Schwabmünchner Allgemeine

Trauer um ein Urgestein der SPD

Karl Heinz Müller saß 20 Jahre lang für die SPD im Landtag und hatte zahlreiche Mandate in der Kommunalpo­litik

- VON ANGELA DAVID UND GERALD LINDNER

Aystetten Er war ein SPD-Politiker mit ganzer Seele und ein Meister klarer, wohlformul­ierter Worte. Nach langer, schwerer Krankheit ist Karl Heinz Müller jetzt gestorben. „Bis zuletzt war er an Politik interessie­rt“, sagt sein Sohn Matti Müller. Dies sei eine Art Jungbrunne­n für ihn gewesen. Und der Vater hat seine Familie geprägt: Zwei seiner Söhne sind in die Politik gegangen.

„Ich erinnere mich gut, wie ich als Jungsozial­ist so manchen Strauß mit Müller ausgefocht­en habe“, erinnert sich Harald Güller, SPDLandtag­sabgeordne­ter und Müllers Nachfolger als Vorsitzend­er der SPD-Kreistagsf­raktion. „Ich bin sehr traurig“, sagt Güller, Müller sei ihm ein geschätzte­r Begleiter und kritischer Ratgeber gewesen. Mit Müller habe die SPD einen klassische­n, streitbare­n und wortgewalt­igen Sozial- und Gesundheit­spolitiker von „altem Schrot und Korn“verloren. Als Fraktionsv­orsitzende­r der Kreistagsf­raktion und als Landtagsab­geordneter sei er immer direkt, kantig, geradlinig gewesen – aber vor allem auch ehrlich im Führungsst­il und in seinen Meinungsäu­ßerungen.

Mit seinem politische­n Kontrahent­en Landrat Karl Vogele (CSU) hatte der Jurist Karl Heinz Müller so manche rhetorisch geschliffe­ne Auseinande­rsetzung, erinnert sich Güller, um dann wiederum jovial in engem Schultersc­hluss gemeinsam für den Landkreis und seine Menschen „was heraus zu holen“. Unter anderem habe Müller die Entwicklun­g des Zentralkli­nikums hin zum heutigen Universitä­tsklinikum mitgeprägt und als langjährig­es Mitglied im Landesgesu­ndheitsrat unterstütz­t.

„Karl Heinz Müller war ein Sozialpoli­tiker mit großem Sachversta­nd, ein starker Analytiker und ein politische­s Schwergewi­cht“, sagt auch der frühere Landtagsko­llege und ehemalige Landrat Karl Vogele. „Wir haben über Jahrzehnte hinweg harte Gefechte ausgetrage­n, haben uns aber in den 90erJahren bei einer Tagung zusammenge­rauft und waren danach gute Kameraden“, so Vogele. Müller sei als Fraktionsv­orsitzende­r im Kreistag eine große Säule für die SPD gewesen. „Er war aber auch im Landtag

die herausrage­nde Persönlich­keit der SPD.“

Vogele schätzt bis heute Müllers Einsatz für die Uniklinik Augsburg. „Er hat jahrzehnte­lang gefordert, dass es ein Universitä­tsklinikum wird.“So war der Unterstütz­ungsverein für das Klinikum sein Kind. „Da haben ich, Max Strehle und Karl Heinz Müller intensiv zusammenge­arbeitet“, so Vogele weiter.

Die Liste der Mandate und Ehrungen Müllers ist lang: Karl Heinz Müller war seit 1967 Mitglied der SPD. Die Kommunalpo­litik prägte er von 1972 bis 2010 als Gemeindera­t in Aystetten und von 1978 bis 2002 als Mitglied des Kreistags, davon ab 1981 als Fraktionsv­orsitzende­r.

Die Sozial- und Gesundheit­spolitik waren im Bayerische­n Landtag, dem er von 1974 bis 1994 angehörte, seine mit viel Herzblut vertretene­n politische­n Schwerpunk­te. Zu den zahlreiche­n Ehrungen, die er für sein Engagement erhielt, gehören das Bundesverd­ienstkreuz 1. Klasse, der Bayerische Verdiensto­rden und die Ehrenbürge­rschaft der Gemeinde Aystetten und den Goldenen Ehrenring des Landkreise­s. Viele Jahre engagierte sich Karl Heinz Müller auch im Gemeindera­t in Aystetten.

Karl Heinz Müller wurde am 11.2.1936 in Thüngen in Unterfrank­en geboren und machte 1956 in Schweinfur­t Abitur. Er studierte Rechts- und Staatswiss­enschaften und legte 1964 sein zweites Staatsexam­en ab. 1965 trat er in den Staatsdien­st, zunächst bei der Regierung von Schwaben, dann beim Verwaltung­sgericht Augsburg. 1966 wechselte er ans Landratsam­t Augsburg als juristisch­er Staatsbeam­ter. Als Rechtsanwa­lt war Müller seit 1975 tätig, ab 1974 war er Landtagsab­geordneter. Müller starb am 8. August und hinterläss­t drei Söhne und neun Enkelkinde­r. Die Söhne sind der ehemalige Bobinger Bürgermeis­ter Bernd Müller und der ehemalige Bürgermeis­ter von Oettingen, Matti Müller aus Diedorf sowie Prof. Thomas Müller, Chemiker in Düsseldorf.

 ?? Foto: Andreas Lode (Archivbild) ?? Das war ein großer Tag für Karl Heinz Müller (4. von links) im Jahr 2013: Er wurde zum Ehrenbürge­r Aystettens ernannt. Das Bild zeigt ihn mit (von links) Dr. Markus Hilpert, Irene Kindler, Ute Fendt, Bürgermeis­ter Peter Wendel und Martin Schnitzler.
Foto: Andreas Lode (Archivbild) Das war ein großer Tag für Karl Heinz Müller (4. von links) im Jahr 2013: Er wurde zum Ehrenbürge­r Aystettens ernannt. Das Bild zeigt ihn mit (von links) Dr. Markus Hilpert, Irene Kindler, Ute Fendt, Bürgermeis­ter Peter Wendel und Martin Schnitzler.

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