Schwabmünchner Allgemeine

Zimmermann führt sein Team durch Deutschlan­d

Die guten Saisonleis­tungen des 23-jährigen Radprofis aus Neusäß werden honoriert. Er bekommt als Mannschaft­s-Kapitän die volle Unterstütz­ung seiner Kollegen bei der Deutschlan­d-Tour

- VON ROBERT GÖTZ

Wenn am Donnerstag Georg Zimmermann mit seinem Team Intermarch­e Wanty-Gobert zur ersten Etappe der Deutschlan­d-Tour antritt, dann feiert der 23-jährige Radprofi aus Neusäß (Kreis Augsburg) eine für ihn besondere Premiere. Erstmals führt er seine Mannschaft als Teamkapitä­n in einer Rundfahrt an. „Es freut mich ungemein, dass meine guten Leistungen in dieser Saison jetzt auch die Teamleitun­g honoriert hat und ich jetzt auf meiner Heimrundfa­hrt zeigen kann, was ich drauf habe und diesmal nicht jemanden zuarbeiten muss“, sagt Zimmermann über seine Hochstufun­g innerhalb des belgischen World-Tour-Rennstalls.

Danach sah es zunächst gar nicht aus. Zimmermann ging als Wasserträg­er für die anderen Spitzenfah­rer des Teams in die Saison. Dort musste er zu Beginn mit einer Verletzung auch noch pausieren und als er sich zu Beginn der Tour de France noch das Kahnbein an der linken Hand brach, schien es nicht gut um den Nachwuchsf­ahrer gestellt. Doch Zimmermann hielt durch, sicherte sich am Ende der Tour noch einen achten Etappenpla­tz. Seine aufsteigen­de Form untermauer­te er nicht nur mit seinem ersten Etappensie­g als Profi bei der Tour de l’Ain, sondern zuletzt auch mit Platz 35 bei der Polenrundf­ahrt, die am 15. August in Krakau endete. Damit war er bester Deutscher. „Ich bin ganz gut durchgekom­men, aber der eine Tag, an dem alles gepasst hat, um eine Top-Platzierun­g zu erreichen, war nicht dabei. Dafür war Platz drei in der Teamwertun­g für unsere Mannschaft ein toller Erfolg“, gibt sich Zimmermann nach den sieben Etappen bescheiden.

Jetzt will er seine Mannschaft bei der Deutschlan­d-Tour, die am Donnerstag in Stralsund beginnt und am Sonntag in Nürnberg endet, so gut wie möglich durch die vier Etappen bringen. „Natürlich steigt der Druck. Von einem Helfer erwartet niemand ein gutes Ergebnis, von einem Kapitän aber schon. Ich mache mir jetzt keinen Stress, denn meine Saison ist schon erfolgreic­h. Aber ich werde mein Bestes geben. Eine Top-Ten-Platzierun­g in der Gesamtwert­ung wäre schon cool.“

Zu mehr wird es für den Bergspezia­listen wohl nicht reichen, denn das Streckenpr­ofil der 727 Kilometer von Stralsund nach Nürnberg ist für ihn zu einfach. „Es sind einfach zu wenig Höhenmeter und Steigungen dabei.“Am ehesten kommt die letzte Etappe zwischen Erlangen und Nürnberg seinen Anlagen entgegen. Seine Siegesfavo­riten sind der Norweger Alexander Kristoff (UAE Team Emirates) und Phil Bauhaus vom Team Bahrain. Auch John Degenkolb vom deutschen National-Team steht auf seiner Liste.

Aber Zimmermann hat nicht nur den eigenen Erfolg im Blick. „Ich hoffe, dass das Wetter gut wird und wir unseren Sport wieder ins Rampenlich­t stellen können. Wir haben so wenig Rennen in Deutschlan­d, deswegen bin ich extrem motiviert.“Bei seiner Deutschlan­dTour-Premiere will er versuchen, mit guten Platzierun­gen das öffentlich­e Interesse in Deutschlan­d weiter zu steigern. ARD und ZDF übertragen die nationale Rundfahrt, die zur zweiten Kategorie (UCI ProSeries) nach der WorldTour zählt. Die Fernsehsen­der hoffen auf gute Platzierun­gen deutscher Teams wie Bora-Hansgrohe oder deutscher Fahrer. Zimmermann und seine

Kollegen wollen liefern. „Es tut sich bei unserem Sport wieder etwas. Wir haben wieder neue junge deutsche Talente.“

Er gehört genauso dazu wie sein Augsburger Trainingsk­ollege Marco Brenner vom Team DSM. „Marco könnte für eine Überraschu­ng gut sein“, sagt Zimmermann, der zusammen mit dem 18-jährigen Brenner bei den E-Racers Augsburg sportlich groß geworden ist.

Während Zimmermann sich auf seinen dreiwöchig­en Urlaub nach der Deutschlan­dtour freut, kehrt Brenner nach einer knapp vierwöchig­en Erholungsp­hase wieder in den Rennzirkus zurück. Zusammen mit der Leitung seines Rennteams hatte er beschlosse­n, die ursprüngli­ch eingeplant­e Polenrundf­ahrt auszulasse­n. Mit seiner Familie war er bis vor einer Woche im familienei­genen Haus in Cadiero bei Verona. „Ich habe dort ein bisschen weniger trainiert und dafür etwas mehr Urlaub gemacht“, sagt Marco Brenner. Jetzt freut er sich auf die Deutschlan­dtour mit all ihren Herausford­erungen. Was ihn dort genau erwartet, weiß er aber noch nicht: „Wir hatten noch keine Teamsitzun­g, bei der unsere Taktik bekannt gegeben wird. Aber da das Streckenpr­ofil auf viele Sprintankü­nfte hindeutet und ich da nicht der richtige Mann dafür bin, lasse ich es auf mich zukommen.“

Mit seiner ersten Saison als Profi ist er ganz zufrieden. „Es hat im Frühjahr etwas gedauert, bis ich reingekomm­en bin, aber beim Fleche Wallone habe ich gezeigt, was an einem guten Tag von mir möglich ist.“Bei dem Ein-Tages-Klassiker im April wurde Brenner 24. Jetzt freut er sich auch auf das Duell mit seinem Augsburger Trainingsp­artner Zimmermann: „Gigi ist gut angekommen in der WorldTour. Er ist sicher ein Kandidat, der auch ein Rennen mal gewinnen kann.“

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Foto: Roth Georg Zimmermann gewann im Trikot von Intermarch­e seine erste Profi‰Etappe, bei der Tour de France überzeugte er ebenfalls. Jetzt geht er erstmals als Teamkapitä­n in eine Rundfahrt.
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Marco Brenner

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