Für Ungeimpfte ungemütlich
Getestet, genesen, geimpft: Wer keines dieser drei Gs vorweisen kann, muss wegen der steigenden Inzidenz im Landkreis Augsburg bald draußen bleiben. Das sagen betroffene Unternehmer dazu
Getestet, genesen, geimpft: Wer keines dieser drei Gs vorweisen kann, muss wegen der steigenden Inzidenz im Landkreis bald draußen bleiben.
Landkreis Augsburg Erst zum Friseur, dann Essen im Restaurant und danach ins Kino. Wer nicht gegen Corona geimpft ist, oder die Krankheit überstanden hat, kann diesen Abend im Augsburger Land tag nur noch unter Vorlage eines Corona-Tests erleben. Das bestimmt die neue 3G-Regel in Bayern. Denn die Inzidenz lag an drei Tagen in Folge über 35.
Die Regel gilt für fast alles, was sich drinnen abspielt: Innenräume der Gastronomie, Krankenhausbesuche, Indoor-Sportstätten, Friseurbesuche, Freizeiteinrichtungen in geschlossenen Räumen, Kultureinrichtungen wie Museen. Viele Unternehmer müssen sich jetzt darauf einstellen, bei allen Gästen die Gs zu kontrollieren. Was sagen sie zur neuen Regel?
Bei Alfred Dienstbier, SeniorChef des Sport- und Fitnesscenters in Welden, überwiegt die Erleichterung. „Wir sind froh, dass wir erstmal keinen Lockdown bekommen.“Die Umsetzung der 3G-Regel sei relativ leicht, die Impfnachweise vieler Mitglieder seien bereits im Check-In-System hinterlegt. Dienstbier sieht die Situation entspannt, stellt sich aber gleichzeitig auf finanzielle Einbußen ein, denn: „Das Problem wird sein, dass sich die Nichtgeimpften irgendwann nicht mehr sehen lassen.“Von einem 2G-Modell, wie es Unternehmern in Hamburg freigestellt ist, hält er nichts. Dort müssen Einrichtungen, die nur noch Geimpfte und Genesene reinlassen, die Kundenzahl nicht mehr beschränken. Auch Abstandsregeln fallen weg. Für Bayern wünscht der FitnessstudioBetreiber sich dieses Modell nicht: „Dann sind wir eine Zweiklassengesellschaft. Das können wir nicht machen.“
Petra Voßiek, Pressesprecherin des Titania Schwimmbades in Neusäß, ist froh, dass es seit Juli schon einen Sicherheitsdienst am Eingang gibt. Die Mitarbeiter kennen die Kontrolle der drei Gs schon von Einsätzen etwa an Baumärkten. „Da machen wir drei Kreuze, dass wir die schon haben“, sagt Voßiek. Für die Gäste ändere sich erst mal nicht viel, außer dass sie einen Nachweis für eines der Gs mitbringen müssten. Schulkinder dürfen auch so rein. Für alle anderen gilt die neue Regel bereits ab Donnerstag.
Bei „Heike’s Friseursalon“in Schwabmünchen ist man über die Einschränkung nicht gerade begeistert: „Das bedeutet für uns zusätzlichen organisatorischen Aufwand, aber es muss halt sein“, sagt Besitzerin Ann-Katrin Schöniger. Bislang mussten sie und ihre Mitarbeiterinnen nur die Personendaten erfassen; nun müssen sie auch noch überprüfen, ob die Kunden die 3G-Regeln erfüllen: „Das ist schon eine Menge Arbeit, vor allem, weil Selbsttests erlaubt sind. Wir werden das natürlich auch anbieten, müssen aber den Test beobachten, und da geht schon Zeit drauf“, so die Friseur-Meisterin. Deshalb ist es ihr auch recht, wenn Kunden sich schon vorher testen lassen und mit einem gültigen Zertifikat in ihren Laden kommen. Vor allem aber hofft sie, dass die Kunden durch die neuen Vorgaben nicht abgeschreckt werden: „Die Erfahrung zeigt, dass viele ihre Termine absagen, wenn neue Auflagen kommen.“
Mehr Aufwand. Das ist auch das Erste, was Gastronom Michael Haupt zur neuen Regel einfällt. Das Telefon stehe im Klosterstüble in Oberschönenfeld nicht mehr still. „Die Leute sind total verunsichert.“
Gerade viele ältere Gäste riefen an, um sich nach den aktuellen Regeln zu erkundigen. „Ich denke, dass die Besucher drinnen eher weniger werden“, sagt Haupt. Im Außenbereich gilt die 3G-Regel nicht.
In den Cineplex-Kinos, die auch in Königsbrunn und Meitingen vertreten sind, wird es keine Testangebote geben: „Der Aufwand ist sowieso schon groß und wir tun uns sehr schwer, Personal zu finden, da ist das nicht machbar“, sagt Inhaber Werner Rusch. Man werde aber an den Kino-Standorten ein bis zwei Mitarbeiter abstellen, die überwachen, ob die Besucher die 3G-Kriterien erfüllen. Rusch fürchtet, dass sich viele den Kino-Besuch sparen: „Unsere Kunden sind eher jünger, und von denen sind nur relativ wenige geimpft oder genesen. Ob die dann einen Test machen, bevor sie ins Kino gehen, ist fraglich“, so Werner Rusch. Hinzu komme, dass es weniger Testmöglichkeiten vor allem am Wochenende gebe, wenn die Leute gerne ins Kino gehen.
Nach acht Monaten Pause hat die Familie Rusch ihre Kinos im Juli diesen Jahres wieder geöffnet: „Den Umständen entsprechend lief es gut, aber bei einer Saalbelegung von 25 Prozent kann man nicht wirtschaftlich arbeiten“, so Werner Rusch.