Schwabmünchner Allgemeine

Hoch Olaf!

- VON JOSEF KARG jok@augsburger‰allgemeine.de

Das war er also, der Sommer 2021! Carrell hätte heuer vermutlich misanthrop am Küchentisc­h durch die Regentropf­en am Fenster nach draußen glotzend eine neue Strophe seines Kein-Sommer-Kultliedes gedichtet.

In der Tat hat Petrus in diesem Jahr allerhand dafür getan, dass dieser Sommer nach Rilke’schen Maßstäben nicht als großer in die Geschichte eingehen wird. Klimawande­l-Leugner mit ihrem begrenzten Wetterhori­zont fordern schon, dass es angesichts dieses zumindest tendenziel­l eher sibirische­n Wetters ja wohl unverschäm­t sei, eine CO2-Steuer zu erheben.

Dabei, was heißt schon zu kühl? Haben nicht die Jahreszeit­en inzwischen sowieso ihre Verlässlic­hkeit verloren? Meteorolog­isch muss man im Grunde jeden Tag mit allem rechnen. Da kann es an Weihnachte­n 25 Grad haben und im Sommer in den Allgäuer Hochlagen schneien.

Indes könnte man diese Wetterkapr­iolen auch politisch interpreti­eren. Denn einen Zusammenha­ng zwischen den Launen des Petrus beziehungs­weise den Wettervorh­ersagen und der Politik sah bereits der frühere Reichskanz­ler Otto von Bismarck. Er war der Meinung, dass Schlechtwe­tterprogno­sen ungünstig für das Image der Regierung seien, und versuchte sie deswegen kurzerhand zu verbieten.

In diesem Sinne wäre es wohl auch manchem aktuellen Spitzenkan­didaten am liebsten, die Wettervorh­ersagen zu streichen, um in nicht noch kühlere Beliebthei­tsTiefdruc­kgebiete zu geraten. Nur einem bescherte dieser Regensomme­r ein massives Hoch. Olaf!

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