So reagieren die Menschen auf verschärfte Regeln
Eine erweiterte Testpflicht gilt ab heute für den Besuch beim Friseur, im Bad oder im Fitnesscenter. Für die Gastronomie sind die Vorgaben unterschiedlich. Wie läuft es mit den Kontrollen?
Wer ab Montag in Augsburg unterwegs ist, muss sich auf verschärfte Corona-Regeln einstellen, die Testpflicht wird erweitert. Gäste, die drinnen im Lokal sitzen, müssen nachweisen, dass sie nicht mit dem Coronavirus infiziert sind. Dies gilt ebenso für einen Termin beim Friseur, im Freibad oder im Fitnesscenter. Die Vorgaben gelten jedoch nicht für Menschen, die bereits komplett geimpft oder von einer Corona-Erkrankung genesen sind. Die geänderte Regelung, die sich an einer Vorgabe des Freistaats orientiert, kommt nicht überraschend. Wegen der zuletzt gestiegenen Zahlen in Augsburg – am Sonntag lag die Sieben-Tage-Inzidenz bei 60,7 – war absehbar, dass die Verschärfung ab Montag greift. Die Menschen haben sich darauf eingestellt, wie ein Rundgang am Samstag in der Augsburger Innenstadt zeigt. Dabei wird deutlich, wie unterschiedlich die Testpflicht bewertet wird.
Annette Bures ist mittags auf dem Stadtmarkt. Bei ihr stehen Einkäufe aber hintan, die selbstständige Unternehmerin lässt sich impfen. Gezielt steuert sie das Impfmobil der Bäuerle-Rettungsambulanz an, das am Bauernmarkt steht. „Ich habe vor fünf Wochen ein Baby bekommen“, verrät die Augsburgerin. Während der Schwangerschaft habe sie sich nicht impfen lassen wollte: „Da hatte ich ein schlechtes Gefühl.“Ihr Ehemann sei dagegen bereits doppelt geimpft. „Jetzt bin ich dran“, sagt Annette Bures, die in den zurückliegenden Monaten regelmäßig beim Testen gewesen ist. Dass die Testpflicht jetzt wieder verschärft wird, hält sie für richtig und nachvollziehbar: „Impfen ist wichtig und gut. Man sollte etwas für die Gesellschaft tun.“
Bei Bäuerle wird bestätigt, dass die Nachfrage nach Impfungen vorhanden sei. Zahlen will man am Samstag nicht nennen, man verweist auf die Stadt. Die meldet am Sonntag 159.769 vollständig Geimpfte in Augsburg, was 53,4 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht. Weitere 11.219 Personen seien zumindest einmal geimpft. Am Samstag kommen zur Mittagszeit vereinzelt Personen zum Stadtmarkt, die sich die Spritze setzen lassen. Hochbetrieb herrscht dagegen ein paar Meter weiter in der Marktgaststätte. Die
Plätze in der Außengastronomie sind komplett belegt. Wirtin Karin Brasseur freut sich darüber.
Dass ab Montag für die Innengastronomie ein Testnachweis verlangt wird, empfindet sie nicht als großes Problem. Auch mit den nötigen Kontrollen dürfte es unkompliziert laufen, sagt sie: „Ich finde, dass die Umsetzung der 3 G-Regeln sinnvoll ist.“Geimpfte, Genesene und Getestete sollten nach ihren Worten auch im Außenbereich künftig bewirtet werden. Sie habe dieses Konzept zuletzt bei einem Urlaub in Österreich selbst erlebt, „das hat sich bewährt“. Weniger hält die Gastronomin von der Registrierung der Gäste: „Ich habe das Gefühl, dass das Aufschreiben der Personalien nicht viel bringt.“Verschärfte Regeln seien in Ordnung: „Alles ist besser als wieder extrem steigende Zahlen von Corona-Infizierten.“
Carmen und Siggi Reithmeir sind Gäste der Marktgaststätte. Der Rentner genießt Weißwürste, die Corona-Diskussion sieht er entspannt: „Als Doppelgeimpfte gehen wir davon aus, dass wir auf der sicheren Seite sind.“Wenn künftig Nichtgeimpfte und Nichtgenesene zu Tests aufgefordert würden, sei dies nicht zu beanstanden. In einem anderen Lokal ist ebenfalls jede Menge los. Anita Babic, Chefin des ll Gabbiano am Moritzplatz, kann schwer einschätzen, wie sich die verschärften Regeln auswirken: „Man muss sehen, dass wir dies schon einmal hatten.“Insofern dürften sich viele Menschen, die nicht doppelgeimpft oder genesen sind, wieder darauf einstellen. Dass der Kontrollaufwand für den Innenbereich jetzt größer werde, sei offenkundig, sagt sie. Mit größeren Konflikten rechne sie nicht: „Die Leute wissen Bescheid.“
Wegen der vorgeschriebenen Tests könnte sich in nächster Zeit die Zahl der Schnellteststationen wieder erhöhen. Zuletzt wurden aufgrund fehlender Nachfrage manche Standorte vorübergehend aufgegeben oder bereits dauerhaft geschlossen. In Betrieb geblieben ist das städtische Schnelltestzentrum in der Maximilianstraße. Auch hier sind am Samstag einige Personen anzutreffen. Überwiegend handelt es sich um jüngere Menschen, die den Schnelltest machen lassen. Zu ihnen gehört die 27-jährige Annika aus Hamburg, die ihren Nachnamen nicht nennen möchte. Sie ist zu Besuch in Augsburg. Dass sie einen Schnelltest mache, sei selbstverständlich: „Ich mache den Test jeden zweiten Tag, um sicherzugehen.“Dass die Testpflicht nun in Augsburgs Innengastronomie ab Montag gelte, hält die Hamburgerin für unproblematisch: „Bei uns in Hamburg ist das bereits Usus.“Annika sagt, dass sie selbst nicht geimpft sei. Nach ihren Worten sollte die Testpflicht künftig ebenso für Geimpfte gelten: „Man erkennt doch mittlerweile, dass auch Geimpfte Corona bekommen können.“
Ebenfalls aus Norddeutschland kommen Daica und Michael Schäfermeyr. Wegen einer Hochzeit, die in Augsburg stattfindet, sind sie aus Nordhorn (Niedersachsen) angereist. Am Samstag führt der Weg ins Schnelltestzentrum, auch wenn das Ehepaar bereits doppelt geimpft ist. „Das Brautpaar hat sich gewünscht, dass alle Gäste einen Schnelltest vorlegen“, sagt Michael Schäfermeyr. Er hält es für eine richtige Entscheidung. Dass die Testpflicht in Augsburg nun verschärft werde, findet seine Unterstützung: „Dies könnte noch mehr Leute bewegen, sich impfen zu lassen.“
In welcher Form die verschärften Corona-Regeln kontrolliert werden, ist bislang noch offen. Die Stadt hat sich dazu noch nicht näher positioniert. „Dies wird jetzt von den zuständigen Stellen festgelegt“, sagte Sprecher Stefan Sieber am Wochenende. Man habe abwarten müssen, wie überhaupt die Vorgaben des Freistaats ausfallen.