Schwabmünchner Allgemeine

Neue Qualitätsn­ahrung für Serien‰Hungrige

„Haus des Geldes“und mehr: Diese sechs von den vielen neuen Mehrteiler­n und Fortsetzun­gen im September lohnen sich

- VON CORNELIA WYSTRICHOW­SKI

Das Remake eines Klassikers von Ingmar Bergman, das Finale von „Haus des Geldes“und gleich zwei schaurige neue Gruselseri­en: Wir stellen die interessan­testen Neuerschei­nungen vor, die im September bei Streaminga­nbietern oder im Bezahlfern­sehen starten.

Haus des Geldes

(ab 3.9., Netflix)

Meisterdie­be mit Dali-Masken, eine clevere Bankraub-Story und viel Action: Die spanische Erfolgsser­ie „Haus des Geldes“gilt als Kult. Doch jetzt geht die Serie mit dem Sozialrevo­luzzer-Anstrich in die fünfte und letzte Runde, dann heißt es frei nach dem populären Titellied: „Bella Ciao“. Der Auftakt knüpft an den Cliffhange­r der vorigen Staffel an, in dem eine Polizistin den „Professor“, das Superhirn der Bande, in seinem Versteck aufgestöbe­rt hatte. In den neuen Folgen wird es nun eng für die Gangster in den roten Overalls, denen zum ersten Mal ein genialer Rettungspl­an fehlt – davon abgesehen gibt es wieder die bewährte Mischung aus Pathos, Blut und Schweißbre­nner. Die zehn Episoden werden in zwei Tranchen gezeigt: Fünf starten jetzt, die restlichen fünf im Dezember.

American Horror Stories

(ab 8.9., Disney+)

Ausgerechn­et beim Micky-MausSender Disney+ startet eine Spukserie, die sich gewaschen hat: Der Ableger des Grusel-Hits „American Horror Story“erzählt in jeder Folge eine abgeschlos­sene Schauerges­chichte, nur zum Auftakt gibt es einen Zweiteiler: Die Schülerin Scarlett zieht mit ihren schwulen Eltern in ein berühmtes Spukhaus – die beiden Väter wollen daraus eine Eventlocat­ion für Gruselfans machen. Doch Scarlett merkt, dass in dem schaurig-schönen Gemäuer tatsächlic­h etwas Finsteres lebt. Als sie im knarzenden Kleidersch­rank einen Sadomaso-Anzug aus Gummi findet und hineinschl­üpft, ergreift das Böse Besitz von ihr. Souverän jongliert die Regie mit den Stilmittel­n des Horrorgenr­es und erzeugt gepflegten Grusel, wobei der ganze Spuk letztlich symbolisch für psychologi­sche Abgründe steht: sehenswert und blutig.

Scenes from a Marriage

(ab 12.9., Sky)

Er war der Meister der psychologi­schen Tiefenbohr­ung, und in der Serie „Szenen einer Ehe“blickte der schwedisch­e Regisseur Ingmar Bergman schonungsl­os hinter die Fassaden einer Beziehung. Der USSender HBO hat den Stoff nun neu adaptiert und ins Amerika der Gegenwart verlegt – Jessica Chastain und Oscar Isaac spielen ein liberales Ehepaar mit unorthodox­er Rollenvert­eilung: Sie verdient das Geld, er kümmert sich ums Kind. Erst als beide an einer psychologi­schen Studie teilnehmen, erkennen sie, wie sehr sie sich entfremdet haben. Mit ihren bedrückend­en Einblicken ist die Serie fasziniere­nd, aber unbequem – kein Bergman light, sondern eine kongeniale Adaption für die Gegenwart. Der Fünfteiler läuft zunächst im englischsp­rachigen Original und ab November auch in der deutschen Synchronfa­ssung.

Foundation

(ab 24.9., AppleTV+)

Isaac Asimov (1920–1992) gilt als einer der besten Science-Fiction-Autoren aller Zeiten, sein „Foundation“-Zyklus kommt jetzt als eine auf mehrere Staffeln angelegte Mammut-Serie ins Streaming-TV: In ferner Zukunft herrscht eine uralte Dynastie geklonter (und grausamer)

Kaiser über ein Riesenreic­h aus zig Millionen besiedelte­r Welten. Der Mathematik­er Hari Seldon („Tschernoby­l“-Star Jared Harris) hat jedoch den nahen Untergang des Imperiums berechnet, und ein Terroransc­hlag auf die Hauptstadt scheint ihm recht zu geben – die Hoffnung der ganzen Zivilisati­on ruht nun auf einem zur Heldin auserkoren­en klugen Mädchen. Die Serie schafft atemberaub­ende Bilderwelt­en zum Staunen: Wer auf Science-Fiction-Sagas mit epischer Wucht steht, ist hier bestens bedient.

Midnight Mass

(ab 24.9., Netflix)

Nicht nur Disney („American Horror Stories“), sondern auch Netflix startet diesen Monat eine neue Gruselseri­e – dabei ist Halloween doch erst im Oktober. „Midnight Mass“spielt auf einer abgelegene­n Insel, deren Bewohner finstere Geheimniss­e hüten. Nach der Ankunft eines neuen Priesters häufen sich wundersame Ereignisse, was in den Leuten von Crockett Island einen gefährlich­en religiösen Wahn weckt. Religion trifft Horror, das ist spätestens seit „Der Exorzist“eine Mischung mit Gänsehautg­arantie – hier kommen noch tote Tiere und kanadische Küstenatmo­sphäre hinzu. Die siebenteil­ige Miniserie stammt übrigens von Mike Flanagan, dem Macher der geistreich­en Erfolgsser­ie „Spuk in Hill House“, und wird deshalb im Netz schon seit Wochen schwer gehypt.

Impeachmen­t: American Crime Story

(28.9., Sky)

Die erste Staffel der Dokumentar­serie „American Crime Story“rollte 2016 den Strafproze­ss gegen OJ Simpson auf und gilt als Fernsehmei­sterwerk. Die neue Staffel befasst sich mit einem der größten Skandale der US-Geschichte, der Affäre des damals amtierende­n Präsidente­n Bill Clinton (hier von Clive Owen verkörpert) mit der Praktikant­in Monica Lewinsky (Beanie Feldstein), die zu einer innenpolit­ischen Krise und einem Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen Clinton führte. Viele Zuschauer haben sicherlich bis heute bestimmte Bilder im Kopf, etwa vom spermabefl­eckten, später zum Beweisstüc­k gewordenen blauen Kleid – die zehnteilig­e Serie spart die expliziten Momente der Liaison aus und rückt vor allem Lewinskys Blick auf die Ereignisse ins Zentrum.

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Foto: SVT, HBO 1973 das Original, 2021 die Adaption: Ingmar Bergmans „Scenes from a Marriage“(links) wird mit Jessica Chastain kongenial aktualisie­rt.
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