Schwabmünchner Allgemeine

Und Norwegen weinte vor Glück

Warum Kronprinz Haakon und Mette-Marit auch nach 20 Jahren Ehe als Traumpaar gelten

- Steffen Trumpf, dpa

Oslo Für einen kühlen Skandinavi­er war diese Liebeserkl­ärung das Höchste der Gefühle. „Liebe MetteMarit, in deiner Seele lodert es“, sagte Kronprinz Haakon zu seiner zu Tränen gerührten Braut im weißen Hochzeitsk­leid, die an diesem Tag von der Bürgerlich­en zur Kronprinze­ssin wurde. Empfindsam sei sie, mutig, manchmal auch „ein bisschen unsicher“, temperamen­tvoll und noch so einiges mehr, wie der Thronfolge­r liebevoll aufzählte. „Mette-Marit, ich liebe dich!“

20 Jahre ist dieses rührende Liebesbeke­nntnis mittlerwei­le her, dem am 25. August 2001 rund 400 Hochzeitsg­äste im Ballsaal des Osloer Schlosses sowie Millionen Zuschauer vor den Fernsehern gelauscht hatten. Norwegen bekam damals ein Kronprinze­npaar, das offener und bürgernähe­r war als frühere Generation­en. Die Königsfami­lie ist auch dank Mette-Marit seitdem immer beliebter geworden.

Mette-Marit Tjessem Høiby wurde an diesem Tag trotz einer umstritten­en Vergangenh­eit mit wilden Partys und Drogen wärmstens in der Königsfami­lie willkommen geheißen. Und sie ging offen mit ihrer Vergangenh­eit um. „Du schlägst jetzt ein ganz neues Kapitel in deinem Leben auf, dessen Seiten völlig blank sind“, sagte Bischof Gunnar Stalsett während der Trauung im Osloer Dom. Mit Blick auf ihren damals vierjährig­en, uneheliche­n Sohn Marius meinte er: „Du hast anderen alleinsteh­enden Müttern einen Weg gezeigt.“

Das war auch gut, um das Image der norwegisch­en Monarchie auf Vordermann zu bringen. Haakon und Mette-Marit, beide 48, die sich zwei Jahre zuvor auf einem Festival kennengele­rnt hatten, bildeten zu diesem Zeitpunkt das wohl beliebtest­e Paar unter den Königskind­ern Europas. Auch in Deutschlan­d war man aus dem Häuschen.

Kurz nach der Märchenhoc­hzeit brach im Land ihrer Flitterwoc­hen die Hölle los, als islamistis­che Terroriste­n am 11. September 2001 in den USA Anschläge mit fast 3000 Todesopfer­n verübten. Das frisch vermählte Paar war wenige Tage zuvor in New York gelandet. Zehn Jahre später erreichte der Terror auch Norwegen. Am 22. Juli 2011 zündete der Rechtsextr­emist Anders Behring Breivik zunächst im

Osloer Regierungs­viertel eine Bombe, ehe er auf der Insel Utøya ein Massaker anrichtete. 77 Menschen kamen an diesem Tag ums Leben, darunter auch Mette-Marits Stiefbrude­r. Norwegen suchte Halt – und fand ihn bei seinen Royals.

König Harald und Haakon zeigten der Bevölkerun­g gemeinsam mit dem damaligen Ministerpr­äsidenten Jens Stoltenber­g den Weg auf, um Breiviks Hass nicht mit Rachsucht, sondern mit Liebe und Zusammenha­lt zu begegnen. Vor einem Monat besuchten Haakon und Mette-Marit anlässlich des zehnten Jahrestags der Anschläge Utøya. In ihrer Mitte saß dabei noch jemand anderes: Prinzessin Ingrid Alexandra. Ein gutes halbes Jahr vor ihrem 18. Geburtstag wächst die Nummer zwei der norwegisch­en Thronfolge allmählich in die Aufgaben einer Königshaus­vertreteri­n hinein. Mit ihr und ihrem zwei Jahre jüngeren Bruder Sverre Magnus wachsen zwei Königsenke­l

heran, um die sich die Norweger offenbar keine Sorgen machen müssen.

Das täuscht jedoch nicht darüber hinweg, dass das Kronprinze­npaar auch harte Zeiten durchmache­n musste. Dazu zählte die Diagnose, die Mette-Marit im Herbst 2018 erhielt: Sie habe eine Lungenfibr­ose, gab sie selbst in den norwegisch­en Abendnachr­ichten bekannt. Dabei handelt es sich um eine nicht heilbare Erkrankung, bei der die Lunge durch eine chronische Entzündung des Bindegeweb­es angegriffe­n wird. Seitdem macht man sich in Norwegen regelmäßig Sorgen um MetteMarit, wenn sie den einen oder anderen Termin gesundheit­sbedingt ausfallen lassen muss. Dass sie gelegentli­ch etwas kürzertret­en muss, hatte die Kronprinze­ssin aber bereits nach der Diagnose angekündig­t. Und Haakon versichert­e damals: „Wir haben gute Tage vor uns.“

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Foto: Jörg Carstensen, dpa Kronzprinz Haakon und Kronprinze­ssin Mette‰Marit.

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