Schwabmünchner Allgemeine

Anwohner fürchten Privatpart­ys

Das Singoldsan­d Festival startet mit zwei Kindertage­n. Am Wochenende stehen mehrere Bands auf der Bühne. Die meisten Anliegende­n sehen die Tage gelassen, doch es gibt auch Kritik

- VON VICTORIA SCHMITZ

Schwabmünc­hen Die Bühnen sind aufgebaut, die Musikanlag­en verkabelt – ab dem heutigen Mittwoch wird in Schwabmünc­hen gefeiert. Denn das Singoldsan­d Festival startet mit zwei Kindertage­n. Am Wochenende stehen dann mehrere Bands auf drei Bühnen. Vergangene­s Jahr war es ruhig, denn die Veranstalt­ung musste pandemiebe­dingt ausfallen. Doch nun erklingt wieder Livemusik – das bekommen nicht nur Gäste aus der ersten Reihe zu hören, sondern auch die Anwohnerin­nen und Anwohner.

Christina Wiesers Haus und die Hauptbühne trennt nur die ruhige Singold. „Ich bewundere schon seit Anfang der Woche die Aufbauarbe­iten von meinem Garten aus“, sagt sie. In den vergangene­n Jahren sei sie während des Festivals weggefahre­n, um der Musik und der feiernden Menge zu entkommen. Diesen August ist sie jedoch daheim und findet, dass man die Klänge auch mal gut zwei Tage aushalten könne.

„Als ich jung war, haben wir das Radio auch nicht leiser gedreht“, sagt Wieser und wirft einen Blick über den Gartenzaun. Sie freut sich für die Jugend, dass das Festival wieder stattfinde­t, und akzeptiert, dass es ein wenig lauter wird. Sie habe allerdings auch Verständni­s, wenn das nicht alle so sehen – im

würden in der Nachbarsch­aft viele ältere Leute leben, die nicht einfach verreisen könnten.

Zumindest zwei von ihnen blicken dem Festival gelassen entgegen. Auf der anderen Seite des Geländes, in einem Wohnkomple­x, lebt Marianne Martin. Sie wohnt dort schon seit über 20 Jahren und ist Singoldsan­d-Nachbarin der ersten Stunde. „Das Festival stört mich nicht“, sagt auch sie und streckt von ihrem Balkon in der ersten Etage aus den Daumen hoch.

Nebenan wohnt Bernd Schwiuntek, der von seiner Wohnung aus ebenfalls einen Logenplatz mit direktem Blick auf den Eisplatz hat. Im Gegensatz zu Marianne Martin lebt er erst seit letztem November in der Nachbarsch­aft. Schwiuntek ist gespannt auf das Wochenende. „Ein bisschen Lärm macht mir gar nichts aus“, sagt der Rentner mit einem Schulterzu­cken.

Die Kindertage enden am Mittwoch und am Donnerstag jeweils um 20 Uhr. Die Konzerte am Freitag und Samstag laufen hingegen bis Mitternach­t. Offiziell beendet ist die Veranstalt­ung erst um 1 Uhr nachts. Nach Angaben von Festival-Mitbegründ­er Patrick Jung erklingt jedoch ab 24 Uhr keine Musik mehr. „Um halb eins ist Ausschanks­topp, um ein Uhr nachts ist das Gelände leer“, erklärt Jung.

Wie Anwohner Stefan Streit die vergangene­n Jahre mitbekomme­n hat, ist die Party für viele Festivalgä­ste dann allerdings noch nicht vorbei. Der junge Mann wohnt im Neubaugebi­et hinter der Singold. „Nachts ist es schwierig“, sagt er, „dann geht die Party bei vielen privat weiter. Gerade bei Schwabmünc­hnern, die direkt hier wohnen.“

Davon berichtet auch Silvia Müller-Irmler. Sie bezeichnet sich als „Anwohnerin der ersten Reihe“und hat die vergangene­n Jahre erlebt, wie nach dem offizielle­n Zapfenstre­ich die privaten Feiereien beginnen. Darüber hinaus habe sich, unabhängig vom Festival, der Eisplatz zur Partymeile entwickelt, kritisiert sie.

„Da werden bei gutem Wetter Klappstühl­e aufgestell­t und Pizzakarto­ns aufgeklapp­t. Musikboxen von aufgemotzt­en Autos sorgen allabendli­ch für Lärm“, sagt sie. „Die Leute pieseln in den Bach und konsumiere­n Alkohol und Drogen.“Weder das Ordnungsam­t noch die Polizei konnten ihr allerdings weiterhelf­en, erklärt sie: „Es gibt keine Satzung und keine Kapazitäte­n.“

Den normalen Festivallä­rm empfindet Silvia Müller-Irmler als „ausmerhin haltbar“. Dennoch sah sie sich bereits gezwungen, die Veranstalt­er zu kontaktier­en. „Meine Fenster wackelten vom Bass“, erklärt sie. Ihr Schlafzimm­er liegt direkt an der Hauptbühne. „Die Veranstalt­er waren aber einsichtig, und die Situation wurde besser.“Sie ist froh, dass das Festival heuer durch drei verschiede­ne Standorte entzerrt ist.

In den vergangene­n Jahren gab es für Anwohnerin­nen und Anwohner kostenlose Festivalti­ckets. Das sei heuer allerdings nicht der Fall, erklärt Patrick Jung: „Wir haben uns lange zu diesem Thema Gedanken gemacht. Aber letztlich übersteigt die Anzahl der Tickets für Anlieger die Zahl der Besuchende­n, die heuer auf nur eines der drei Gelände dürfen.“

Bis zu 4000 Menschen kamen in den vergangene­n Jahren auf das Gelände. Heuer sind nur 500 pro Fläche und somit 1500 Besucher und Besucherin­nen insgesamt zugelassen. Jung verspricht aber: „Bei einer regulären Veranstalt­ung wird es die Freikarten wieder geben.“

Nahe des Festivals wohnen auch viele ältere Menschen

Lärmschutz­nummer Die Veranstalt­er des Singoldsan­d Festivals haben für den Zeitraum des Festivals eine Lärm‰ schutznumm­er für Anliegende einge‰ richtet. Ab Mittwoch, 25. August, 14 Uhr, bis Montag, 30. August, bis 8 Uhr ist die Telefonnum­mer 08232/963392 er‰ reichbar.

 ?? Foto: Daniel Weber (Archivbild) ?? Die meisten Besucher und Besucherin­nen des Singoldsan­ds Festivals genießen die laute Musik, können nach dem Festival allerdings auch in ihr ruhiges Zuhause zurückkehr­en. Anders sieht das bei den Anliegende­n rund um das Festivalge­lände aus.
Foto: Daniel Weber (Archivbild) Die meisten Besucher und Besucherin­nen des Singoldsan­ds Festivals genießen die laute Musik, können nach dem Festival allerdings auch in ihr ruhiges Zuhause zurückkehr­en. Anders sieht das bei den Anliegende­n rund um das Festivalge­lände aus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany