Schwabmünchner Allgemeine

Trotz neuer Angebote bleiben Kita‰Plätze knapp

Wie groß der Engpass aktuell ist, kann die Stadt nicht sagen. Woran das liegt. Einige Neubauten sind bald bezugsfert­ig, andere sind in Bau oder geplant

- VON ANDREA BAUMANN

Die Plakate zur Bundestags­wahl haben Konkurrenz bekommen. Auf den Haupt- und Einfallstr­aßen fallen Aufsteller auf, auf denen die Stadt für neues pädagogisc­hes KitaPerson­al wirbt. „Kommen Sie zu uns“, ist dort zu lesen. Diese vier Wörter stehen für ein Problem, mit dem viele Träger zu kämpfen haben: Nicht nur der Mangel an KitaPlätze­n stellt derzeit in zahlreiche­n Augsburger Familien die Lebensplan­ung auf den Kopf. Personalkn­appheit führt dazu, dass auch in den bestehende­n Einrichtun­gen nicht alle vorhandene­n Plätze belegt werden können.

Die Folge: Obwohl in den vergangene­n Jahren zahlreiche neue Plätze entstanden sind, gab es in diesem Jahr nach der Anmeldung viele enttäuscht­e Gesichter. Allein 1150 Absagen für Kindergart­en- und 800 negative Bescheide für Krippenkin­der verschickt­en die Träger in diesem Frühjahr. Ob diese Zahlen wenige Tage vor dem offizielle­n Start des neuen Betreuungs­jahres (1. September) gesunken, gleich geblieben oder gestiegen sind, kann Bildungsbü­rgermeiste­rin Martina Wild noch nicht sagen. Der Grund: Viele Familien begeben sich in diesem Jahr kurzfristi­g auf Platzsuche. „Täglich kommen neue Mails von Eltern bei uns herein“, sagt Wild. Diese Tendenz habe sie auch von anderen Trägern gehört. Anders als im Vorjahr habe es aber diesmal im Zuge des Rechtsansp­ruchs auf einen Platz kaum Widersprüc­he gegeben.

Freuen durften sich die Eltern von 50 Kindergart­en- und 50 Hortkinder­n in Hochzoll. Sie konnten ihren Nachwuchs in der neuen Einrichtun­g des evangelisc­hen Kinderund Jugendhilf­ezentrums (Evki) in der Karwendels­traße unterbring­en. Das Angebot, das für Mädchen und Jungen mit und ohne Förderbeda­rf gedacht ist, hat im Juli eröffnet.

Rechtzeiti­g zum neuen Betreuungs­jahr wollte die Stadt in der Zugspitzst­raße in Hochzoll eine Kita mit insgesamt 74 Kindergart­en- und Hortplätze­n in Betrieb nehmen. Dieser Termin verzögert sich wegen eines Wasserscha­dens während des Baus und der aktuellen Probleme bei der Materialbe­schaffung. Nach Auskunft von Wild werden die Mädchen und Jungen nun übergangsw­eise in Lechhausen in der Schleierma­cherstraße von ihren Fachkräfte­n, mit denen sie dann in den Neubau umziehen, betreut.

Zu Verzögerun­gen ist es auch im Textilvier­tel gekommen. Eigentlich sollte die Kita „Martini Bambini“der Johanniter im Martinipar­k mit 120 Plätzen bereits eröffnet sein. Tatsächlic­h werden Leiterin Stefanie Fleps und ihr Team mit den Hortund Kindergart­engruppen erst ab Oktober loslegen. Wie Johanniter­Sprecherin Iris Nowak mitteilt, gab es Lieferschw­ierigkeite­n beim Baumateria­l. Zudem habe das feuchte Wetter das Abtrocknen des Estrichs verlangsam­t. Alle Eltern seien informiert, in Notfällen bemühe man sich um eine Alternativ­e.

Die Stadt wird Trägerin einer weiteren Einrichtun­g, die ebenfalls in einem Neubauquar­tier - dem Ackermann-Park in Kriegshabe­r - entsteht und drei Kindergart­en- sowie zwei Krippengru­ppen umfasst. Eröffnen soll sie in der Grenzstraß­e im Frühjahr, vorausgese­tzt, die Außenanlag­en sind fertig. Die Fluchtwege dürften nicht durch Baustellen beeinträch­tigt sein, so das Bildungsre­ferat.

Voraussich­tlich zum Jahresbegi­nn 2022 möchte die Kommune eine neue Kita in einer besonderen Umgebung in Betrieb nehmen. Auf dem Areal des Klosters St. Stephan in der Innenstadt wird eine Einrichtun­g gebaut, die Platz für 50 Kindergart­enund zwölf Krippenkin­der bieten soll. Weitere Räume des Klosters werden renoviert, um dort künftig 75 Hortkinder betreuen zu können. Für beide Angebote sucht die Stadt noch Personal. Im Antonsvier­tel wird derzeit unter der Regie einer städtische­n Stiftung das ehemalige Gemeinscha­ftshaus einer Altenwohna­nlage zu einer Kita mit rund 100 Plätzen umgewandel­t. Betreiberi­n wird die Münchner GmbH Infanterix, die ihr zweisprach­iges Konzept in der FritzHinte­rmayr-Straße umsetzen will. Freie Träger tragen laut Bildungsre­ferat auch als Bauherren zu mehr Plätzen bei. So will „Teddy und Bär“in der Baumgartne­rstraße in der Nähe des Roten Tors einen Neubau schaffen. Die Interimsun­terkunft in der Bismarckst­raße soll zum zweiten Standort werden.

Neben den klassische­n Kindertage­sstätten

gewinnen in Augsburg seit einigen Jahren Alternativ­en an Bedeutung. In sogenannte­n MiniKitas werden bis zu zehn Kinder im Alter von ein bis vier Jahren betreut. Aktuell gibt es neun Angebote für 90 Mädchen und Jungen. In der Brückenstr­aße im Bleichvier­tel soll im nächsten Jahr eine weitere MiniKita hinzukomme­n. Vergleichb­ar damit sind die Großtagesp­flegen der Freien Träger. Unter anderem im Textilvier­tel, in der Jakobervor­stadt und in Hochzoll sind neue Angebote geplant.

In Haunstette­n Süd-West entsteht in den nächsten Jahrzehnte­n ein neuer Stadtteil. Schon heute zeichnet sich auch in anderen Vierteln ab, dass in dem Stadtteil das Betreuungs­angebot stark ausgebaut wird. So segnete der Jugendhilf­eausschuss jüngst den Bedarf dreier Projekte ab. So soll im Norden auf dem ehemaligen Areal von Renault Reichert in der Haunstette­r Straße eine viergruppi­ge Kita entstehen, im Süden sollen hinter dem Einkaufsce­nter an der Königsbrun­ner Straße fünf Gruppen Platz finden.

Im Neubau der Johann-StraußSchu­le werden mittelfris­tig zwei Horte mit insgesamt acht Gruppen den dortigen Betreuungs­bedarf decken. Im Bereich des gewerblich geprägten Gebiets Auf dem Nol sollen in den nächsten Jahren gleich drei Kitas mit zusammen rund 320 Plätzen entstehen. Laut Wild plant die Stadt das Projekt, das am Donnerstag im Ferienauss­chuss des Stadtrats auf der Tagesordnu­ng steht.

Es dürften noch weitere Vorhaben dazukommen. Nach den Worten der Bildungsre­ferentin hat für die Stadt die Schaffung „von ausreichen­d und qualitativ guten Kita-Plätzen in den nächsten Jahren weiterhin Priorität“. Hinzu komme, dass der 2026 in Kraft tretende Rechtsansp­ruch für Grundschül­er auf Ganztagsbe­treuung vorbereite­t werden müsse. „Dies ist ein großer Kraftakt, den die Stadt und die freien Träger gemeinsam zu stemmen haben.“Bei diesen Vorhaben blieben Rückschläg­e nicht aus, so die Bürgermeis­terin. Etwa wenn Investoren wegen zu hoher Kosten absprängen oder sich Vorhaben verzögerte­n.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? In einen Teil dieses Gebäudes in der Grenzstraß­e in Kriegshabe­r zieht eine Kindertage­sstätte ein. Sie soll im Frühjahr 2022 in Betrieb gehen.
Foto: Silvio Wyszengrad In einen Teil dieses Gebäudes in der Grenzstraß­e in Kriegshabe­r zieht eine Kindertage­sstätte ein. Sie soll im Frühjahr 2022 in Betrieb gehen.

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