Wünsche der SPD fürs Thermenareal
Seit Jahren debattieren die Königsbrunner Stadträte über die Zukunft fürs Areal der Königstherme. Der SPD-Fraktionschef sagt, welche Themen ihm dabei zu kurz kommen
Die Zukunft des Areals der ehemaligen Königstherme gehört zu den großen Baustellen der Königsbrunner Stadtpolitik. Bürgermeister Franz Feigl möchte dort das „Forum“mit verschiedenen Nutzungen für die Stadt und Vereine mit Gastronomie und einer Stadthalle errichten. Während die Stadtratsmehrheit das Projekt mitträgt, greifen SPD und FDP die Pläne hartnäckig an. SPDFraktionschef Nicolai Abt sagt im Interview, was er sich für das Thermenareal wünscht, wo für ihn die Kritikpunkte bei der aktuellen Planung liegen und wie er zur Zukunft der Eisarena steht.
Herr Abt, in den Stadtratsdiskussionen geht es immer um die Finanzierbarkeit der Forumspläne. Wie sehen Ihre Vorstellungen für die Zukunft des Thermenareals aus?
Nicolai Abt: Die großen Fragen für uns müssen doch immer sein „Was brauchen wir in Königsbrunn?“und „Ist das, was wir planen, noch geeignet, um dieses Ziel zu erreichen?“Wir haben in Königsbrunn einen großen Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Bislang wollten wir auf der Rathauswiese weitere Wohnungen errichten. Das funktioniert in absehbarer Zeit nicht. Doch auf dem Thermenareal haben wir ohne die Eishalle 25.000 Quadratmeter Grund zur Verfügung, den wir frei beplanen können, für das, was wir brauchen. Neben Wohnraum könnten wir auch zusätzliche Gewerbeflächen schaffen, die es an der Bürgermeister-Wohlfarth-Straße und auch an einem umgebauten Europaplatz nicht gibt. So könnte man mehr Anreize für die Menschen schaffen, in unser Zentrum zu kommen, statt ihr Geld nach Augsburg zu tragen. Zudem hätte man die Königsallee für die Anfahrt und würde nicht noch mehr Autos ins Zentrum holen.
Soll das gesamte Thermenareal zu einem Wohnquartier umgestaltet werden?
Abt: Nein, wir brauchen einen Bürgersaal, als Ort für Kulturveranstaltungen oder Schulabschlussfeiern. Die Museen dort unterzubringen, ist sinnvoll. Einen separaten Museumsneubau, wie im Konzept des Architektenwettbewerbs vorgeschlagen, hätte ich überdimensioniert gefunden. Ein neuer Platz für die Stadtbücherei würde uns sehr viel Geld sparen, weil wir am jetzigen Standort eine horrende Miete zahlen. Aber wir sollten uns nicht verbieten, auch andere Nutzungen mit anzudenken, und darüber diskutieren. Gerade wenn es uns hilft, die Kosten oder das Defizit zu reduzieren.
Wie könnten solche Kostenfederung aussehen?
Abt: Bei Wohnungen wäre mir eine Mischung aus geförderten und nicht geförderten Wohnungen wichtig. Grundsätzlich gilt: Auch geförderte Wohnungen bringen Rendite und zwar zwischen 2,5 und 4,5 Prozent. Natürlich muss die öffentliche Hand immer teurer bauen als private Unternehmen, aber unter dem Strich bleibt eine Rendite. Andere Möglichkeiten wären, ein Ärztehaus oder ein Hotel zu integrieren. Letzteres wurde zwar schon untersucht und skeptisch beurteilt, aber da kommt es darauf an, wen man fragt. Tatsächlich wird der Bedarf an Kongresshotels mit dem Aufbau der Uniklinik immer weiter steigen. So könnte man eine Kooperation mit dem Bürgersaal ermöglichen, was dessen Auslastung verbessern würde. In anderen Städten gibt es auch Modelle, bei denen Hotels ihre Wellnessbereiche für die örtliche Bevölkerung öffnen. Nur diskutieren wir solche Möglichkeiten bei uns leider nicht.
Der Stadtrat hatte kürzlich erst eine Klausurtagung, in der es um das Forum ging. Wurden dort solche Diskussionen nicht geführt?
Abt: Uns wurden die aktuellen Ideen vorgestellt, über die Sie kürzlich auch berichtet haben. Es gab einen Austausch zu einigen Detailfragen, aber nicht zu den grundsätzlichen Nutzungen. Ich will auch nicht alles schlechtreden, was geplant ist. Ich finde beispielsweise gut, dass nun zwei gastronomische Einrichtungen geplant sind. Andererseits hat man sich schon wieder deutlich von der ursprünglich beschlossenen Nutzung entfernt.
So weit, dass ich mich frage, ob man nicht den Stadtrat fragen sollte, ob das noch den Wünschen entspricht. Denn neben den finanziellen Aspekten bauen wir so auch ein soziales Problem: Je häufiger dort keine Nutzung herrscht, umso weniger soziale Kontrolle gibt es. Und wir haben schon jetzt die Beschwerden, dass Jugendliche dort feiern und ihren Müll hinterlassen.
Auch auf Ihre oft gestellte Frage nach der Finanzierung haben Sie keine Antwort bekommen?
Abt: Das ist mein zweiter großer Kritikpunkt: Wir planen bislang nur defizitäre Nutzungen für das Forum. Eine Stadthalle bringt keinen Profit, städtische Einrichtungen ebenso wenig. Hinzu kommen die bilanziellen Abschreibungen von zwei Prozent jährlich: Bei Baukosten von 30 Millionen sind das über 50 Jahre konstant 600.000 Euro jährlich, die wir als Verluste in den Haushalt einrechnen müssen. Meine Wünsche sind daher: eine Antwort auf die Frage, wie wir das gegenfinanzieren und ein Dialog auf Augenhöhe. Bei uns ist es leider kein Austausch, sondern Vortrag-Antwort-kurze Diskussion. Kreative Lösungen kommen so nicht zustande.
Wie sehen Sie die Zukunft der Eisarena? Die SPD hat immer wieder kritisiert, sie sei dort fehl am Platz.
Abt: Ich gehe selbst gern zum Eishockey und habe grundsätzlich nichts gegen die Eisarena. Aber die Situation ist so: Wir wissen, dass wir für eine Sanierung etwa zehn Millionen Euro in die Hand nehmen müssen, vermutlich etwas mehr. Wenn ich nun einen Standort hätte, wo ich für eine ähnliche Summe eine neue Halle bauen kann, die dank neuer Technik deutlich weniger Defizit verursacht, würde ich das sofort machen. Als Standort käme aus meiner Sicht ein Teil des Globus-Geländes an der Guldenstraße infrage, der verkehrstechnisch ähnlich günstig liegt wie der jetzige Standort.