Französisches Flair
Die Boule-Spieler in Königsbrunn haben ihr Terrain am Sportpark West in Königsbrunn.Was sie sich von der Stadt an Verbesserung wünschen
Königsbrunn Wenn man in Königsbrunn im Sportpark West spazieren geht, kann man sie bei fast jedem Wetter schon von Weitem sehen. Dienstag und Freitag ab 14 Uhr werfen den gesamten Nachmittag über die Boule-Spieler nahe der Jugendfreizeitstätte Matrix mit viel Spaß und Eifer ihre Eisenkugeln im Kies einer Zielkugel hinterher.
Anschließend wird genau abgemessen, wer am nächsten liegt, manchmal auch im Kreis gemeinsam geschaut und diskutiert – aber Streit kommt nie auf. Im Gegenteil: Alles wirkt entspannt, selbst wenn jeder Einzelne zuvor sehr viel Konzentration in den Wurf legt. Am Ende zählt, wie nah die jeweiligen Kugeln von der zuvor geworfenen Zielkugel liegen. Danach richtet sich die Punkteverteilung.
Besonderen Spaß macht es, wenn man beim Wurf der eigenen Kugel die gegnerischen vom Ziel entfernt hat; das setzt auch gewisses Können voraus und wird mit anerkennendem Lachen oder Seufzer quittiert. Die Hoffnung auf Kehrtwende bleibt bei jedem Wurf und damit auch die Spannung und die Möglichkeit, in der nächsten Runde sich spielerisch „rächen“zu können. Die Punkte werden in der Tabelle eingetragen, und beim nächsten Wurf gibt es die Chance zu gewinnen.
So geht es Runde um Runde. Meist in Zweier- oder Dreierteams spielend, ist ganz am Ende bei ungefähr gleich starken Werfern keineswegs immer vorauszusehen, welches Team gewinnen wird. Das erhöht den Spaßfaktor, wie es scheint, denn es wird viel gelacht. Insgesamt wirkt alles sehr erholsam und trotz spürbaren Eifers absolut entspannt.
Tritt man näher heran und befragt die Boule-Spieler, so erfährt man, dass sie bereits seit über 25 Jahren diesem vielen Urlaubern aus Frankreich, aber auch in Italien oder Großbritannien bekannten Sport anhängen. Was als reiner Freizeitspaß begann, ist inzwischen schon ein bisschen mehr.
„Wir sind im Grunde wie ein Verein, nur dass wir kein Verein sind“, sagt Angela Reithmeier, die für alles Organisatorische den Hut aufhat, und lacht. Sie würden ihre einzelnen Geburtstage zusammen nachfeiern und seien auch sonst eine fröhliche Gemeinschaft, ergänzt Alwin Warnhard. „Was wunderbar ist, man ist immer an der frischen
Luft, und es fördert die Beweglichkeit“, freut sich Anton Steinbrecher.
Brigitte John findet an dem Spiel gut, „dass es sich im Grunde jeder leisten kann. Du kaufst einen Satz guter Spielkugeln, und mehr brauchst du nicht.“Inzwischen fahren die Boule-Begeisternden auch regelmäßig zu Turnieren oder messen sich mit den Leistungen anderer Boule-Gruppen, wie etwa mit Landsberg, Donauwörth, Mindelheim oder auch Bad Wörishofen.
Den Wanderpokal gegen Bad Wörishofen hätten sie schon zweimal gewonnen und neulich auch verteidigt. Leider seien schon manche frühere Sportkameraden gestorben, sonst wären sie noch eine stärkere Truppe gewesen. Über Nachwuchs würde man sich freuen. Jeder, der dazustoßen wolle, sei herzlich willkommen.
Ein bisschen mehr Aufmerksamkeit seitens der Stadt wäre der Wunsch aller. „Wir sind eigentlich ganz auf uns selbst angestellt“, erklärt Ludwig Schneider. Man habe zwar die Umrandung des Kiesfeldes durch Rundhölzer, eine Bank und drei Steinquader sowie einen Mülleimer hingestellt bekommen – den Kies habe man seinerzeit aber selbst besorgt und mühsam ausgewalzt. Zwei der für die Umrandung des Spielfeldes notwendigen Rundhölzer seien durch Vandalismus verschwunden oder zerstört.
Seit Jahren, so bemerkt Hans Hillebrand, würde doch auch von einem neuen Boule-Platz zwischen Skiklub und Handballverein gesprochen. Das wäre seiner Ansicht nach auch ein wunderbarer Ort mit Schatten durch gewachsene Bäume. Emma Schneider ergänzt: „Wenn wir wenigstens irgendwo einen abschließbaren Schrank hätten, bei dem wir auch beispielsweise Sonnenschirme unterbringen könnten.“
So sei es im Sommer doch schon mühsam, an heißen Tagen alles per Fahrrad anzuschleppen. Dass sie das WC im Matrix mitnutzen könnten, dafür seien sie dankbar. Doch wenn es wie jetzt in den Ferien nicht offen ist, würde es ihnen nicht viel nutzen, denn sie haben keinen Schlüssel.
In der Summe war der große Wunsch herauszuhören, die Stadt möge etwas Geld in die Hand nehmen und diese Freizeitsportlergruppe unterstützen, um die Rahmenbedingungen ihres Sportes zu verbessern. Darüber würde man sich sehr freuen.