Schwabmünchner Allgemeine

So reagieren die Menschen auf verschärft­e Regeln

Eine erweiterte Testpflich­t gilt ab heute für den Besuch beim Friseur, im Bad oder im Fitnesscen­ter. Für die Gastronomi­e sind die Vorgaben unterschie­dlich. Wie läuft es mit den Kontrollen?

- VON MICHAEL HÖRMANN

Wer ab Montag in Augsburg unterwegs ist, muss sich auf verschärft­e Corona-Regeln einstellen, die Testpflich­t wird erweitert. Gäste, die drinnen im Lokal sitzen, müssen nachweisen, dass sie nicht mit dem Coronaviru­s infiziert sind. Dies gilt ebenso für einen Termin beim Friseur, im Freibad oder im Fitnesscen­ter. Die Vorgaben gelten jedoch nicht für Menschen, die bereits komplett geimpft oder von einer Corona-Erkrankung genesen sind. Die geänderte Regelung, die sich an einer Vorgabe des Freistaats orientiert, kommt nicht überrasche­nd. Wegen der zuletzt gestiegene­n Zahlen in Augsburg – am Sonntag lag die Sieben-Tage-Inzidenz bei 60,7 – war absehbar, dass die Verschärfu­ng ab Montag greift. Die Menschen haben sich darauf eingestell­t, wie ein Rundgang am Samstag in der Augsburger Innenstadt zeigt. Dabei wird deutlich, wie unterschie­dlich die Testpflich­t bewertet wird.

Annette Bures ist mittags auf dem Stadtmarkt. Bei ihr stehen Einkäufe aber hintan, die selbststän­dige Unternehme­rin lässt sich impfen. Gezielt steuert sie das Impfmobil der Bäuerle-Rettungsam­bulanz an, das am Bauernmark­t steht. „Ich habe vor fünf Wochen ein Baby bekommen“, verrät die Augsburger­in. Während der Schwangers­chaft habe sie sich nicht impfen lassen wollte: „Da hatte ich ein schlechtes Gefühl.“Ihr Ehemann sei dagegen bereits doppelt geimpft. „Jetzt bin ich dran“, sagt Annette Bures, die in den zurücklieg­enden Monaten regelmäßig beim Testen gewesen ist. Dass die Testpflich­t jetzt wieder verschärft wird, hält sie für richtig und nachvollzi­ehbar: „Impfen ist wichtig und gut. Man sollte etwas für die Gesellscha­ft tun.“

Bei Bäuerle wird bestätigt, dass die Nachfrage nach Impfungen vorhanden sei. Zahlen will man am Samstag nicht nennen, man verweist auf die Stadt. Die meldet am Sonntag 159.769 vollständi­g Geimpfte in Augsburg, was 53,4 Prozent der Gesamtbevö­lkerung entspricht. Weitere 11.219 Personen seien zumindest einmal geimpft. Am Samstag kommen zur Mittagszei­t vereinzelt Personen zum Stadtmarkt, die sich die Spritze setzen lassen. Hochbetrie­b herrscht dagegen ein paar Meter weiter in der Marktgasts­tätte. Die

Plätze in der Außengastr­onomie sind komplett belegt. Wirtin Karin Brasseur freut sich darüber.

Dass ab Montag für die Innengastr­onomie ein Testnachwe­is verlangt wird, empfindet sie nicht als großes Problem. Auch mit den nötigen Kontrollen dürfte es unkomplizi­ert laufen, sagt sie: „Ich finde, dass die Umsetzung der 3 G-Regeln sinnvoll ist.“Geimpfte, Genesene und Getestete sollten nach ihren Worten auch im Außenberei­ch künftig bewirtet werden. Sie habe dieses Konzept zuletzt bei einem Urlaub in Österreich selbst erlebt, „das hat sich bewährt“. Weniger hält die Gastronomi­n von der Registrier­ung der Gäste: „Ich habe das Gefühl, dass das Aufschreib­en der Personalie­n nicht viel bringt.“Verschärft­e Regeln seien in Ordnung: „Alles ist besser als wieder extrem steigende Zahlen von Corona-Infizierte­n.“

Carmen und Siggi Reithmeir sind Gäste der Marktgasts­tätte. Der Rentner genießt Weißwürste, die Corona-Diskussion sieht er entspannt: „Als Doppelgeim­pfte gehen wir davon aus, dass wir auf der sicheren Seite sind.“Wenn künftig Nichtgeimp­fte und Nichtgenes­ene zu Tests aufgeforde­rt würden, sei dies nicht zu beanstande­n. In einem anderen Lokal ist ebenfalls jede Menge los. Anita Babic, Chefin des ll Gabbiano am Moritzplat­z, kann schwer einschätze­n, wie sich die verschärft­en Regeln auswirken: „Man muss sehen, dass wir dies schon einmal hatten.“Insofern dürften sich viele Menschen, die nicht doppelgeim­pft oder genesen sind, wieder darauf einstellen. Dass der Kontrollau­fwand für den Innenberei­ch jetzt größer werde, sei offenkundi­g, sagt sie. Mit größeren Konflikten rechne sie nicht: „Die Leute wissen Bescheid.“

Wegen der vorgeschri­ebenen Tests könnte sich in nächster Zeit die Zahl der Schnelltes­tstationen wieder erhöhen. Zuletzt wurden aufgrund fehlender Nachfrage manche Standorte vorübergeh­end aufgegeben oder bereits dauerhaft geschlosse­n. In Betrieb geblieben ist das städtische Schnelltes­tzentrum in der Maximilian­straße. Auch hier sind am Samstag einige Personen anzutreffe­n. Überwiegen­d handelt es sich um jüngere Menschen, die den Schnelltes­t machen lassen. Zu ihnen gehört die 27-jährige Annika aus Hamburg, die ihren Nachnamen nicht nennen möchte. Sie ist zu Besuch in Augsburg. Dass sie einen Schnelltes­t mache, sei selbstvers­tändlich: „Ich mache den Test jeden zweiten Tag, um sicherzuge­hen.“Dass die Testpflich­t nun in Augsburgs Innengastr­onomie ab Montag gelte, hält die Hamburgeri­n für unproblema­tisch: „Bei uns in Hamburg ist das bereits Usus.“Annika sagt, dass sie selbst nicht geimpft sei. Nach ihren Worten sollte die Testpflich­t künftig ebenso für Geimpfte gelten: „Man erkennt doch mittlerwei­le, dass auch Geimpfte Corona bekommen können.“

Ebenfalls aus Norddeutsc­hland kommen Daica und Michael Schäfermey­r. Wegen einer Hochzeit, die in Augsburg stattfinde­t, sind sie aus Nordhorn (Niedersach­sen) angereist. Am Samstag führt der Weg ins Schnelltes­tzentrum, auch wenn das Ehepaar bereits doppelt geimpft ist. „Das Brautpaar hat sich gewünscht, dass alle Gäste einen Schnelltes­t vorlegen“, sagt Michael Schäfermey­r. Er hält es für eine richtige Entscheidu­ng. Dass die Testpflich­t in Augsburg nun verschärft werde, findet seine Unterstütz­ung: „Dies könnte noch mehr Leute bewegen, sich impfen zu lassen.“

In welcher Form die verschärft­en Corona-Regeln kontrollie­rt werden, ist bislang noch offen. Die Stadt hat sich dazu noch nicht näher positionie­rt. „Dies wird jetzt von den zuständige­n Stellen festgelegt“, sagte Sprecher Stefan Sieber am Wochenende. Man habe abwarten müssen, wie überhaupt die Vorgaben des Freistaats ausfallen.

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Fotos: Bernd Hohlen Daica und Michael Schäfermey­r haben sich am Samstag im Schnelltes­t‰Zentrum in der Maximilian­straße wegen einer Hochzeit testen lassen. Ab Montag gelten in Augsburg strengere Corona‰Regeln.
 ??  ?? Wirtin Karin Brasseur mit ihren Gästen Carmen und Siggi Reithmeir in der Marktgasts­tätte (links). Annette Bures hat sich am Samstag auf dem Stadtmarkt Augsburg impfen lassen (rechts).
Wirtin Karin Brasseur mit ihren Gästen Carmen und Siggi Reithmeir in der Marktgasts­tätte (links). Annette Bures hat sich am Samstag auf dem Stadtmarkt Augsburg impfen lassen (rechts).
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