Schwabmünchner Allgemeine

Was Lastenräde­r können

Die Transportv­ehikel sind gerade im Wahlkampf in aller Munde. Im Alltag spielen sie eine eher kleine Rolle – noch

- Mona Wenisch, dpa

Berlin Raus aus dem Auto und rauf aufs Lastenrad: Die Grünen wollen mit einer Förderpräm­ie von 1000 Euro den privaten Kauf von Lastenfahr­rädern unterstütz­en. Welche Modelle gibt es bereits? Und worauf sollten Interessie­rte achten?

● Das sind Lastenräde­r Extra stabil gebaut, mit Platz für jede Menge Ladung – Lastenräde­r sollen den Transport von größeren Objekten mit dem Fahrrad ermögliche­n. Die Räder gibt es dafür in verschiede­nen Varianten, als „Long John“mit einer Ladefläche zwischen Lenker und Vorderrad, als „Backpacker“mit lang gezogenem Gepäckträg­er oder als „Trike“mit drei Rädern.

● Das können sie Das Kind zur Kita bringen, den Bierkasten nach Hause fahren oder Bretter im Baumarkt abholen – dank des größeren Stauraums sollen Lastenräde­r vor allem Autofahrte­n ersetzen. Rund die Hälfte der Nutzer von Mietlasten­rädern würde den Transportw­eg sonst mit dem Auto zurücklege­n, sagt der Fahrrad-Club ADFC. Befürworte­r sagen außerdem: Lastenräde­r sind gesund, sowohl für die Menschen als auch für die Umwelt. Sie fahren CO2-neutral und sollen bei der Mobilitäts­wende helfen.

● Das können sie nicht so gut Die Räder sind lang, breit und brauchen Platz – und gerade den gibt es in vielen Städten nicht. Bei engen Fahrradweg­en kann es schwer sein, im Verkehr voranzukom­men. Auch beim Fahrverhal­ten ist Vorsicht geboten: Fahrer sollten sich nicht zu scharf in die Kurve legen. Hat das

Lastenrad keinen E-Antrieb, kann es bei längeren Strecken zudem schnell anstrengen­d werden. Besitzer müssen auch dafür sorgen, dass das Fahrrad sicher abgestellt ist – gerade in der Innenstadt kann das zum Problem werden.

● Diese Regeln gelten Wer mit dem Lastenrad unterwegs ist, muss sich an dieselben Regeln halten wie andere Radfahrer. Wenn ein beschilder­ter Fahrradweg vorhanden ist, muss dieser in der Regel benutzt werden. Allerdings dürfen Lastenräde­r auch am Fahrbahnra­nd geparkt werden. Ladung, Tiere und Kinder müssen bei der Fahrt ordnungsge­mäß gesichert werden.

● Das kosten sie Die günstigste­n Modelle sind ab etwa 1500 Euro zu haben. Wer einen E-Antrieb oder ein hochwertig­eres Rad haben möchte, muss deutlich tiefer in den Geldbeutel greifen. Bundesweit gibt es bisher keine Förderprog­ramme für Privatleut­e, einige Bundesländ­er und Kommunen haben aber eigene Programme für den privaten Bedarf aufgelegt. Für einen Überblick empfiehlt der ADFC das Portal „cargobike.jetzt“. Je nach Wohnort kann die Förderung mehrere hundert Euro extra bringen.

● So viele werden verkauft Im Jahr 2020 sind nach Angaben des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV) ziemlich genau 103200 Lastenräde­r in Deutschlan­d verkauft worden. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum wurden insgesamt mehr als fünf Millionen Fahrräder und E-Bikes verkauft. Der ADFC fordert daher den schnellen Ausbau von Fahrradweg­en. „Noch mehr werden umsteigen, wenn die Infrastruk­tur nicht mehr in erster Linie fürs Auto gemacht ist, sondern den umweltfreu­ndlichen Verkehr ins Zentrum rückt“, sagt Geschäftsf­ührerin AnnKathrin Schneider.

● Das sagt die Politik GrünenKanz­lerkandida­tin Annalena Baerbock will 1000 Euro Zuschuss beim Kauf von privaten Lastenräde­rn. Damit könnten auch Menschen, die keinen Führersche­in haben oder nicht Auto fahren wollen oder könnten, etwa ihre Einkäufe nach Hause bringen. Auch der ADFC spricht sich für eine „langfristi­ge Kaufförder­ung und eine stärkere Förderung der Sharing-Angebote“aus. Auch auf dem Land könne ein Lastenrad in vielen Fällen ein eigenes Auto ersetzen, sagt Schneider. „Durch den elektrisch­en Antrieb können gut jeden Tag viele Kilometer geradelt werden, ob fürs eigene Gewerbe oder privat auf dem Weg zum Supermarkt oder zum Kindergart­en.“Voraussetz­ung sei aber auch hier ein gut ausgebaute­s Radwegenet­z. CDU-Generalsek­retär Paul Ziemiak kritisiert­e die Vorschläge hingegen als „abstrus und weltfremd“. Für viele Menschen im ländlichen Raum, gerade für Handwerker, sei dies eben nicht die perfekte Lösung. Auch Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze (SPD) reagierte skeptisch: Der Bund fördere längst Lastenräde­r, und zwar für Freiberufl­er, Betriebe, Vereine oder Kommunen.

 ?? Foto: Sina Schuldt, dpa ?? Vor allem in großen Städten sind sie immer öfter zu sehen: Lastenfahr­räder. Es gibt viele verschiede­ne Modelle – zum Mitnehmen von Kindern oder auch für schwere Transporte, etwa von Getränkeki­sten.
Foto: Sina Schuldt, dpa Vor allem in großen Städten sind sie immer öfter zu sehen: Lastenfahr­räder. Es gibt viele verschiede­ne Modelle – zum Mitnehmen von Kindern oder auch für schwere Transporte, etwa von Getränkeki­sten.

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