„Ich lad’ mir gerne Sünder ein…“
Erst durch Corona ausgebremst, soll „Die BierOper“jetzt neu durchstarten
Der Start 2019 und 2020 war Erfolg versprechend: vier ausverkaufte Vorstellungen im Allgäu – dann sollte die Augsburg-Premiere zum 90-jährigen Jubiläum des Stadtmarktes folgen. „Die BierOper“, ein humorvoll-spritziges Singspiel mit professionellen Opernsängerinnen und -sängern und Kammerorchester über die Geschichte des Bieres, war gerade dabei durchzustarten. Dann kam Corona. Dass das Stück aber das Zeug dazu hat, beim Publikum Geschmack zu finden, zeigt der Preis „Die goldene Bieridee des Jahres“, mit dem deren Macher vom Bayerischen Brauerbund und dem Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband kürzlich ausgezeichnet wurden.
Hinter dieser Idee, die Kulturgeschichte des Biers als von Veranstaltern buchbare Oper auf die Bühne zu bringen, stecken die Augsburger Opernsängerin Simone Werner und ihr Geschäftspartner, der Musiker und Autor Andreas Baur, der unter anderem die Texte für das Singspiel geschrieben hat. Im Nu hatten sich Künstlerkolleginnen und -kollegen gefunden, die bei diesem Projekt gerne mitmachten, meist aus Augsburg und Umgebung. Das Ensemble besteht nun aus zwei Besetzungen, je vier Sängerinnen und Sängern, einem Erzähler und acht Musikern. Alle sind Profis ihres Fachs. So tritt etwa wieder Holger Seitz als Regisseur in Erscheinung, der zwölf Jahre am Theater Augsburg als Regisseur und Dramaturg gewirkt hat.
Zu hören bekommt das Publikum Melodien aus bekannten Opern und Operetten, deren Texte so umgedichtet wurden, dass darin immer irgendwie das Bier vorkommt. „Es ist gar nicht so leicht für uns Opernsänger, die wir ja mit den Originalen vertraut sind, diese anderen Texte zu singen“, verrät die Mezzosopranistin Simone Werner, die schon viele Bühnenrollen gespielt hat.
In der „BierOper“wird gesungen, getanzt und erzählt, die irrwitzige Handlung beginnt bei Adam und Eva, die, weil sie von der verbotenen „Bierne“kosten, aus dem Paradies (dem Biergarten) vertrieben werden. Die Menschheit muss sich künftig ihr „Pro-Bier“selbst brauen. „Stets Vogelfänger bin ich ja“kennt man aus Mozarts Zauberflöte, „Wir zwei sind Aaadam und Eeeva“wird’s in der „BierOper“gesungen. Mit Melodien aus Carmen, aus der „Kleinen Nachtmusik“, aus Léhars „Land des Lächelns“und vielem mehr begibt sich dieses absolut nicht ernst gemeinte Singspiel zu Cäsar und Kleopatra, die natürlich nicht in Milch, sondern in Bier badet, dann ins Mittelalter, wo zu den schlimmsten Foltermethoden der Bierentzug zählt, bis in die heutige Zeit.
In der „Ode ans Bier“, frei nach Beethoven, vom feierlichen Ernst der Bläser getragen, wird die Entschlüsselung des Rätsels, aus welchen Zutaten das Bier entsteht, besungen. „Ich lad’ mir gerne Sünder ein“, singt der Teufel, der hinter dem Bierrezept her ist, nach der
Melodie aus der „Fledermaus“. Das Rezept der „BierOper“besteht aus einer prallen Mischung aus Klassischem und Modernem bis hin zum fetzigen Bier-Rap. Das Grundkostüm der Darsteller ist die Tracht, passend zur Szene kostümbildnerisch aufgepeppt.
Mag das auch recht abgedreht klingen, so versichert Simone Werner, verstehe sie die „BierOper“als „eine gute Komödie, nicht zu platt, keine Blödelei, mit Witz und professionell auf die Bühne gebracht“. „Lebenslust, Lebensfreude, kurzum eine Gaudi“soll sie vermitteln. Die Leute wollen sich amüsieren, sich auch an schönen Melodien erfreuen, ist die Sängerin überzeugt.
Dass dies natürlich für die bayerischen Brauereien und Wirtshäuser beste Werbung ist, ist den Machern der „BierOper“nicht nur bewusst, es ist auch so gewollt. Jetzt hoffen sie, dass sie nach dem so abrupt beendeten Start bald wieder Fahrt aufnehmen und ihr Singspiel wieder zeigen können.