Finnbogason macht große Fortschritte
Der Angreifer des FC Augsburg nähert sich dem Kader immer mehr an. Am Dienstag ist er voll im Mannschaftstraining dabei. Ein anderer Spieler braucht noch Eingewöhnungszeit
Alfred Finnbogason nickt. Immer wieder. Er wirkt sehr zuversichtlich, über den Zeitpunkt seines Comebacks aber möchte er nicht reden. Beim Training des FC Augsburg am Dienstag absolviert er jedenfalls große Teile mit der Mannschaft. Nur beim letzten, intensiven Spiel auf einem kleinen Feld steht er draußen und schaut zu. Ebenso wie Iago, Arne Maier, Sergio Cordova und André Hahn. Belastungssteuerung ist hier das Zauberwort.
Kapitän Jeffrey Gouweleeuw kommt kurz vor dem Ende auf den Trainingsplatz. Während seine Kollegen schon zusammenräumen, fängt er mit seinem individuellen Training an. Noch immer zwicken die Adduktoren, er dürfte für Samstag sehr fraglich sein. Gleiches gilt für Jan Moravek, der am Dienstag ebenso fehlt. Auch Felix Uduokhai nimmt nicht am Training teil. Über die genauen Gründe konnte der FCA noch nicht informieren. Florian Niederlechner ist dagegen wieder dabei, nachdem er in Frankfurt wegen eines Kopfzusammenstoßes mit Martin Hinteregger benommen vom Platz musste.
Finnbogason jedenfalls kämpft sich von Tag zu Tag näher an die Mannschaft. Noch nicht wirklich angekommen scheint dagegen Niklas Dorsch. Vereinswechsel sind selten unkompliziert. Ein neues Umfeld, eine neue Mannschaft, eine neue Stadt – Eingewöhnungszeit braucht fast jeder, der seinen Arbeitgeber und den Wohnort wechselt. Erst recht, wenn es sich um eine Tätigkeit in einem Mannschaftsgefüge handelt. Vertrauen und Zusammenhalt sind da unabdingbar wie guter Hopfen für ein süffiges Bier. Die Stimmung muss passen, das ist eine Grundvoraussetzung in vielen Berufsfeldern. Gerade in einer Profi-Fußballmannschaft kann es aber mal zu Animositäten kommen. Im Training geht es schon mal lauter zu, nur Freunde gibt es in einem Kader nicht. Zumal die Profis auch in den Übungseinheiten stets nach Erfolg streben. Selbst eine Niederlage in einem Trainingsspiel kann da schmerzen, gerade einen ehrgeizigen Neuzugang.
Niklas Dorsch ist erst seit wenigen Wochen beim FC Augsburg.
Auch er, der mit viel Vorschusslorbeeren von Gent kam, braucht seine Zeit, um sich beim neuen Verein einzufinden. Das ist unverkennbar nach nun drei Pflichtspielen. Weder in Greifswald noch gegen Hoffenheim und Frankfurt erwies er sich als der Mittelfeldstratege, auf den die Augsburger gehofft hatten. Und den viele noch von der U-21-EM in Erinnerung haben, als die deutsche Mannschaft mit ihm in der Zentrale den Titel gewann. Dorsch ist ein bulliger Spieler, der aber auch mit feinen, klugen Pässen überzeugen kann. Noch aber ist sein Spiel zu fehlerhaft. In Frankfurt erreichte er gerade mal eine Passquote von 68 Prozent, am ersten Spieltag gegen Hoffenheim waren es immerhin noch 89 Prozent gewesen. Bei den Zweikämpfen sind seine Werte sehr bedenklich. Gegen Frankfurt gewann er 38 Prozent seiner Duelle, beim 0:4 gegen Hoffenheim waren es nur 22 Prozent gewesen. Das ist für einen defensiven Mittelfeldspieler ähnlich erfolgreich wie ein Scheitern von Robbie Williams in der ersten Runde einer Casting-Sendung. Eigentlich undenkbar.
Dorsch muss sich steigern, das ist keine Frage. Auch beim Training am Dienstag passieren ihm viele Fehlpässe. Nach dem Ende der Einheit bleibt er noch lange auf dem Platz, er trainiert Torschüsse. Hier zeigt er seine Qualität. Oft fliegt der Ball unhaltbar ins Netz. Auf diese Qualitäten hofft der FCA. Dorsch wird die nötige Zeit bekommen. So sagte FCA-Manager Stefan Reuter nach der Partie in Frankfurt, dass man die mäßige Leistung „nicht an einem Spieler festmachen darf. Bei ihm wie bei anderen Spielern ist noch viel Luft nach oben. Aber wir sind überzeugt, dass wir da noch hinkommen“.
Eine Überzeugung, die die Augsburger schon in der gesamten Vorbereitung mit sich herumtrugen. Die Vorfreude auf die Saison, aber auch auf Niklas Dorsch war groß gewesen. Der 23-Jährige hatte bei der U-21-EM auf sich aufmerksam gemacht. Er war ein dominierender Faktor auf dem Weg zum Titel. In Gent allerdings hatte er auch nur selten überzeugt. Nun zeigt sich auch in Augsburg, dass der Unterschied von der U21 zum Alltag in der Bundesliga groß ist.