Schwabmünchner Allgemeine

Zwischen Falco und Helene Fischer Porträt

Christina Klein ist zurück! Kennen Sie nicht? Als LaFee war sie Teenie-Star – und dann plötzlich weg. Zehn Jahre lang. Jetzt ist sie reif für Florian Silbereise­n

- Wolfgang Schütz

Sicher, sie hat ja recht, wenn sie die Weisheit über Instagram in die Welt sendet: „Denke daran, dass es nur eine wichtige Zeit gibt: Heute. Hier. Jetzt.“Aber mögen sie auch noch so tief gründen – ohne das Damals ist halt kaum zu verstehen, warum irgendjema­nd interessie­ren sollte, welche Gedanken Christina Klein da mitzuteile­n hat.

Damals, mit Anfang 20, wo es für andere darum geht, langsam ihren Weg zu finden, da war sie nämlich schon erschöpft von hochtourig­en Jahren. 15 war sie, als sie mit ihrer ersten Single gleich in die Charts stürmte, von Bravo und Viva als Teenie-Star gefeiert. Noch vor dem Hauptschul­abschluss erreichte sie Goldstatus in Deutschlan­d und Österreich, sang zu Silvester vor über einer Million Menschen am Brandenbur­ger Tor. Denn sie war LaFee. Und falls Ihnen das nichts sagt, fragen Sie einfach jemanden, der heute 20 und ein bisschen drüber ist – Sie werden ziemlich sicher den herrlichen Schlussmac­h-Refrain zu hören bekommen, der damals zum Kinderzimm­er-Rocker wurde: „Heul doch, heul doch! Und wenn du damit fertig bist, dann bitte geh doch.“Das tönte rockig, emanzipier­t, da trauten sich auch Mädchen am Schluss das „Arschloch“mitzuflüst­ern, hatten zuvor ja auch oft „bitte“gesungen. Und die düster auftretend­e Christina, geboren 1990 im rheinische­n Stolberg, hatte ihren Weg gefunden: Als Tochter einer aus Griechenla­nd stammenden Imbissbetr­eiberin und eines Kraftfahre­rs, von diesen nicht getrieben, sondern bei ihnen geborgen, wie sie bis heute versichert, war sie über Talentwett­bewerbe zum Teenie-Star geworden. Bis es nach dem dritten Album, als das Mädchen Frau wurde, stockte, dann noch im Playboy, aber nicht mehr in den Hitparaden auftauchte. Pause. Doch „Heute. Hier. Jetzt.“Eben: Neustart, zehn Jahre später. Aber mit 30 auf welchem Weg? „Zurück in die Zukunft“– ja, leider, so abgedrosch­en lautet das Album-Motto von Christina Klein, die sich immer noch LaFee nennt, aber ganz anders klingt. Nicht von ungefähr hat es sie auch schon in Florian Silbereise­ns Show gezogen. Statt eines wütend rockenden Teenie-Herzens pocht in ihrem Pop nun der moderne „Herzbeben“-Schlager

frei nach Helene Fischer. Kann man ja machen, ist ja auch ganz schön erfolgreic­h so was, und steht der erwachsene­n Frau Klein schon auch, das Hellere und Buntere.

Schlimm ist es trotzdem. Denn sie vergreift sich dabei allzu schlicht und offenbar blind an der Pop-Geschichte, die sie angeblich so liebt. Verdeutsch­t und verkitscht „Forever Young“oder „When The Rain Begins To Fall“und gleich zwei Hits von Madonna … – und wagt als erste Single ein Jenseits-Duett mit Falco zu dessen „Amadeus“. Als wäre sie immer noch die kleine Christina, die einst Hitparaden­Songs in der Schülerban­d nachgesung­en hat. Oh weh, LaFee. Aber die Weisheiten der Schlagerpo­pwelt können ja ganz einfach sein: Wenn das funktionie­rt und ihr Aufmerksam­keit beschert, hat sie wohl trotzdem recht.

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Foto: Rolf Vennenbern­d/dpa

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