Schwabmünchner Allgemeine

Ein verfallene­s Baudenkmal wird zum Hotel

Jahrzehnte­lang war das denkmalges­chützte Harterhaus in der Maximilian­straße in schlechtem Zustand. Nach der Sanierung will der neue Besitzer dort unter anderem ein Hotel eröffnen

- VON NICOLE PRESTLE

Es ist ein schmales, unauffälli­ges Haus am Eingang zur Wintergass­e. Jahrelang waren die Fenster im Erdgeschos­s mit Brettern vernagelt, die meisten Passanten nahmen das Gebäude beim Vorbeigehe­n gar nicht erst wahr. Das soll sich nun ändern: Mitte nächsten Jahres eröffnet hier ein Hotel mit 16 Zimmern, ins Erdgeschos­s zieht ein Restaurant. Hausbesitz­er Michael Meißler und Hotelbetre­iber Heiko Grote haben mit beidem Besonderes vor, schließlic­h handelt es sich auch um ein historisch außergewöh­nliches Bauwerk.

Die Geschichte des sogenannte­n Harterhaus­es geht mindestens bis ins 15. Jahrhunder­t zurück, allein über hundert Jahre lang war es das Zunfthaus der Kramer, der Augsburger Händler. 1563 ging es in den Besitz von Bürgermeis­ter Hieronymus Harter über, der es Ende des 16. Jahrhunder­ts von Elias Holl umbauen ließ. Der Stadtbaume­ister, der nach einem Venedig-Aufenthalt unter dem Eindruck der italienisc­hen Baukunst stand, fügte dem Haus eine Schreibstu­be sowie einen Laubengang hinzu, spektakulä­r ist auch die opulente Stuckdecke im zweiten Stock. All diese Elemente sind bis heute erhalten, sie waren nur jahrzehnte­lang nicht mehr zu sehen. In der Vergangenh­eit erstreckte sich das Harterhaus übrigens bis hinunter zum Hunoldsgra­ben, wo es einen Wirtschaft­shof samt Stallungen gab. Heute sind die beiden Gebäudetei­le getrennt, das Haus im Hunoldsgra­ben beherbergt Wohnungen und ein indisches Restaurant.

Michael Meißler, der das Baudenkmal vor mehr als einem Jahr erstand, hat viel Zeit, Mühe und Geld in die Sanierung gesteckt. Zur Altstadt hin hatte sich das Haus um mehrere Zentimeter gesenkt, wovon die schrägen Decken einiger Zimmer zeugen. Schon unter den Vorbesitze­rn war die Statik laut Meißler durch Mikropfähl­e und Stützmauer­n gesichert worden. Dem neuen Besitzer blieb dennoch genügend zu tun. Meißler ließ die Stuckdecke im zweiten Stock wieder freilegen, deren Konturen während der letzten Jahrhunder­te unter über 40 Farbschich­ten nahezu verschwund­en waren. Der frei liegende Arkadenhof zur Altstadt hin soll erhalten bleiben, wird aber durch ein Glasdach vor der Witterung geschützt, sodass dort künftig eine Art Freiluftga­stronomie möglich sein wird. Die alten Holztüren mit ihren schweren Eisenbesch­lägen, die auf dem Dachboden lagerten, werden restaurier­t und als Türen für die Hotelzimme­r wieder eingebaut.

Meißler hat ein Faible für historisch­e Häuser und Erfahrung mit Sanierunge­n. Beim Harterhaus war und ist er in enger Abstimmung mit den Denkmalsch­ützern. „Ich möchte so viel wie möglich von der alten Substanz erhalten und das Gebäude auch wieder der Öffentlich­keit zugänglich machen.“Einen Partner hat Meißler, der gegenüber das Einrichtun­gshaus „Stilmanufa­ktur“betreibt, in Heiko Grote gefunden.

Der geschäftsf­ührende Gesellscha­fter der G&S Hotelbetri­ebs GmbH will im Harterhaus ein exklusives Hotel mit 16 Zimmern und ein Restaurant eröffnen. Der Pachtvertr­ag mit Meißler läuft über 20 Jahre.

Was die Zimmerauss­tattung des Hotels betrifft, bewege man sich laut Grote im Fünf-Sterne-Bereich, auch wenn diese offizielle Klassifizi­erung nicht im Namen auftauchen wird, da der Betreiber dafür zum Beispiel durchgehen­d warme Küche sowie einen Wellness-Bereich bieten müsste. Die Möblierung der Zimmer übernimmt Meißler mit hochwertig­en Möbeln, die es in der Stilmanufa­ktur gegenüber zu kaufen gibt. Das Hotel wird damit quasi zum ausgelager­ten Showroom für Hästens-Betten und andere, exklusive Marken.

Weil jedes Zimmer anders geschnitte­n ist, wird auch jedes anders aussehen: „Wir müssen auf die baulichen Gegebenhei­ten Rücksicht nehmen“, sagt Meißler. So verläuft durch ein Zimmer nicht nur ein Kamin, sondern auch die Decke des Treppenauf­gangs, andere Zimmer liegen entlang des Innenhofs mit seinen Arkaden und zeichnen sich durch eine Abfolge mehrerer, kleinerer Räume aus. Zum Teil wird es frei stehende Badewannen in den Zimmern geben, die Decken sind teilweise mit Stuck verziert. Preislich siedelt Grote sein Boutique-Hotel eher im oberen Segment an: „Dort, wo man im Maximilian’s aufhört, fangen wir an.“

Im zweiten Stock, unter der prächtigen Stuckdecke, soll sich künftig die Rezeption des Hotels befinden. Grote und Meißler können sich vorstellen, zumindest nach Anmeldung auch Führungen durch das Harterhaus zuzulassen, damit das historisch­e Gebäude auch für die Bürgerinne­n und Bürger zugänglich wird, die nicht im Hotel übernachte­n.

Ergänzt wird das Hotel durch ein öffentlich­es Restaurant im Erdgeschos­s des Harterhaus­es, das architekto­nisch durch sein Gewölbe herausstic­ht. Die Küche, sagt Grote, wird gehoben sein, als Partner hat er ein Team gefunden, das auch aus dem Fernsehen bekannt sei, Grote spricht von eurasische­r Küche. Mehr will er allerdings erst verraten, wenn die Verträge unterzeich­net sind.

Grote betreibt in Augsburg bereits neun Hotels, darunter das Arthotel Ana Living am Vorderen Lech, das Arthotel Ana Style in Haunstette­n und das Super 8 by Windham in der Eichleitne­rstraße. Mitte September eröffnet zudem das Hotel „Maison Viktoria“nahe des Augsburger Hauptbahnh­ofs. Obwohl zuletzt mehrere Hotels in Augsburg entstanden, sieht Grote den Markt gegeben: „Die Stadt gibt einiges her, man muss als Anbieter nur seine Nische finden.“

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Fotos: Mercan Fröhlich Von der Maximilian­straße aus gesehen sieht das Harterhaus (links, weiß verputzt) eher unscheinba­r aus.
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Heiko Grote (links) und Michael Meißler wollen das Harterhaus zu neuem Leben er‰ wecken.
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Die Stuckdecke im zweiten Stock lag un‰ ter mehr als 40 Farbschich­ten verborgen.

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