Der WohnmobilTrend macht sich bemerkbar
Seit durch die Corona-Pandemie Urlaub eine unsichere Sache geworden ist und vor allem Hotels immer wieder schließen mussten, boomt die Campingbranche. Das zeigt sich auch am Stellplatz in Königsbrunn
Königsbrunn Seit coronabedingt die Hotels schließen mussten, boomt die Campingurlaubsbranche. Insbesondere das Reisen mit dem Wohnmobil hat sich zu einem echten Trend entwickelt, weil man hier den Corona-Abstand zu den Nachbarn quasi mitgeliefert bekommt. Die Hersteller der Mobile freut das: 78.000 Neuzulassungen gab es im Jahr 2020 und damit ein Plus von 44,8 Prozent, meldete der Caravaning-Industrie-Verband. Auch in Königsbrunn macht sich dieser Trend bemerkbar, der nicht nur Vorteile mit sich bringt.
Gabriele Hölzle, Vorsitzende vom Verein Camping-Freunde Königsbrunn, sagt, spontanes Verreisen mit dem Wohnmobil sei deutlich schwieriger geworden. Früher habe man spontan, je nach Wetter, entschieden, wohin man fahren wollte, und konnte dann im Verbund mit mehreren Vereinsmitgliedern aufbrechen. Heute müsse man Campingplätze meist Monate im Voraus buchen und sei dann ja auch verpflichtet, zu dieser Zeit zu fahren. Das würde den ein oder anderen Camper schon betrüben, da eine Stärke des Campens ja eigentlich die Ungebundenheit ist.
Ihr Hobby lassen sich die Königsbrunner Camping-Freunde aber nicht vermiesen, auch wenn man in den vergangenen Monaten pausieren musste. Die gemeinschaftlichen Ausfahrten mit zusätzlichem Anhänger voller Bierzeltgarnituren fürs gesellige Beisammensein laufen jetzt im Rahmen der Corona-Regeln wieder an. Hölzle ist zuversichtlich, dass auch die monatlichen Clubabende, Geburtstags- und Weihnachtsfeiern bald wieder wie gewohnt stattfinden. Die Gemeinschaft sei vor der Pandemie so stark gewesen, das komme wieder, sagt Hölzle.
Bemerkbar macht sich die neue Wohnmobil-Begeisterung auch auf dem Wohnmobilstellplatz Königsbrunn, der vor allem zum Wochenende seit Wochen ausgebucht ist. Manch einer, der bei elf zur Verfügung stehenden Parkbuchten keinen Platz mehr findet, weicht dann auf die Rasenfläche aus. In Königsbrunn ist das Abstellen des Wohnmobils für drei Tage erlaubt. Früher machten nach Angaben der Stadtverwaltung etwa 1300 Gäste pro Jahr in Königsbrunn Station. Im vergangenen Jahren waren es etwa 2000 – obwohl der Platz wegen Corona über Monate geschlossen war.
„Leider stehen aber doch viele Wohnmobilbesitzer aus der unmittelbaren Umgebung auf den Mobilstellplätzen. Wenn man von auswärts kommt, findet man schwer einen Platz“, sagt der Niederländer Gerhard ten Napel, der mit seiner Lebensgefährtin auf dem Rückweg von einer längeren Tour über Elsass, Bodensee, Österreich und Italien Halt gemacht hat. Zunächst hätten sie den Stellplatz in Augsburg angefahren, aber der sei voll gewesen und dort habe man sie nach Königsbrunn verwiesen. Darüber war
man froh und genieße den Abend, bevor man weiterfahre nach Dresden. Kathleen Matthes und Bernd Marek aus der Uckermark waren für eine kurze Tour entlang der Romantischen Straße und sind begeistert von der schönen Gegend Bayerns. Sie werden am nächsten Tag nach Würzburg aufbrechen und wollen am Wochenende wieder zuhause sein.
Mindestens für zwei, manchmal
drei Monate verreisen die Hannoveraner Evelyn und Dieter Weitzel. „Dann freuen wir uns auch wieder auf unsere Wohnung, und wenn wir dort zwei Monate sind, dann bekommen wir wieder Reisefieber“, erzählen lachend die beiden 70-Jährigen. So handhaben sie das seit einigen Jahren und fühlen sich pudelwohl dabei. Nur im vergangenen Jahr seien sie einmal sechs Monate am Stück zuhause geblieben, als
Reisen wegen der Pandemie nicht möglich war. Bei einer Tour durch Kanada hatten sie die Liebe zum Wohnmobil entdeckt und dann mit Renteneinstieg sich ein eigenes zugelegt. Inzwischen haben sie schon vor der Pandemie ganz Europa bereist. „Im Ohrensessel vor dem Fernsehgerät oder in der Kleingartenanlage, das ist nichts für uns“, unterstreicht Dieter Weitzel. Reisen erhält jung und bildet, so seine Defür
vise. Seit 38 Jahren ist auch Artur Harzer auf diese Weise urlaubsmäßig unterwegs. Seit er Rentner ist, überwintert er in Spanien, Italien, Portugal oder auch Griechenland. In den letzten zwei Jahren sei er natürlich nur innerhalb von Deutschland herumgekommen. Harzer hofft aber, dass er diesen Winter – er sei geimpft und lasse sich auch die dritte Impfung geben – wieder in den Süden komme.