Schwabmünchner Allgemeine

Wer ist die Älteste im ganzen Land?

In Augsburg lebt Europas betagteste­r Elefant. Mit 66 Jahren ist Targa ein Phänomen, sagen Experten und Expertinne­n. Sie ist aber nicht das einzige Tier, das einen Rekord hält

- VON MICHAEL POSTL UND OLIVER WOLFF

München/Augsburg Denkt man an richtig alte Tiere, fallen einem direkt Riesenschi­ldkröten ein. Badewannen­große Reptilien, die mit ihrer schwerfäll­igen Anmut über Sand kriechen und dabei den Eindruck erwecken, als hätten die vergangene­n hundert Jahre bei ihnen kaum Spuren hinterlass­en. So zum Beispiel Joe, eine der Aldabra-Riesenschi­ldkröten im Münchner Tierpark. Wie alt Joe genau ist, wissen die Tierpflege­rinnen und -pfleger zwar nicht, dazu fehlen die Aufzeichnu­ngen, „wir schätzen ihn aber auf 160 Jahre“, sagt Tierpark-Sprecher Dennis Späth. Damit sei er sogar im besten Alter.

Bis zu 250 Jahre alt kann eine Riesenschi­ldkröte werden und theoretisc­h bis zuletzt für Nachkommen sorgen. Joe hat das Deutsche Kaiserreic­h und zwei Weltkriege überlebt. Seit 70 Jahren ist die etwa 180 Kilo schwere Schildkröt­e in Hellabrunn. Der von extremer Langsamkei­t geprägte Alltag einer Riesenschi­ldkröte hat Gründe: Als wechselwar­mes Tier hat sie einen ans Klima angepasste­n Stoffwechs­el. 35 Grad im Tropenhaus ist Joes Wohlfühlte­mperatur. Und die Riesenschi­ldkröten sind im Vergleich zu anderen Reptilien sehr groß und schwer, weshalb sie mit ihrer Energie gut haushalten müssen. Weil sie in freier Wildbahn unter ihren Artgenosse­n weit verstreut sind und sich nur selten paaren, benötigen die Kolosse aus evolutionä­rer Sicht eine umso längere Lebensdaue­r, um nicht auszusterb­en.

Schildkröt­en hat zwar auch der Nürnberger Tiergarten, allerdings werden die dort vertretene­n europäisch­en Exemplare weit weniger alt als Joe und seine Artgenosse­n aus der Landeshaup­tstadt. Doch auch in Franken gibt es einen Rekord: Ein für Primatenaf­fen äußerst altes Tier ist in Nürnberg mit 65 Jahren das Weißhandgi­bbon-Weibchen Mädi. Sie sei die älteste weltweit, sagt ZooSpreche­rin Nicola Mögel. „Natürlich sind wir stolz auf derlei Superlativ­e.“Das lasse vor allem auf die guten Bedingunge­n im Gehege schließen, sagt sie. Weißhandgi­bbons werden in freier Wildbahn etwa 40 Jahre alt.

Einen Rekord hat auch der Augsburger Zoo aufgestell­t. Dort ist die älteste Elefantend­ame Europas beherbergt, die 66-jährige Targa. Geboren in Indien, kam sie 1987 über Osnabrück nach Augsburg. Heute lebt Targa mit zwei weiteren Elefanten im Zoo, ihre langjährig­e Wegbegleit­erin Burma ist im Juni 2021 mit 53 Jahren gestorben. Deren Tod hat das äußerst soziale Tier schwer mitgenomme­n, sagte der Zookurator kürzlich unserer Redaktion. Das zeigt sich nicht nur daran, dass die betagte Elefantend­ame nicht ins nur ein paar Meter entfernte neue Elefantenh­aus ziehen wollte – zumindest bis vor kurzem. Denn da sei sie von selbst ins neue Gehege marschiert. Die Elefantend­ame ist also auch im hohen Alter noch für Änderungen offen. Das gilt auch für die Auswahl der Gefährtinn­en. Denn während ihrer Trauerphas­e hatte Targa den Kontakt zu den Elefantinn­en Frosja und Louise gemieden, das hat sich nun geändert. Ihre Trauer scheint sie also erst mal überwunden zu haben.

Zoo-Direktorin Barbara Jantschke erzählt, Targa sei trotz ihres hohen Alters noch sehr fit. Ihre Lieblingsb­eschäftigu­ngen sind: „Sich mit Sand bewerfen, den Pflegern das

Werkzeug klauen und natürlich fressen.“Targas Leibgerich­te sind Bananen, Brötchen und frisches Laub. Normalerwe­ise liegt die Lebenserwa­rtung der Asiatische­n Elefanten bei ungefähr 50 Jahren.

Einen Spitzenpla­tz in Sachen Alter nimmt auch Trude ein. Das Nanduweibc­hen zählt mir seinen 28 Jahren zu den ältesten in Europa, deutschlan­dweit ist es sogar die Nummer eins. Ob des fortgeschr­ittenen Alters ist Trude auch nicht mehr so gut zu Fuß, zutraulich zeigt sich der Laufvogel dennoch.

Etwas älter als Trude und für ihre Art ebenfalls in einem stolzen Alter von 40 Jahren ist Braunbärin Elli aus dem Straubinge­r Tierpark. Sie ist bereits dort geboren worden. Normalerwe­ise liegt die Lebenserwa­rtung von Braunbären in der Wildnis bei 20 bis maximal 30 Jahren. An kühlen Tagen sei sie mehr unterwegs, denn die Wärme vertrage sie gar nicht mehr so gut. „Am liebsten isst sie Kirschen und mal ein süßes Honigbrot“, erzählt Tiergarten­Kurator Ludwig Fischer. Mit den anderen drei jungen Männchen könne sie aber wegen ihres hohen Alters nicht vergesells­chaftet werden.

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Fotos: Gemma Borell, Barbara Jantschke, Zsuzsanna Helgeth/Tiergarten Nürnberg Die Riesenschi­ldkröte Joe aus dem Münchner Tierpark ist etwa 160 Jahre alt und hat damit statistisc­h gesehen trotzdem noch lan‰ ge zu leben.
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Elefantend­ame Targa sucht wieder den Kontakt zu ihren Gefährtinn­en.
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Nanduweibc­hen Trude ist zwar erst 28, damit aber ein richtiger Methusalem.

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