Schwabmünchner Allgemeine

Die Eurofighte­r kommen

Am Freitag haben die Konzerte auf dem Festival in Schwabmünc­hen begonnen. Die Freude darüber ist bei den Besuchern groß – allerdings sind davon nicht allzu viele da

- VON CHRISTIAN KRUPPE UND VICTORIA SCHMITZ

Ab kommender Woche müssen sich die Menschen auf dem Lechfeld auf Fluglärm einstellen. Flugzeuge aus Neuburg werden für drei Wochen verlegt.

Schwabmünc­hen Als gegen 17 Uhr die erste Band am Freitag die Hauptbühne am Eisplatz eröffnet, verkündet der Sänger von „We Brought A Penguin“durch das Mikrofon: „Wir haben so lange nicht mehr gespielt, dass mein Verstärker angefangen hat, zu schimmeln.“Zwei Jahre lang musste auch das Singoldsan­d-Festival coronabedi­ngt pausieren. Heuer findet es in einer abgespeckt­en Version mit weniger Besucherin­nen und Besuchern und an drei verschiede­nen Geländen statt. Kommt da trotzdem Stimmung auf? Wie ist es im Vergleich zu den vergangene­n Jahren?

Es wirkt fast wie immer, wenn man das Festivalge­lände am Eisplatz betritt. Der Blick fällt auf die lange Tafel auf der Wiese, rechts davon warten die ersten Verkaufsbu­den. Die Bühne am Nordende ist wie eine Reminiszen­z an die ersten Singoldsan­djahre. Für die ersten paar Schritte, paar Sekunden sind Einschränk­ungen, Hygienekon­zepte und andere Dinge ganz weit weg. Das hält – leider – nur kurz an. Vor der Bühne, wo sonst die Gäste dicht gedrängt tanzen und feiern, teilt blaues Band den Sand in kleine Parzellen auf. Und die Leere fällt auf. Freitag war schon immer der „zurückhalt­ende“Tag, diesmal sticht das noch mehr ins Auge. Denn selbst wenn es, unter den jetzigen Bedingunge­n gedacht, voll sein wird, wird es nicht so voll sein, wie es die Stammgäste gewohnt sind.

Für Ellie Amthor ist es bereits das fünfte Singoldsan­d. Die junge Frau sitzt mit drei weiteren Freunden auf einer Bierbank nahe der Hauptbühne auf dem Eislaufpla­tz. Noch ist bei ihr keine Stimmung aufgekomme­n: „Es ist irgendwie noch nichts los. Es ist ein bisschen fad bisher“, sagt sie. Zu der Uhrzeit am späteren Freitagnac­hmittag seien in den vergangene­n Jahre schon mehr Leute da gewesen, findet auch einer ihrer Begleiter, Martin Flegl. „Es ist nicht so ausgelasse­n wie sonst“, erklärt er. „Aber es findet statt. Und sogar die Sonne ist rausgekomm­en.“

Glücklich darüber, dass das Festival überhaupt stattfinde­t, sind die meisten Besucher. So auch Geli Kraus und Karin Stuhler. Die beiden Frauen sitzen Prosecco-trinkend auf einer der Bierbänke im Stadtgarte­n. „Ich finde super, dass das alles trotzdem organsiert wurde“, sagt Karin Stuhler. „Es wird wirklich das Beste draus gemacht.“Geli Kraus versucht das Positive in der Situation zu sehen: „Dadurch, dass es heuer weniger Besucher sind, gibt es wenigstens keinen Kampf um die Plätze“, sagt sie.

Ein Kampf um Plätze wird in der Tat schwer möglich sein. Es ist kein Festival, es ist nicht „das“Singoldsan­d, aber irgendwie dann doch. Denn eines hat sich nicht geändert. Der „Geist“, der das Event ausmacht, der von den vielen Helfern getragen und gelebt wird, der ist trotzdem da. Und der sorgt dafür, dass die Einzigarti­gkeit trotz aller Änderungen zu spüren ist.

Kein Kampf um Plätze, kein Gein der Schlange der Essenund Getränkest­ände. Felix Zull sitzt im Wagen der Singold Crêpes und wartet auf Hungrige. Zum vierten Mal verkauft er beim Singoldsan­d Essen. „Dass weniger Leute da sind, macht es uns natürlich schwierige­r und lohnt sich finanziell nur bedingt. Aber wir kommen aus Schwabmünc­hen, wir wollen unbedingt mit dabei sein.“

Normalerwe­ise genieße er es, mit seinen Kunden und Kundinnen vom Stand aus zu plaudern. „Das ist jetzt aber ein bisschen schwierig“, sagt er und deutet auf die Plexiglass­cheibe vor ihm und auf seine Maske. „Trotzdem ist es einzigarti­g. Das Singoldsan­d ist das einzige Festival im Umkreis, das überhaupt stattfinde­t“, sagt er.

Doro Scholz verkauft Getränke an der Bar des TSV Schwabmünc­hen. Auch sie findet den Verkauf heuer mit der Maske schwierig. Die Vereins-Bar sei dieses Jahr nur halb so groß wie sonst, aber trotzdem freuten sich alle beim TSV, dass das Singoldsan­d stattfinde­t

Schwierig ist es für alle. Veranstalt­er, Caterer und auch die Besucher. Einhellige­r Tenor: Am Besten ist es, keinen Vergleich zu ziehen, wie es bisher war. Das schmerze nur und sei unfair gegenüber der Crew, die das eigentlich Unmögliche möglich gemacht hat und unter schwierige­n Bedingunge­n es trotzdem gedränge schafft hat, den Singoldsan­d-Geist am Leben zu halten.

Teil der Crew sind Rebecca Lutz und Johannes Eber, die mit ihren Kameras über das Gelände tingeln und das Festival fotografis­ch dokumentie­ren. „Unsere ganze Crew genießt das“, sagt Johannes Eber. „Wir haben uns seit zwei Jahren nicht mehr gesehen. Es ist ähnlich wie ein Klassentre­ffen.“Rebecca Lutz fällt es leicht, die Einschränk­ungen, wie etwa die Maskenpfli­cht, zu vergessen. „Ich freue mich einfach, dass das Singoldsan­d überhaupt wieder stattfinde­t“, sagt sie. „Ich fand auch die Stimmung bei den Kindertage­n gut. Kinder schränkt das ja eh nicht ein.“

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Die Pandemie macht es möglich: Das Singoldsan­d‰Festival hat auch den Stadtgarte­n erobert.
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Mehr Biergarten­atmosphäre denn Festivalst­immung: Das Singoldsan­d ist heuer an‰ ders, aber trotzdem schön.
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Fotos: Christian Kruppe Der Kunstverei­n Schwabmünc­hen hat in diesem Jahr Wein im Angebot.

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