Zimmermann führt sein Team durch Deutschland
Die guten Saisonleistungen des 23-jährigen Radprofis aus Neusäß werden honoriert. Er bekommt als Mannschafts-Kapitän die volle Unterstützung seiner Kollegen bei der Deutschland-Tour
Wenn am Donnerstag Georg Zimmermann mit seinem Team Intermarche Wanty-Gobert zur ersten Etappe der Deutschland-Tour antritt, dann feiert der 23-jährige Radprofi aus Neusäß (Kreis Augsburg) eine für ihn besondere Premiere. Erstmals führt er seine Mannschaft als Teamkapitän in einer Rundfahrt an. „Es freut mich ungemein, dass meine guten Leistungen in dieser Saison jetzt auch die Teamleitung honoriert hat und ich jetzt auf meiner Heimrundfahrt zeigen kann, was ich drauf habe und diesmal nicht jemanden zuarbeiten muss“, sagt Zimmermann über seine Hochstufung innerhalb des belgischen World-Tour-Rennstalls.
Danach sah es zunächst gar nicht aus. Zimmermann ging als Wasserträger für die anderen Spitzenfahrer des Teams in die Saison. Dort musste er zu Beginn mit einer Verletzung auch noch pausieren und als er sich zu Beginn der Tour de France noch das Kahnbein an der linken Hand brach, schien es nicht gut um den Nachwuchsfahrer gestellt. Doch Zimmermann hielt durch, sicherte sich am Ende der Tour noch einen achten Etappenplatz. Seine aufsteigende Form untermauerte er nicht nur mit seinem ersten Etappensieg als Profi bei der Tour de l’Ain, sondern zuletzt auch mit Platz 35 bei der Polenrundfahrt, die am 15. August in Krakau endete. Damit war er bester Deutscher. „Ich bin ganz gut durchgekommen, aber der eine Tag, an dem alles gepasst hat, um eine Top-Platzierung zu erreichen, war nicht dabei. Dafür war Platz drei in der Teamwertung für unsere Mannschaft ein toller Erfolg“, gibt sich Zimmermann nach den sieben Etappen bescheiden.
Jetzt will er seine Mannschaft bei der Deutschland-Tour, die am Donnerstag in Stralsund beginnt und am Sonntag in Nürnberg endet, so gut wie möglich durch die vier Etappen bringen. „Natürlich steigt der Druck. Von einem Helfer erwartet niemand ein gutes Ergebnis, von einem Kapitän aber schon. Ich mache mir jetzt keinen Stress, denn meine Saison ist schon erfolgreich. Aber ich werde mein Bestes geben. Eine Top-Ten-Platzierung in der Gesamtwertung wäre schon cool.“
Zu mehr wird es für den Bergspezialisten wohl nicht reichen, denn das Streckenprofil der 727 Kilometer von Stralsund nach Nürnberg ist für ihn zu einfach. „Es sind einfach zu wenig Höhenmeter und Steigungen dabei.“Am ehesten kommt die letzte Etappe zwischen Erlangen und Nürnberg seinen Anlagen entgegen. Seine Siegesfavoriten sind der Norweger Alexander Kristoff (UAE Team Emirates) und Phil Bauhaus vom Team Bahrain. Auch John Degenkolb vom deutschen National-Team steht auf seiner Liste.
Aber Zimmermann hat nicht nur den eigenen Erfolg im Blick. „Ich hoffe, dass das Wetter gut wird und wir unseren Sport wieder ins Rampenlicht stellen können. Wir haben so wenig Rennen in Deutschland, deswegen bin ich extrem motiviert.“Bei seiner DeutschlandTour-Premiere will er versuchen, mit guten Platzierungen das öffentliche Interesse in Deutschland weiter zu steigern. ARD und ZDF übertragen die nationale Rundfahrt, die zur zweiten Kategorie (UCI ProSeries) nach der WorldTour zählt. Die Fernsehsender hoffen auf gute Platzierungen deutscher Teams wie Bora-Hansgrohe oder deutscher Fahrer. Zimmermann und seine
Kollegen wollen liefern. „Es tut sich bei unserem Sport wieder etwas. Wir haben wieder neue junge deutsche Talente.“
Er gehört genauso dazu wie sein Augsburger Trainingskollege Marco Brenner vom Team DSM. „Marco könnte für eine Überraschung gut sein“, sagt Zimmermann, der zusammen mit dem 18-jährigen Brenner bei den E-Racers Augsburg sportlich groß geworden ist.
Während Zimmermann sich auf seinen dreiwöchigen Urlaub nach der Deutschlandtour freut, kehrt Brenner nach einer knapp vierwöchigen Erholungsphase wieder in den Rennzirkus zurück. Zusammen mit der Leitung seines Rennteams hatte er beschlossen, die ursprünglich eingeplante Polenrundfahrt auszulassen. Mit seiner Familie war er bis vor einer Woche im familieneigenen Haus in Cadiero bei Verona. „Ich habe dort ein bisschen weniger trainiert und dafür etwas mehr Urlaub gemacht“, sagt Marco Brenner. Jetzt freut er sich auf die Deutschlandtour mit all ihren Herausforderungen. Was ihn dort genau erwartet, weiß er aber noch nicht: „Wir hatten noch keine Teamsitzung, bei der unsere Taktik bekannt gegeben wird. Aber da das Streckenprofil auf viele Sprintankünfte hindeutet und ich da nicht der richtige Mann dafür bin, lasse ich es auf mich zukommen.“
Mit seiner ersten Saison als Profi ist er ganz zufrieden. „Es hat im Frühjahr etwas gedauert, bis ich reingekommen bin, aber beim Fleche Wallone habe ich gezeigt, was an einem guten Tag von mir möglich ist.“Bei dem Ein-Tages-Klassiker im April wurde Brenner 24. Jetzt freut er sich auch auf das Duell mit seinem Augsburger Trainingspartner Zimmermann: „Gigi ist gut angekommen in der WorldTour. Er ist sicher ein Kandidat, der auch ein Rennen mal gewinnen kann.“