Schwabmünchner Allgemeine

Im Bundestag „als Frau nicht sicher“?

Eine SPD-Abgeordnet­e berichtet von Belästigun­g und einem Übergriff im Plenum

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Berlin/München Die bayerische SPD-Abgeordnet­e Bela Bach berichtet von Belästigun­g und sexuellen Übergriffe­n im Deutschen Bundestag. „Ein Kollege in entscheide­nder Funktion sicherte mir Unterstütz­ung bei einem Antrag zu, wenn ich für ein privates Treffen zur Verfügung stünde“, sagte die 30-Jährige aus dem Landkreis München der Zeitschrif­t Es sei nicht nur bei Sprüchen geblieben: „Im Plenum hat ein anderer Kollege, der mir gegenüber mehrfach mit sexistisch­en Sprüchen aufgefalle­n ist, sich so über den Sitz gebeugt, dass er mir über das Gesäß streifen konnte. Das sind Momente, da kann man nicht glauben, dass das passiert.“Die in Magdeburg geborene Wahl-Münchnerin war 2020 als Nachrücker­in in den Bundestag eingezogen, kandidiert aber nicht mehr, nachdem sie in einer Kampfabsti­mmung um einen Platz auf der Bayern-SPD-Liste unterlegen war. Der Bundestag kündigte auf Anfrage eine Antwort zu den Vorwürfen an, die zunächst aber noch nicht eingegange­n war. Bach ist nicht die erste Bundestags­abgeordnet­e, die über Sexismus im Parlament klagt.

Die Grünen-Abgeordnet­e Luise Amtsberg sagte im vorigen Jahr dem Nachrichte­nportal „Meine älteren Kollegen haben es noch

Bunte. t-online:

nicht so ganz verstanden, dass es kein Kompliment ist, wenn man sich rein aufs Äußere bezieht und sagt: „Das ist hier die hübsche Kollegin aus Schleswig-Holstein“. Das will ich nicht hören.“

Die FDP-Abgeordnet­e MarieAgnes Strack-Zimmermann sagte 2020 gegenüber „Insbesonde­re seit dem Einzug der AfD ist Sexismus im Bundestag, aber auch außerhalb des Parlaments, gegenüber Politikeri­nnen eher Alltag als Randnotiz.“Sie selbst sei von einem AfDPolitik­er belästigt worden, als sie eine Lederjacke getragen habe. Von konkreten Übergriffe­n wie Bach berichtete­n Amtsberg und StrackZimm­ermann allerdings nicht. „Ich war wütend. Auf mich selbst, weil ich nicht sofort etwas gesagt habe“, sagte Bach nun.

„Aber auch auf die Situation, weil ich mich als Frau im Plenum des Deutschen Bundestags nicht sicher fühlen kann.“Sexismus in der Politik werde aus ihrer Sicht zu wenig thematisie­rt. „Es gibt keine Kontrollin­stanz, das Thema wird nicht als wichtig wahrgenomm­en und das muss sich schnell ändern“, sagte sie. „Wir brauchen die Öffentlich­keit und eine Gesellscha­ft, in der es nicht länger hingenomme­n wird, dass Sexismus als Banalität abgetan wird.“Sie sei kein Einzelfall, betont Bach.

„Es gibt viele Kolleginne­n und Parteifreu­ndinnen, die Übergriffe oder Sprüche zu gut kennen“, sagte sie. Und diese Mandatsträ­gerinnen seien nur die Spitze des Eisbergs. „Das geht weiter auf lokaler Ebene. Ich traue mich zu sagen: Es gibt keine jüngere Frau in einem Ortsverban­d, die noch nie einen schlüpfrig­en Spruch, eine anzügliche WhatsApp oder einen Popo-Streichler erlebt hat. Auf Parteitage­n, auf Konferenze­n, auf Parteiaben­den, da gibt es unzählige Geschichte­n.“

dpa:

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Foto: Jörg Carstensen, dpa Bela Bach beklagt Sexismus im Deut‰ schen Bundestag.

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