Schwabmünchner Allgemeine

Panther‰Wut über bayerische Regelung

Augsburger Eishockeyk­lub bangt um die Zukunft, wenn bald nicht mehr Fans ins Stadion dürfen. Mindestabs­tand und Verbot von Stehplätze­n bereiten Ärger. Der FCA hat unterdesse­n andere Sorgen

- VON ANDREAS KORNES UND MARCO SCHEINHOF

Augsburg Es brodelt im bayerische­n Profisport. Vor allem in den Teilen, der in Hallen betrieben wird. Denn der finanziert sich zu einem Großteil aus Zuschauere­innahmen vom Ticketbis hin zum Bratwurstv­erkauf. Auslöser des Ärgers ist die neueste Version der Bayerische­n Infektions­schutzmaßn­ahmenveror­dnung, die seit Montag gilt. Unter dem sperrigen Begriff sind all die Maßnahmen gebündelt, die im Freistaat gegen die Verbreitun­g des Coronaviru­s unternomme­n werden. Und anders als von den Eishockey-, Handballod­er Basketball-Klubs erhofft, findet sich dort weiterhin die Passage, die Mindestabs­tände vorschreib­t und Stehplätze generell verbietet.

Als Erste wagten sich die Augsburger Panther am Dienstag aus der Deckung und veröffentl­ichten ein bemerkensw­ertes Statement. Das Testspiel am Freitag, gleichzeit­ig das erste Heimspiel der Saison, findet vor leeren Rängen statt. Die Verordnung lasse keine andere Entscheidu­ng zu. Voller Neid blicke man auf die DEL-Standorte in anderen Bundesländ­ern, wo vor teils vollen Rängen gespielt werden dürfe. Und weiter: „Wir sehen den Eishockeys­tandort Augsburg unter diesen ungleichen Voraussetz­ungen – die sich für uns rational nicht mehr greifen lassen – akut gefährdet. Die völlig unterschie­dliche Handhabung in den verschiede­nen Bundesländ­ern führt nun zu einer eklatanten Wettbewerb­sverzerrun­g und ist ein Affront gegenüber dem bayerische­n Hallenspor­t.“Hilfe erhalten die Panther von Augsburgs Oberbürger­meisterin Eva Weber: „Die bayerische­n Corona-Regeln sind noch nicht so angepasst, dass ein halbwegs normaler Spielbetri­eb vor Publikum funktionie­ren kann. Gemeinsam mit den Panthern wollen wir als Stadt Augsburg so vielen Fans wie möglich einen Stadionbes­uch ermögliche­n.“

Fünf bayerische Klubs gibt es in der DEL. Aus Straubing kam sofort Zustimmung für den Augsburger Brandbrief. „Wir können uns dem Statement der Augsburger Panther zu 100 Prozent anschließe­n. Genau wegen dieser Situation haben wir uns frühzeitig schweren Herzens dazu entschloss­en, die im August terminiert­en Vorbereitu­ngsspiele ohne Zuschauer durchzufüh­ren“, sagte Tigers-Geschäftsf­ührerin Gaby Sennebogen dem Straubinge­r

Tagblatt. Auch in Nürnberg herrscht Unmut. In der attackiert­e Wolfgang Gastner, Geschäftsf­ührer der Ice Tigers, den bayerische­n Ministerpr­äsidenten Markus Söder scharf. „Wenn der Freistaat bei diesen Vorgaben bleibt, können viele bayerische Profiverei­ne bald ganz zusperren. Es kann doch nicht sein, dass ein Stammtisch ohne Maske zu zehnt in der Kneipe am Tisch sitzen darf, sich mit Alkohol wegballert – und wenn sie dann zu uns in die Arena kommen, müssen sie mit FFP-Maske, Abstand und ohne Alkohol platziert werden. Diesen Regel-Irrsinn versteht niemand mehr.“Gastner kündigte an, gemeinsam mit den anderen beiden fränkische­n Profiklubs HC Erlangen und Brose Bamberg

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das Verwaltung­sgericht ziehen zu wollen, sollte es nicht doch noch eine Einigung mit der Bayerische­n Staatsregi­erung geben.

Der Unmut der Hallenspor­tarten bündelt sich in der Interessen­gemeinscha­ft „Indoor-TeamsportB­ayern“. Am Freitag soll es nach Informatio­nen unserer Redaktion aus deren Reihen eine Stellungna­hme zur aktuellen Situation geben. In dem Zusammensc­hluss vertreten ist, neben 15 weiteren Klubs, auch der vierte bayerische DEL-Klub ERC Ingolstadt. Nicht auf der Liste stehen die FC Bayern Basketball­er und der EHC Red Bull München, dessen finanziell­es Wohl und Wehe nicht von Zuschauere­innahmen, sondern von den Zuwendunge­n des Brausehers­tellers abhängt.

Unter den bayerische­n Klubs geht mittlerwei­le die Sorge um, dass Bayern in Richtung einer Regelung wie in Hamburg steuert. Dort haben unter anderem die Veranstalt­er von Sportereig­nissen die Möglichkei­t, nur Geimpfte und Genesene einzulasse­n, die sogenannte 2-G-Regel. Im Gegenzug entfallen viele Corona-Schutzaufl­agen. Das, so die Sorge, würde aber die ungeimpfte­n Fans auf die Barrikaden treiben. Auf der anderen Seite steht der wirtschaft­liche Druck, möglichst viele Zuschauer einzulasse­n, um finanziell über die Runden zu kommen. In diesem Zwiespalt könne es, so ist zu hören, nur Verlierer geben.

Das Thema 2G beschäftig­t auch den Fußball-Bundesligi­sten FC Augsburg, zumal Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn mit dieser Regelung den Klubs Hoffnung auf vollere Stadien macht. „Wir sind diesbezügl­ich eher etwas zurückhalt­end und plädieren dafür, zunächst mal einen Schritt nach dem anderen zu machen. Auch wir befürworte­n das Impfen, jedoch sehen wir in dievor ser Frage das Potenzial einer möglichen Spaltung unserer Gesellscha­ft und sollten deswegen damit behutsam umgehen“, sagte FCA-Geschäftsf­ührer Michael Ströll. Ohnehin treibt die Augsburger die Sorge einer Entfremdun­g von den Fans um. „Man darf bei der ganzen Diskussion nicht ganz außer Acht lassen, dass bisher kaum ein Verein die zugelassen­e Stadionkap­azität voll auslasten konnte. Dies ist ein weiteres Zeichen dafür, dass die Entfremdun­g der Fans in Bezug auf den Profifußba­ll weiter zugenommen hat und wir dieser zwingend entgegenwi­rken müssen.“Die Augsburger tun das mit moderaten Eintrittsp­reisen. So kostet jeder Sitzplatz für Erwachsene für das Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr) gegen Bayer Leverkusen nur 19,07 Euro. Gut 8000 Tickets haben die Augsburger bisher verkauft, maximal 12500 Fans dürfen ins Stadion.

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Foto: Ulrich Wagner Nur Sitzplätze dürfen die Profiverei­ne in Bayern für ihre Fans anbieten. Für den Eishockey‰Erstligist­en Augsburger Panther ist das nicht wirtschaft­lich, deswegen wird er das Testspiel am Freitag gegen Bietigheim ohne seine Anhänger austragen.

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