Schwabmünchner Allgemeine

Die Macht der Einflüster­er

Die Kanzlerin kommt nicht ohne sie aus. Aber im Wahlkampf wären die Spitzenkan­didaten ohne die Hilfe von Strateginn­en und Strategen komplett verloren. Wer sind die Menschen, die Baerbock, Laschet und Scholz beraten?

- VON STEFAN LANGE

Berlin Die Parteien haben die heiße Wahlkampfp­hase zwar schon ausgerufen, derzeit mutet das Rennen um die meisten Stimmen aber eher lauwarm an. Vor allem die GrünenSpit­zenkandida­tin Annalena Baerbock und ihre beiden Konkurrent­en, Armin Laschet für die Union und Olaf Scholz als SPD-Bewerber, wären wohl gut beraten, würden sie endlich an Tempo zulegen. Genau das jedoch ist das Problem. Gut beraten scheint derzeit niemand von den Dreien. Was auch an den Strategen um sie herum liegen könnte. Wer sind die wichtigste­n Strippenzi­eher, die Baerbock, Scholz und Laschet den Weg ins Kanzleramt ebnen wollen?

● Annalena Baerock Auch für diesen Wahlkampf holten sich die Grünen Andreas Kappler ins Team, der bereits 2017 als Wahlkampfs­precher im Einsatz war. Kappler arbeitete schon vorher für die Partei, er ist bestens vernetzt und genießt Respekt bei den Journalist­innen und Journalist­en. Hätte Baerbock ihn früher engagiert, wäre mancher Fehler in der Kommunikat­ion wohl nicht passiert. Kappler teilt sich den Job mit Nicola Kabel, der Leiterin Presse und Kommunikat­ion der Grünen. Wenn es mit dem Wahlerfolg von Baerbock nichts wird, muss sich auch Michael Scharfschw­erdt fragen lassen, ob er die Kandidatin gut beraten hat. Der Marketing-Direktor bei der Unternehme­nsberatung A.T. Kearney steht den Grünen schon lange zur Seite, arbeitete unter anderem für Reinhard Bütikofer und in der Strategieb­eratung von Joschka Fischer.

Scharfschw­erdt stimmt sich eng mit Grünen-Bundesgesc­häftsführe­r Michael Kellner ab, der sich neben Robert Heinrich, dem Büroleiter der Parteivors­itzenden Baerbock und Robert Habeck, die nächsten Wochen noch Gedanken machen

wie er dem Grünen-Wahlkampf mehr Würze verleihen kann.

● Armin Laschet Die WahlkampfS­trategen von Armin Laschet haben derzeit den wohl bittersten Job. Was sie auch versuchen – der Kanzlerkan­didat fällt in den Umfragen zurück. Wobei sie im Konrad-Adenauer-Haus davon ausgehen, dass die

Talsohle jetzt erreicht ist. In der Parteizent­rale sitzt zum einen CDUGeneral­sekretär Paul Ziemiak. Er kümmert sich etwa um Plakatieru­ng und Auftritte, hat aber auch bewiesen, dass er den digitalen Wahlkampf beherrscht. Als Leiterin der Wahlkampfk­ommunikati­on hat sich Laschet die Journalist­in Tanit Koch ins Team geholt. Die ehemalige

weiß, wie sich Schneisen in den Mediendsch­ungel

Bild-Chefredakt­eurin

schlagen lassen. Sollte sie Laschet zum Sieg verhelfen, könnte sie neue Regierungs­sprecherin werden.

Im Hintergrun­d wirkt Mark Speich am Laschet-Wahlkampf mit. Der eloquente Staatssekr­etär leitet die NRW-Landesvert­retung in Berlin, die architekto­nisch wie politisch eine Wucht ist. Schließlic­h ist da noch Nathanael Liminski. Den Chef der Düsseldorf­er Staatskanz­lei kannte außerhalb von NRW kaum jemand – bis die SPD per Wahlkampfs­pot seine angeblich strengreli­giöse Haltung anprangert­e. Dem langjährig­en CDU-Mitglied und Ziemiak-Vertrauten wird das noch mehr Ansporn sein, seinen Chef in die Spitzenpos­ition zu befördern.

● Olaf Scholz Wer zu Olaf Scholz will, muss erst einmal an seinem Sprecher Steffen Hebestreit vorbei. Der überragt seinen Chef mindestens um Haupteslän­ge, an Selbstbewu­sstsein mangelt es ihm nicht. Hebestreit war Parlaments­korresponm­uss, dent und hielt seine Kontakte zu den Kolleginne­n und Kollegen, als er auf die andere Seite wechselte. Scholz profitiert seit Jahren von diesem Netzwerk. Hat man Hebestreit bewältigt, kann es sein, dass sich einem mit Wolfgang Schmidt der nächste Drei-Tage-Bart-Träger in den Weg stellt. Der Staatssekr­etär hält Scholz seit gut 20 Jahren auf Kurs, der Umfragezuw­achs für den Kanzlerkan­didaten ist nicht zuletzt seiner Umtriebigk­eit zuzuschrei­ben.

Wer Schmidt sagt, muss auch Werner Gatzer, Jörg Kukies und Rolf Bösinger sagen. Alle drei sind wie Schmidt Staatssekr­etäre im Finanzmini­sterium, alle drei zählen zum engeren Beraterkre­is. In der Partei ist es Generalsek­retär Lars Klingbeil, der großen Anteil am Aufschwung hat. Klingbeil setzte schon früh auf Scholz, gut möglich, dass seine Beharrlich­keit entscheide­nd mit dazu beiträgt, dass die nächste Regierung nicht gegen die SPD gebildet werden kann.

Scholz profitiert vom Netzwerk seiner Berater

 ?? Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa ?? Sie sind fast immer dabei, aber fast nie zu sehen, wenn es um die große Politik geht: Die engsten Mitarbeite­rinnen von Bundeskanz­lerin Angela Merkel sind Büroleiter­in Beate Baumann (l.) und Beraterin Eva Christi‰ ansen. Im Wahlkampf stellt sich auch die Frage: Von wem lassen sich die Laschet, Scholz und Baerbock beraten?
Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa Sie sind fast immer dabei, aber fast nie zu sehen, wenn es um die große Politik geht: Die engsten Mitarbeite­rinnen von Bundeskanz­lerin Angela Merkel sind Büroleiter­in Beate Baumann (l.) und Beraterin Eva Christi‰ ansen. Im Wahlkampf stellt sich auch die Frage: Von wem lassen sich die Laschet, Scholz und Baerbock beraten?

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