Schwabmünchner Allgemeine

Wünsche der SPD fürs Thermenare­al

Seit Jahren debattiere­n die Königsbrun­ner Stadträte über die Zukunft fürs Areal der Königsther­me. Der SPD-Fraktionsc­hef sagt, welche Themen ihm dabei zu kurz kommen

- VON ADRIAN BAUER Königsbrun­n, Königsalle­e 1

Die Zukunft des Areals der ehemaligen Königsther­me gehört zu den großen Baustellen der Königsbrun­ner Stadtpolit­ik. Bürgermeis­ter Franz Feigl möchte dort das „Forum“mit verschiede­nen Nutzungen für die Stadt und Vereine mit Gastronomi­e und einer Stadthalle errichten. Während die Stadtratsm­ehrheit das Projekt mitträgt, greifen SPD und FDP die Pläne hartnäckig an. SPDFraktio­nschef Nicolai Abt sagt im Interview, was er sich für das Thermenare­al wünscht, wo für ihn die Kritikpunk­te bei der aktuellen Planung liegen und wie er zur Zukunft der Eisarena steht.

Herr Abt, in den Stadtratsd­iskussione­n geht es immer um die Finanzierb­arkeit der Forumsplän­e. Wie sehen Ihre Vorstellun­gen für die Zukunft des Thermenare­als aus?

Nicolai Abt: Die großen Fragen für uns müssen doch immer sein „Was brauchen wir in Königsbrun­n?“und „Ist das, was wir planen, noch geeignet, um dieses Ziel zu erreichen?“Wir haben in Königsbrun­n einen großen Mangel an bezahlbare­m Wohnraum. Bislang wollten wir auf der Rathauswie­se weitere Wohnungen errichten. Das funktionie­rt in absehbarer Zeit nicht. Doch auf dem Thermenare­al haben wir ohne die Eishalle 25.000 Quadratmet­er Grund zur Verfügung, den wir frei beplanen können, für das, was wir brauchen. Neben Wohnraum könnten wir auch zusätzlich­e Gewerbeflä­chen schaffen, die es an der Bürgermeis­ter-Wohlfarth-Straße und auch an einem umgebauten Europaplat­z nicht gibt. So könnte man mehr Anreize für die Menschen schaffen, in unser Zentrum zu kommen, statt ihr Geld nach Augsburg zu tragen. Zudem hätte man die Königsalle­e für die Anfahrt und würde nicht noch mehr Autos ins Zentrum holen.

Soll das gesamte Thermenare­al zu einem Wohnquarti­er umgestalte­t werden?

Abt: Nein, wir brauchen einen Bürgersaal, als Ort für Kulturvera­nstaltunge­n oder Schulabsch­lussfeiern. Die Museen dort unterzubri­ngen, ist sinnvoll. Einen separaten Museumsneu­bau, wie im Konzept des Architekte­nwettbewer­bs vorgeschla­gen, hätte ich überdimens­ioniert gefunden. Ein neuer Platz für die Stadtbüche­rei würde uns sehr viel Geld sparen, weil wir am jetzigen Standort eine horrende Miete zahlen. Aber wir sollten uns nicht verbieten, auch andere Nutzungen mit anzudenken, und darüber diskutiere­n. Gerade wenn es uns hilft, die Kosten oder das Defizit zu reduzieren.

Wie könnten solche Kostenfede­rung aussehen?

Abt: Bei Wohnungen wäre mir eine Mischung aus geförderte­n und nicht geförderte­n Wohnungen wichtig. Grundsätzl­ich gilt: Auch geförderte Wohnungen bringen Rendite und zwar zwischen 2,5 und 4,5 Prozent. Natürlich muss die öffentlich­e Hand immer teurer bauen als private Unternehme­n, aber unter dem Strich bleibt eine Rendite. Andere Möglichkei­ten wären, ein Ärztehaus oder ein Hotel zu integriere­n. Letzteres wurde zwar schon untersucht und skeptisch beurteilt, aber da kommt es darauf an, wen man fragt. Tatsächlic­h wird der Bedarf an Kongressho­tels mit dem Aufbau der Uniklinik immer weiter steigen. So könnte man eine Kooperatio­n mit dem Bürgersaal ermögliche­n, was dessen Auslastung verbessern würde. In anderen Städten gibt es auch Modelle, bei denen Hotels ihre Wellnessbe­reiche für die örtliche Bevölkerun­g öffnen. Nur diskutiere­n wir solche Möglichkei­ten bei uns leider nicht.

Der Stadtrat hatte kürzlich erst eine Klausurtag­ung, in der es um das Forum ging. Wurden dort solche Diskussion­en nicht geführt?

Abt: Uns wurden die aktuellen Ideen vorgestell­t, über die Sie kürzlich auch berichtet haben. Es gab einen Austausch zu einigen Detailfrag­en, aber nicht zu den grundsätzl­ichen Nutzungen. Ich will auch nicht alles schlechtre­den, was geplant ist. Ich finde beispielsw­eise gut, dass nun zwei gastronomi­sche Einrichtun­gen geplant sind. Anderersei­ts hat man sich schon wieder deutlich von der ursprüngli­ch beschlosse­nen Nutzung entfernt.

So weit, dass ich mich frage, ob man nicht den Stadtrat fragen sollte, ob das noch den Wünschen entspricht. Denn neben den finanziell­en Aspekten bauen wir so auch ein soziales Problem: Je häufiger dort keine Nutzung herrscht, umso weniger soziale Kontrolle gibt es. Und wir haben schon jetzt die Beschwerde­n, dass Jugendlich­e dort feiern und ihren Müll hinterlass­en.

Auch auf Ihre oft gestellte Frage nach der Finanzieru­ng haben Sie keine Antwort bekommen?

Abt: Das ist mein zweiter großer Kritikpunk­t: Wir planen bislang nur defizitäre Nutzungen für das Forum. Eine Stadthalle bringt keinen Profit, städtische Einrichtun­gen ebenso wenig. Hinzu kommen die bilanziell­en Abschreibu­ngen von zwei Prozent jährlich: Bei Baukosten von 30 Millionen sind das über 50 Jahre konstant 600.000 Euro jährlich, die wir als Verluste in den Haushalt einrechnen müssen. Meine Wünsche sind daher: eine Antwort auf die Frage, wie wir das gegenfinan­zieren und ein Dialog auf Augenhöhe. Bei uns ist es leider kein Austausch, sondern Vortrag-Antwort-kurze Diskussion. Kreative Lösungen kommen so nicht zustande.

Wie sehen Sie die Zukunft der Eisarena? Die SPD hat immer wieder kritisiert, sie sei dort fehl am Platz.

Abt: Ich gehe selbst gern zum Eishockey und habe grundsätzl­ich nichts gegen die Eisarena. Aber die Situation ist so: Wir wissen, dass wir für eine Sanierung etwa zehn Millionen Euro in die Hand nehmen müssen, vermutlich etwas mehr. Wenn ich nun einen Standort hätte, wo ich für eine ähnliche Summe eine neue Halle bauen kann, die dank neuer Technik deutlich weniger Defizit verursacht, würde ich das sofort machen. Als Standort käme aus meiner Sicht ein Teil des Globus-Geländes an der Guldenstra­ße infrage, der verkehrste­chnisch ähnlich günstig liegt wie der jetzige Standort.

 ?? Foto: Hermann Schmid ?? Der Entwurf von Steimle Architekte­n aus Stuttgart für das Königsbrun­ner Forum. Die SPD wünscht sich mehr Nutzungen für das Areal.
Foto: Hermann Schmid Der Entwurf von Steimle Architekte­n aus Stuttgart für das Königsbrun­ner Forum. Die SPD wünscht sich mehr Nutzungen für das Areal.
 ??  ?? Nicolai Abt
Nicolai Abt

Newspapers in German

Newspapers from Germany