Anwohner fürchten Privatpartys
Das Singoldsand Festival startet mit zwei Kindertagen. Am Wochenende stehen mehrere Bands auf der Bühne. Die meisten Anliegenden sehen die Tage gelassen, doch es gibt auch Kritik
Schwabmünchen Die Bühnen sind aufgebaut, die Musikanlagen verkabelt – ab dem heutigen Mittwoch wird in Schwabmünchen gefeiert. Denn das Singoldsand Festival startet mit zwei Kindertagen. Am Wochenende stehen dann mehrere Bands auf drei Bühnen. Vergangenes Jahr war es ruhig, denn die Veranstaltung musste pandemiebedingt ausfallen. Doch nun erklingt wieder Livemusik – das bekommen nicht nur Gäste aus der ersten Reihe zu hören, sondern auch die Anwohnerinnen und Anwohner.
Christina Wiesers Haus und die Hauptbühne trennt nur die ruhige Singold. „Ich bewundere schon seit Anfang der Woche die Aufbauarbeiten von meinem Garten aus“, sagt sie. In den vergangenen Jahren sei sie während des Festivals weggefahren, um der Musik und der feiernden Menge zu entkommen. Diesen August ist sie jedoch daheim und findet, dass man die Klänge auch mal gut zwei Tage aushalten könne.
„Als ich jung war, haben wir das Radio auch nicht leiser gedreht“, sagt Wieser und wirft einen Blick über den Gartenzaun. Sie freut sich für die Jugend, dass das Festival wieder stattfindet, und akzeptiert, dass es ein wenig lauter wird. Sie habe allerdings auch Verständnis, wenn das nicht alle so sehen – im
würden in der Nachbarschaft viele ältere Leute leben, die nicht einfach verreisen könnten.
Zumindest zwei von ihnen blicken dem Festival gelassen entgegen. Auf der anderen Seite des Geländes, in einem Wohnkomplex, lebt Marianne Martin. Sie wohnt dort schon seit über 20 Jahren und ist Singoldsand-Nachbarin der ersten Stunde. „Das Festival stört mich nicht“, sagt auch sie und streckt von ihrem Balkon in der ersten Etage aus den Daumen hoch.
Nebenan wohnt Bernd Schwiuntek, der von seiner Wohnung aus ebenfalls einen Logenplatz mit direktem Blick auf den Eisplatz hat. Im Gegensatz zu Marianne Martin lebt er erst seit letztem November in der Nachbarschaft. Schwiuntek ist gespannt auf das Wochenende. „Ein bisschen Lärm macht mir gar nichts aus“, sagt der Rentner mit einem Schulterzucken.
Die Kindertage enden am Mittwoch und am Donnerstag jeweils um 20 Uhr. Die Konzerte am Freitag und Samstag laufen hingegen bis Mitternacht. Offiziell beendet ist die Veranstaltung erst um 1 Uhr nachts. Nach Angaben von Festival-Mitbegründer Patrick Jung erklingt jedoch ab 24 Uhr keine Musik mehr. „Um halb eins ist Ausschankstopp, um ein Uhr nachts ist das Gelände leer“, erklärt Jung.
Wie Anwohner Stefan Streit die vergangenen Jahre mitbekommen hat, ist die Party für viele Festivalgäste dann allerdings noch nicht vorbei. Der junge Mann wohnt im Neubaugebiet hinter der Singold. „Nachts ist es schwierig“, sagt er, „dann geht die Party bei vielen privat weiter. Gerade bei Schwabmünchnern, die direkt hier wohnen.“
Davon berichtet auch Silvia Müller-Irmler. Sie bezeichnet sich als „Anwohnerin der ersten Reihe“und hat die vergangenen Jahre erlebt, wie nach dem offiziellen Zapfenstreich die privaten Feiereien beginnen. Darüber hinaus habe sich, unabhängig vom Festival, der Eisplatz zur Partymeile entwickelt, kritisiert sie.
„Da werden bei gutem Wetter Klappstühle aufgestellt und Pizzakartons aufgeklappt. Musikboxen von aufgemotzten Autos sorgen allabendlich für Lärm“, sagt sie. „Die Leute pieseln in den Bach und konsumieren Alkohol und Drogen.“Weder das Ordnungsamt noch die Polizei konnten ihr allerdings weiterhelfen, erklärt sie: „Es gibt keine Satzung und keine Kapazitäten.“
Den normalen Festivallärm empfindet Silvia Müller-Irmler als „ausmerhin haltbar“. Dennoch sah sie sich bereits gezwungen, die Veranstalter zu kontaktieren. „Meine Fenster wackelten vom Bass“, erklärt sie. Ihr Schlafzimmer liegt direkt an der Hauptbühne. „Die Veranstalter waren aber einsichtig, und die Situation wurde besser.“Sie ist froh, dass das Festival heuer durch drei verschiedene Standorte entzerrt ist.
In den vergangenen Jahren gab es für Anwohnerinnen und Anwohner kostenlose Festivaltickets. Das sei heuer allerdings nicht der Fall, erklärt Patrick Jung: „Wir haben uns lange zu diesem Thema Gedanken gemacht. Aber letztlich übersteigt die Anzahl der Tickets für Anlieger die Zahl der Besuchenden, die heuer auf nur eines der drei Gelände dürfen.“
Bis zu 4000 Menschen kamen in den vergangenen Jahren auf das Gelände. Heuer sind nur 500 pro Fläche und somit 1500 Besucher und Besucherinnen insgesamt zugelassen. Jung verspricht aber: „Bei einer regulären Veranstaltung wird es die Freikarten wieder geben.“
Nahe des Festivals wohnen auch viele ältere Menschen
Lärmschutznummer Die Veranstalter des Singoldsand Festivals haben für den Zeitraum des Festivals eine Lärm schutznummer für Anliegende einge richtet. Ab Mittwoch, 25. August, 14 Uhr, bis Montag, 30. August, bis 8 Uhr ist die Telefonnummer 08232/963392 er reichbar.