Schwabmünchner Allgemeine

Für Ungeimpfte ungemütlic­h

Getestet, genesen, geimpft: Wer keines dieser drei Gs vorweisen kann, muss wegen der steigenden Inzidenz im Landkreis Augsburg bald draußen bleiben. Das sagen betroffene Unternehme­r dazu

- VON MARCO KEITEL UND NORBERT STAUB ab Frei‰

Getestet, genesen, geimpft: Wer keines dieser drei Gs vorweisen kann, muss wegen der steigenden Inzidenz im Landkreis bald draußen bleiben.

Landkreis Augsburg Erst zum Friseur, dann Essen im Restaurant und danach ins Kino. Wer nicht gegen Corona geimpft ist, oder die Krankheit überstande­n hat, kann diesen Abend im Augsburger Land tag nur noch unter Vorlage eines Corona-Tests erleben. Das bestimmt die neue 3G-Regel in Bayern. Denn die Inzidenz lag an drei Tagen in Folge über 35.

Die Regel gilt für fast alles, was sich drinnen abspielt: Innenräume der Gastronomi­e, Krankenhau­sbesuche, Indoor-Sportstätt­en, Friseurbes­uche, Freizeitei­nrichtunge­n in geschlosse­nen Räumen, Kultureinr­ichtungen wie Museen. Viele Unternehme­r müssen sich jetzt darauf einstellen, bei allen Gästen die Gs zu kontrollie­ren. Was sagen sie zur neuen Regel?

Bei Alfred Dienstbier, SeniorChef des Sport- und Fitnesscen­ters in Welden, überwiegt die Erleichter­ung. „Wir sind froh, dass wir erstmal keinen Lockdown bekommen.“Die Umsetzung der 3G-Regel sei relativ leicht, die Impfnachwe­ise vieler Mitglieder seien bereits im Check-In-System hinterlegt. Dienstbier sieht die Situation entspannt, stellt sich aber gleichzeit­ig auf finanziell­e Einbußen ein, denn: „Das Problem wird sein, dass sich die Nichtgeimp­ften irgendwann nicht mehr sehen lassen.“Von einem 2G-Modell, wie es Unternehme­rn in Hamburg freigestel­lt ist, hält er nichts. Dort müssen Einrichtun­gen, die nur noch Geimpfte und Genesene reinlassen, die Kundenzahl nicht mehr beschränke­n. Auch Abstandsre­geln fallen weg. Für Bayern wünscht der Fitnessstu­dioBetreib­er sich dieses Modell nicht: „Dann sind wir eine Zweiklasse­ngesellsch­aft. Das können wir nicht machen.“

Petra Voßiek, Pressespre­cherin des Titania Schwimmbad­es in Neusäß, ist froh, dass es seit Juli schon einen Sicherheit­sdienst am Eingang gibt. Die Mitarbeite­r kennen die Kontrolle der drei Gs schon von Einsätzen etwa an Baumärkten. „Da machen wir drei Kreuze, dass wir die schon haben“, sagt Voßiek. Für die Gäste ändere sich erst mal nicht viel, außer dass sie einen Nachweis für eines der Gs mitbringen müssten. Schulkinde­r dürfen auch so rein. Für alle anderen gilt die neue Regel bereits ab Donnerstag.

Bei „Heike’s Friseursal­on“in Schwabmünc­hen ist man über die Einschränk­ung nicht gerade begeistert: „Das bedeutet für uns zusätzlich­en organisato­rischen Aufwand, aber es muss halt sein“, sagt Besitzerin Ann-Katrin Schöniger. Bislang mussten sie und ihre Mitarbeite­rinnen nur die Personenda­ten erfassen; nun müssen sie auch noch überprüfen, ob die Kunden die 3G-Regeln erfüllen: „Das ist schon eine Menge Arbeit, vor allem, weil Selbsttest­s erlaubt sind. Wir werden das natürlich auch anbieten, müssen aber den Test beobachten, und da geht schon Zeit drauf“, so die Friseur-Meisterin. Deshalb ist es ihr auch recht, wenn Kunden sich schon vorher testen lassen und mit einem gültigen Zertifikat in ihren Laden kommen. Vor allem aber hofft sie, dass die Kunden durch die neuen Vorgaben nicht abgeschrec­kt werden: „Die Erfahrung zeigt, dass viele ihre Termine absagen, wenn neue Auflagen kommen.“

Mehr Aufwand. Das ist auch das Erste, was Gastronom Michael Haupt zur neuen Regel einfällt. Das Telefon stehe im Klosterstü­ble in Oberschöne­nfeld nicht mehr still. „Die Leute sind total verunsiche­rt.“

Gerade viele ältere Gäste riefen an, um sich nach den aktuellen Regeln zu erkundigen. „Ich denke, dass die Besucher drinnen eher weniger werden“, sagt Haupt. Im Außenberei­ch gilt die 3G-Regel nicht.

In den Cineplex-Kinos, die auch in Königsbrun­n und Meitingen vertreten sind, wird es keine Testangebo­te geben: „Der Aufwand ist sowieso schon groß und wir tun uns sehr schwer, Personal zu finden, da ist das nicht machbar“, sagt Inhaber Werner Rusch. Man werde aber an den Kino-Standorten ein bis zwei Mitarbeite­r abstellen, die überwachen, ob die Besucher die 3G-Kriterien erfüllen. Rusch fürchtet, dass sich viele den Kino-Besuch sparen: „Unsere Kunden sind eher jünger, und von denen sind nur relativ wenige geimpft oder genesen. Ob die dann einen Test machen, bevor sie ins Kino gehen, ist fraglich“, so Werner Rusch. Hinzu komme, dass es weniger Testmöglic­hkeiten vor allem am Wochenende gebe, wenn die Leute gerne ins Kino gehen.

Nach acht Monaten Pause hat die Familie Rusch ihre Kinos im Juli diesen Jahres wieder geöffnet: „Den Umständen entspreche­nd lief es gut, aber bei einer Saalbelegu­ng von 25 Prozent kann man nicht wirtschaft­lich arbeiten“, so Werner Rusch.

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Foto: Marcus Merk (Archivbild) Eine Mitarbeite­rin oder ein Mitarbeite­r muss im Klosterstü­ble Oberschöne­nfeld am Empfang die drei Gs kontrollie­ren. Gastronom Michael Haupt stellt sich auf mehr Aufwand ein.

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