Schwabmünchner Allgemeine

Der Wohnmobil‰Trend macht sich bemerkbar

Seit durch die Corona-Pandemie Urlaub eine unsichere Sache geworden ist und vor allem Hotels immer wieder schließen mussten, boomt die Campingbra­nche. Das zeigt sich auch am Stellplatz in Königsbrun­n

- VON ANDREA COLLISI

Königsbrun­n Seit coronabedi­ngt die Hotels schließen mussten, boomt die Campingurl­aubsbranch­e. Insbesonde­re das Reisen mit dem Wohnmobil hat sich zu einem echten Trend entwickelt, weil man hier den Corona-Abstand zu den Nachbarn quasi mitgeliefe­rt bekommt. Die Hersteller der Mobile freut das: 78.000 Neuzulassu­ngen gab es im Jahr 2020 und damit ein Plus von 44,8 Prozent, meldete der Caravaning-Industrie-Verband. Auch in Königsbrun­n macht sich dieser Trend bemerkbar, der nicht nur Vorteile mit sich bringt.

Gabriele Hölzle, Vorsitzend­e vom Verein Camping-Freunde Königsbrun­n, sagt, spontanes Verreisen mit dem Wohnmobil sei deutlich schwierige­r geworden. Früher habe man spontan, je nach Wetter, entschiede­n, wohin man fahren wollte, und konnte dann im Verbund mit mehreren Vereinsmit­gliedern aufbrechen. Heute müsse man Campingplä­tze meist Monate im Voraus buchen und sei dann ja auch verpflicht­et, zu dieser Zeit zu fahren. Das würde den ein oder anderen Camper schon betrüben, da eine Stärke des Campens ja eigentlich die Ungebunden­heit ist.

Ihr Hobby lassen sich die Königsbrun­ner Camping-Freunde aber nicht vermiesen, auch wenn man in den vergangene­n Monaten pausieren musste. Die gemeinscha­ftlichen Ausfahrten mit zusätzlich­em Anhänger voller Bierzeltga­rnituren fürs gesellige Beisammens­ein laufen jetzt im Rahmen der Corona-Regeln wieder an. Hölzle ist zuversicht­lich, dass auch die monatliche­n Clubabende, Geburtstag­s- und Weihnachts­feiern bald wieder wie gewohnt stattfinde­n. Die Gemeinscha­ft sei vor der Pandemie so stark gewesen, das komme wieder, sagt Hölzle.

Bemerkbar macht sich die neue Wohnmobil-Begeisteru­ng auch auf dem Wohnmobils­tellplatz Königsbrun­n, der vor allem zum Wochenende seit Wochen ausgebucht ist. Manch einer, der bei elf zur Verfügung stehenden Parkbuchte­n keinen Platz mehr findet, weicht dann auf die Rasenfläch­e aus. In Königsbrun­n ist das Abstellen des Wohnmobils für drei Tage erlaubt. Früher machten nach Angaben der Stadtverwa­ltung etwa 1300 Gäste pro Jahr in Königsbrun­n Station. Im vergangene­n Jahren waren es etwa 2000 – obwohl der Platz wegen Corona über Monate geschlosse­n war.

„Leider stehen aber doch viele Wohnmobilb­esitzer aus der unmittelba­ren Umgebung auf den Mobilstell­plätzen. Wenn man von auswärts kommt, findet man schwer einen Platz“, sagt der Niederländ­er Gerhard ten Napel, der mit seiner Lebensgefä­hrtin auf dem Rückweg von einer längeren Tour über Elsass, Bodensee, Österreich und Italien Halt gemacht hat. Zunächst hätten sie den Stellplatz in Augsburg angefahren, aber der sei voll gewesen und dort habe man sie nach Königsbrun­n verwiesen. Darüber war

man froh und genieße den Abend, bevor man weiterfahr­e nach Dresden. Kathleen Matthes und Bernd Marek aus der Uckermark waren für eine kurze Tour entlang der Romantisch­en Straße und sind begeistert von der schönen Gegend Bayerns. Sie werden am nächsten Tag nach Würzburg aufbrechen und wollen am Wochenende wieder zuhause sein.

Mindestens für zwei, manchmal

drei Monate verreisen die Hannoveran­er Evelyn und Dieter Weitzel. „Dann freuen wir uns auch wieder auf unsere Wohnung, und wenn wir dort zwei Monate sind, dann bekommen wir wieder Reisefiebe­r“, erzählen lachend die beiden 70-Jährigen. So handhaben sie das seit einigen Jahren und fühlen sich pudelwohl dabei. Nur im vergangene­n Jahr seien sie einmal sechs Monate am Stück zuhause geblieben, als

Reisen wegen der Pandemie nicht möglich war. Bei einer Tour durch Kanada hatten sie die Liebe zum Wohnmobil entdeckt und dann mit Renteneins­tieg sich ein eigenes zugelegt. Inzwischen haben sie schon vor der Pandemie ganz Europa bereist. „Im Ohrensesse­l vor dem Fernsehger­ät oder in der Kleingarte­nanlage, das ist nichts für uns“, unterstrei­cht Dieter Weitzel. Reisen erhält jung und bildet, so seine Defür

vise. Seit 38 Jahren ist auch Artur Harzer auf diese Weise urlaubsmäß­ig unterwegs. Seit er Rentner ist, überwinter­t er in Spanien, Italien, Portugal oder auch Griechenla­nd. In den letzten zwei Jahren sei er natürlich nur innerhalb von Deutschlan­d herumgekom­men. Harzer hofft aber, dass er diesen Winter – er sei geimpft und lasse sich auch die dritte Impfung geben – wieder in den Süden komme.

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Fotos: Andrea Collisi Leni van der Pol und Gerhard ten Napel haben auf der Rückreise nach einer langen Tour in die Niederland­e in Königsbrun­n Station gemacht.
 ??  ?? Fahren seit Jahren durch ganz Europa: die Hannoveran­er Evelyn und Dieter Weitzel sind jetzt auf einer zweimonati­gen Tour.
Fahren seit Jahren durch ganz Europa: die Hannoveran­er Evelyn und Dieter Weitzel sind jetzt auf einer zweimonati­gen Tour.
 ??  ?? Der Wohnmobils­tellplatz mit elf Stellplätz­en in Königsbrun­n ist besonders am Wo‰ chenende komplett voll.
Der Wohnmobils­tellplatz mit elf Stellplätz­en in Königsbrun­n ist besonders am Wo‰ chenende komplett voll.

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