorlauf zu seinem Startelfeinsatz. Oxford hatte große Teile der Vorbereitung verpasst, vor der Partie in Frankfurt hatte er lediglich drei Mal mit der Mannschaft trainiert. Doch der 22-Jährige wurde gebraucht – und erledigte seine Aufgabe „grandios“, wie es Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter beschrieb.
Defensiv machte sich Weinzierls taktische Umstellung mit reichlich Verteidigern in der Tat positiv bemerkbar. Dass der FCA ohne Gegentreffer blieb, lag aber nicht nur an eigenen Verteidigungskünsten, sondern zugleich an Frankfurter Unzulänglichkeiten. FCA-Torhüter Rafal Gikiewicz, neben Oxford und Ersatzkapitän Felix Uduokhai maßgeblich am Punktgewinn beteiligt, zeigte sich dennoch zufrieden. Das Primärziel war erreicht worden. „Wir haben uns vorgenommen, die Null zu halten – und das ist uns auch gelungen.“
Offensiv zeigten die Augsburger eine biedere Vorstellung, auch im zweiten Saisonspiel blieben sie ohne Treffer. Letztlich kamen sie zwei Mal einem Tor nahe: als Carlos Gruezo den Ball nach einem Fehler von Eintracht-Torwart Kevin Trapp aus größerer Distanz aufs Tornetz schoss (59.), und als der eingewechselte Mads Pedersen an einer Hereingabe von Ruben Vargas vorbeirutschte (74.). Die Torten schussstatistik, die jede noch so kleine Aktion erfasst, belegte die offensive Überlegenheit der Frankfurter (20:4).
Zwar musste Trainer Weinzierl mit Unwägbarkeiten zurechtkommen – Florian Niederlechner verließ früh wegen einer Kopfverletzung den Platz und unmittelbar nach der Pause folgte Jan Morávek wegen einer Muskelblessur –, doch auch dem Trainer musste bewusst sein, wie uninspiriert der Auftritt wirkte. Von der mutigen Herangehensweise, von der er gerne spricht, war in Frankfurt wenig zu sehen. Weinzierl entgegnete: „Es war einen Tick mutiger wie letzte Woche. Aber es geht noch mutiger.“Im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen (Samstag, 15.30 Uhr) können die Augsburger den Beweis dafür antreten.
Frankfurt Trapp – Durm, Hinteregger, N´Dicka, Lenz – Sow, Hrustic (80. Hasebe) – Hauge (70. Kamada), Lindström (80. Ache), Kostic – Borré
Augsburg Gikiewicz – Gumny, Oxford, Uduokhai, Iago – Dorsch (72. Pedersen) – Framberger (72. Caligiuri), Morávek (48. Gruezo), Vargas – Hahn (72. Gregoritsch), Niederlechner (17. Jensen) Schiedsrichter Osmers
Zuschauer 22 000