Die Eurofighter kommen
Am Freitag haben die Konzerte auf dem Festival in Schwabmünchen begonnen. Die Freude darüber ist bei den Besuchern groß – allerdings sind davon nicht allzu viele da
Ab kommender Woche müssen sich die Menschen auf dem Lechfeld auf Fluglärm einstellen. Flugzeuge aus Neuburg werden für drei Wochen verlegt.
Schwabmünchen Als gegen 17 Uhr die erste Band am Freitag die Hauptbühne am Eisplatz eröffnet, verkündet der Sänger von „We Brought A Penguin“durch das Mikrofon: „Wir haben so lange nicht mehr gespielt, dass mein Verstärker angefangen hat, zu schimmeln.“Zwei Jahre lang musste auch das Singoldsand-Festival coronabedingt pausieren. Heuer findet es in einer abgespeckten Version mit weniger Besucherinnen und Besuchern und an drei verschiedenen Geländen statt. Kommt da trotzdem Stimmung auf? Wie ist es im Vergleich zu den vergangenen Jahren?
Es wirkt fast wie immer, wenn man das Festivalgelände am Eisplatz betritt. Der Blick fällt auf die lange Tafel auf der Wiese, rechts davon warten die ersten Verkaufsbuden. Die Bühne am Nordende ist wie eine Reminiszenz an die ersten Singoldsandjahre. Für die ersten paar Schritte, paar Sekunden sind Einschränkungen, Hygienekonzepte und andere Dinge ganz weit weg. Das hält – leider – nur kurz an. Vor der Bühne, wo sonst die Gäste dicht gedrängt tanzen und feiern, teilt blaues Band den Sand in kleine Parzellen auf. Und die Leere fällt auf. Freitag war schon immer der „zurückhaltende“Tag, diesmal sticht das noch mehr ins Auge. Denn selbst wenn es, unter den jetzigen Bedingungen gedacht, voll sein wird, wird es nicht so voll sein, wie es die Stammgäste gewohnt sind.
Für Ellie Amthor ist es bereits das fünfte Singoldsand. Die junge Frau sitzt mit drei weiteren Freunden auf einer Bierbank nahe der Hauptbühne auf dem Eislaufplatz. Noch ist bei ihr keine Stimmung aufgekommen: „Es ist irgendwie noch nichts los. Es ist ein bisschen fad bisher“, sagt sie. Zu der Uhrzeit am späteren Freitagnachmittag seien in den vergangenen Jahre schon mehr Leute da gewesen, findet auch einer ihrer Begleiter, Martin Flegl. „Es ist nicht so ausgelassen wie sonst“, erklärt er. „Aber es findet statt. Und sogar die Sonne ist rausgekommen.“
Glücklich darüber, dass das Festival überhaupt stattfindet, sind die meisten Besucher. So auch Geli Kraus und Karin Stuhler. Die beiden Frauen sitzen Prosecco-trinkend auf einer der Bierbänke im Stadtgarten. „Ich finde super, dass das alles trotzdem organsiert wurde“, sagt Karin Stuhler. „Es wird wirklich das Beste draus gemacht.“Geli Kraus versucht das Positive in der Situation zu sehen: „Dadurch, dass es heuer weniger Besucher sind, gibt es wenigstens keinen Kampf um die Plätze“, sagt sie.
Ein Kampf um Plätze wird in der Tat schwer möglich sein. Es ist kein Festival, es ist nicht „das“Singoldsand, aber irgendwie dann doch. Denn eines hat sich nicht geändert. Der „Geist“, der das Event ausmacht, der von den vielen Helfern getragen und gelebt wird, der ist trotzdem da. Und der sorgt dafür, dass die Einzigartigkeit trotz aller Änderungen zu spüren ist.
Kein Kampf um Plätze, kein Gein der Schlange der Essenund Getränkestände. Felix Zull sitzt im Wagen der Singold Crêpes und wartet auf Hungrige. Zum vierten Mal verkauft er beim Singoldsand Essen. „Dass weniger Leute da sind, macht es uns natürlich schwieriger und lohnt sich finanziell nur bedingt. Aber wir kommen aus Schwabmünchen, wir wollen unbedingt mit dabei sein.“
Normalerweise genieße er es, mit seinen Kunden und Kundinnen vom Stand aus zu plaudern. „Das ist jetzt aber ein bisschen schwierig“, sagt er und deutet auf die Plexiglasscheibe vor ihm und auf seine Maske. „Trotzdem ist es einzigartig. Das Singoldsand ist das einzige Festival im Umkreis, das überhaupt stattfindet“, sagt er.
Doro Scholz verkauft Getränke an der Bar des TSV Schwabmünchen. Auch sie findet den Verkauf heuer mit der Maske schwierig. Die Vereins-Bar sei dieses Jahr nur halb so groß wie sonst, aber trotzdem freuten sich alle beim TSV, dass das Singoldsand stattfindet
Schwierig ist es für alle. Veranstalter, Caterer und auch die Besucher. Einhelliger Tenor: Am Besten ist es, keinen Vergleich zu ziehen, wie es bisher war. Das schmerze nur und sei unfair gegenüber der Crew, die das eigentlich Unmögliche möglich gemacht hat und unter schwierigen Bedingungen es trotzdem gedränge schafft hat, den Singoldsand-Geist am Leben zu halten.
Teil der Crew sind Rebecca Lutz und Johannes Eber, die mit ihren Kameras über das Gelände tingeln und das Festival fotografisch dokumentieren. „Unsere ganze Crew genießt das“, sagt Johannes Eber. „Wir haben uns seit zwei Jahren nicht mehr gesehen. Es ist ähnlich wie ein Klassentreffen.“Rebecca Lutz fällt es leicht, die Einschränkungen, wie etwa die Maskenpflicht, zu vergessen. „Ich freue mich einfach, dass das Singoldsand überhaupt wieder stattfindet“, sagt sie. „Ich fand auch die Stimmung bei den Kindertagen gut. Kinder schränkt das ja eh nicht ein.“