Schwabmünchner Allgemeine

Weinzierl gibt den Herrlich

- VON JOHANNES GRAF joga@augsburger‰allgemeine.de

Als die Aufstellun­g des FC Augsburg die Runde machte, erschloss sich schnell, was Trainer Markus Weinzierl plante. Einen Angreifer hatte er für einen Verteidige­r geopfert, die Defensive stärkte er zulasten der Offensive. Das 0:4 gegen Hoffenheim musste der Trainer als Warnung empfunden haben, ein weiteres Mal wollte er sich nicht auskontern lassen. Vor der Partie hatte er noch davon gesprochen, dass auf lange Sicht offensiver Fußball erfolgreic­her sei als defensiver. In Frankfurt ließ er Gegenteili­ges praktizier­en.

Wer wollte, durfte sich an die Spielweise unter Weinzierls Vorgänger Heiko Herrlich erinnert fühlen. Im Verlauf der vergangene­n Saison war dieser immer weiter von einer inspiriert­en Spielidee abgerückt, Punkte basierten auf einer Mischung aus Mauertakti­k und gnadenlose­r Effizienz. Mit einer Chance 1:0 gewinnen, das entsprach dem Masterplan. Gefallen hat dies niemandem, weder Fans noch Verantwort­lichen und Spielern. Weinzierl spricht viel von Mut und einer attraktive­n, aktiven Spielweise, der seine Mannschaft nachgehen soll. Doch schon am zweiten Spieltag beugt er sich den Gesetzen des Ergebnissp­orts. Nach der Partie in Frankfurt zeigte er sich mit der defensiven Leistung zufrieden und verwies darauf, dass man sich offensiv steigern müsse. Auch hier Parallelen zu Herrlich.

Weinzierl hat in den Augsburger Anfängen Zeit benötigt, um sich in der oberen Tabellenhä­lfte der Bundesliga einzuniste­n. Zudem ist er lange genug Teil des Trainerges­chäfts. Weiß also um die Wirkung von Resultaten. Schönes Spiel erhält nur Beifall, wenn es zu Punkten führt. In der Vergangenh­eit hat Weinzierl bewiesen, dass er beides vereinen kann: Mitreißend­en Fußball verknüpfte er mit Erfolg. Und genau das ist die Erwartungs­haltung, mit der er jetzt konfrontie­rt wird. Noch genießt Weinzierl eine Schonfrist. Stellt sich jedoch in den nächsten Wochen keine Veränderun­g ein, wird immer lauter die Frage gestellt werden, was sich unter ihm eigentlich verbessert hat.

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