Trotz neuer Angebote bleiben KitaPlätze knapp
Wie groß der Engpass aktuell ist, kann die Stadt nicht sagen. Woran das liegt. Einige Neubauten sind bald bezugsfertig, andere sind in Bau oder geplant
Die Plakate zur Bundestagswahl haben Konkurrenz bekommen. Auf den Haupt- und Einfallstraßen fallen Aufsteller auf, auf denen die Stadt für neues pädagogisches KitaPersonal wirbt. „Kommen Sie zu uns“, ist dort zu lesen. Diese vier Wörter stehen für ein Problem, mit dem viele Träger zu kämpfen haben: Nicht nur der Mangel an KitaPlätzen stellt derzeit in zahlreichen Augsburger Familien die Lebensplanung auf den Kopf. Personalknappheit führt dazu, dass auch in den bestehenden Einrichtungen nicht alle vorhandenen Plätze belegt werden können.
Die Folge: Obwohl in den vergangenen Jahren zahlreiche neue Plätze entstanden sind, gab es in diesem Jahr nach der Anmeldung viele enttäuschte Gesichter. Allein 1150 Absagen für Kindergarten- und 800 negative Bescheide für Krippenkinder verschickten die Träger in diesem Frühjahr. Ob diese Zahlen wenige Tage vor dem offiziellen Start des neuen Betreuungsjahres (1. September) gesunken, gleich geblieben oder gestiegen sind, kann Bildungsbürgermeisterin Martina Wild noch nicht sagen. Der Grund: Viele Familien begeben sich in diesem Jahr kurzfristig auf Platzsuche. „Täglich kommen neue Mails von Eltern bei uns herein“, sagt Wild. Diese Tendenz habe sie auch von anderen Trägern gehört. Anders als im Vorjahr habe es aber diesmal im Zuge des Rechtsanspruchs auf einen Platz kaum Widersprüche gegeben.
Freuen durften sich die Eltern von 50 Kindergarten- und 50 Hortkindern in Hochzoll. Sie konnten ihren Nachwuchs in der neuen Einrichtung des evangelischen Kinderund Jugendhilfezentrums (Evki) in der Karwendelstraße unterbringen. Das Angebot, das für Mädchen und Jungen mit und ohne Förderbedarf gedacht ist, hat im Juli eröffnet.
Rechtzeitig zum neuen Betreuungsjahr wollte die Stadt in der Zugspitzstraße in Hochzoll eine Kita mit insgesamt 74 Kindergarten- und Hortplätzen in Betrieb nehmen. Dieser Termin verzögert sich wegen eines Wasserschadens während des Baus und der aktuellen Probleme bei der Materialbeschaffung. Nach Auskunft von Wild werden die Mädchen und Jungen nun übergangsweise in Lechhausen in der Schleiermacherstraße von ihren Fachkräften, mit denen sie dann in den Neubau umziehen, betreut.
Zu Verzögerungen ist es auch im Textilviertel gekommen. Eigentlich sollte die Kita „Martini Bambini“der Johanniter im Martinipark mit 120 Plätzen bereits eröffnet sein. Tatsächlich werden Leiterin Stefanie Fleps und ihr Team mit den Hortund Kindergartengruppen erst ab Oktober loslegen. Wie JohanniterSprecherin Iris Nowak mitteilt, gab es Lieferschwierigkeiten beim Baumaterial. Zudem habe das feuchte Wetter das Abtrocknen des Estrichs verlangsamt. Alle Eltern seien informiert, in Notfällen bemühe man sich um eine Alternative.
Die Stadt wird Trägerin einer weiteren Einrichtung, die ebenfalls in einem Neubauquartier - dem Ackermann-Park in Kriegshaber - entsteht und drei Kindergarten- sowie zwei Krippengruppen umfasst. Eröffnen soll sie in der Grenzstraße im Frühjahr, vorausgesetzt, die Außenanlagen sind fertig. Die Fluchtwege dürften nicht durch Baustellen beeinträchtigt sein, so das Bildungsreferat.
Voraussichtlich zum Jahresbeginn 2022 möchte die Kommune eine neue Kita in einer besonderen Umgebung in Betrieb nehmen. Auf dem Areal des Klosters St. Stephan in der Innenstadt wird eine Einrichtung gebaut, die Platz für 50 Kindergartenund zwölf Krippenkinder bieten soll. Weitere Räume des Klosters werden renoviert, um dort künftig 75 Hortkinder betreuen zu können. Für beide Angebote sucht die Stadt noch Personal. Im Antonsviertel wird derzeit unter der Regie einer städtischen Stiftung das ehemalige Gemeinschaftshaus einer Altenwohnanlage zu einer Kita mit rund 100 Plätzen umgewandelt. Betreiberin wird die Münchner GmbH Infanterix, die ihr zweisprachiges Konzept in der FritzHintermayr-Straße umsetzen will. Freie Träger tragen laut Bildungsreferat auch als Bauherren zu mehr Plätzen bei. So will „Teddy und Bär“in der Baumgartnerstraße in der Nähe des Roten Tors einen Neubau schaffen. Die Interimsunterkunft in der Bismarckstraße soll zum zweiten Standort werden.
Neben den klassischen Kindertagesstätten
gewinnen in Augsburg seit einigen Jahren Alternativen an Bedeutung. In sogenannten MiniKitas werden bis zu zehn Kinder im Alter von ein bis vier Jahren betreut. Aktuell gibt es neun Angebote für 90 Mädchen und Jungen. In der Brückenstraße im Bleichviertel soll im nächsten Jahr eine weitere MiniKita hinzukommen. Vergleichbar damit sind die Großtagespflegen der Freien Träger. Unter anderem im Textilviertel, in der Jakobervorstadt und in Hochzoll sind neue Angebote geplant.
In Haunstetten Süd-West entsteht in den nächsten Jahrzehnten ein neuer Stadtteil. Schon heute zeichnet sich auch in anderen Vierteln ab, dass in dem Stadtteil das Betreuungsangebot stark ausgebaut wird. So segnete der Jugendhilfeausschuss jüngst den Bedarf dreier Projekte ab. So soll im Norden auf dem ehemaligen Areal von Renault Reichert in der Haunstetter Straße eine viergruppige Kita entstehen, im Süden sollen hinter dem Einkaufscenter an der Königsbrunner Straße fünf Gruppen Platz finden.
Im Neubau der Johann-StraußSchule werden mittelfristig zwei Horte mit insgesamt acht Gruppen den dortigen Betreuungsbedarf decken. Im Bereich des gewerblich geprägten Gebiets Auf dem Nol sollen in den nächsten Jahren gleich drei Kitas mit zusammen rund 320 Plätzen entstehen. Laut Wild plant die Stadt das Projekt, das am Donnerstag im Ferienausschuss des Stadtrats auf der Tagesordnung steht.
Es dürften noch weitere Vorhaben dazukommen. Nach den Worten der Bildungsreferentin hat für die Stadt die Schaffung „von ausreichend und qualitativ guten Kita-Plätzen in den nächsten Jahren weiterhin Priorität“. Hinzu komme, dass der 2026 in Kraft tretende Rechtsanspruch für Grundschüler auf Ganztagsbetreuung vorbereitet werden müsse. „Dies ist ein großer Kraftakt, den die Stadt und die freien Träger gemeinsam zu stemmen haben.“Bei diesen Vorhaben blieben Rückschläge nicht aus, so die Bürgermeisterin. Etwa wenn Investoren wegen zu hoher Kosten absprängen oder sich Vorhaben verzögerten.