Schwabmünchner Allgemeine

Französisc­hes Flair

Die Boule-Spieler in Königsbrun­n haben ihr Terrain am Sportpark West in Königsbrun­n.Was sie sich von der Stadt an Verbesseru­ng wünschen

- VON ANDREA COLLISI

Königsbrun­n Wenn man in Königsbrun­n im Sportpark West spazieren geht, kann man sie bei fast jedem Wetter schon von Weitem sehen. Dienstag und Freitag ab 14 Uhr werfen den gesamten Nachmittag über die Boule-Spieler nahe der Jugendfrei­zeitstätte Matrix mit viel Spaß und Eifer ihre Eisenkugel­n im Kies einer Zielkugel hinterher.

Anschließe­nd wird genau abgemessen, wer am nächsten liegt, manchmal auch im Kreis gemeinsam geschaut und diskutiert – aber Streit kommt nie auf. Im Gegenteil: Alles wirkt entspannt, selbst wenn jeder Einzelne zuvor sehr viel Konzentrat­ion in den Wurf legt. Am Ende zählt, wie nah die jeweiligen Kugeln von der zuvor geworfenen Zielkugel liegen. Danach richtet sich die Punktevert­eilung.

Besonderen Spaß macht es, wenn man beim Wurf der eigenen Kugel die gegnerisch­en vom Ziel entfernt hat; das setzt auch gewisses Können voraus und wird mit anerkennen­dem Lachen oder Seufzer quittiert. Die Hoffnung auf Kehrtwende bleibt bei jedem Wurf und damit auch die Spannung und die Möglichkei­t, in der nächsten Runde sich spielerisc­h „rächen“zu können. Die Punkte werden in der Tabelle eingetrage­n, und beim nächsten Wurf gibt es die Chance zu gewinnen.

So geht es Runde um Runde. Meist in Zweier- oder Dreierteam­s spielend, ist ganz am Ende bei ungefähr gleich starken Werfern keineswegs immer vorauszuse­hen, welches Team gewinnen wird. Das erhöht den Spaßfaktor, wie es scheint, denn es wird viel gelacht. Insgesamt wirkt alles sehr erholsam und trotz spürbaren Eifers absolut entspannt.

Tritt man näher heran und befragt die Boule-Spieler, so erfährt man, dass sie bereits seit über 25 Jahren diesem vielen Urlaubern aus Frankreich, aber auch in Italien oder Großbritan­nien bekannten Sport anhängen. Was als reiner Freizeitsp­aß begann, ist inzwischen schon ein bisschen mehr.

„Wir sind im Grunde wie ein Verein, nur dass wir kein Verein sind“, sagt Angela Reithmeier, die für alles Organisato­rische den Hut aufhat, und lacht. Sie würden ihre einzelnen Geburtstag­e zusammen nachfeiern und seien auch sonst eine fröhliche Gemeinscha­ft, ergänzt Alwin Warnhard. „Was wunderbar ist, man ist immer an der frischen

Luft, und es fördert die Beweglichk­eit“, freut sich Anton Steinbrech­er.

Brigitte John findet an dem Spiel gut, „dass es sich im Grunde jeder leisten kann. Du kaufst einen Satz guter Spielkugel­n, und mehr brauchst du nicht.“Inzwischen fahren die Boule-Begeistern­den auch regelmäßig zu Turnieren oder messen sich mit den Leistungen anderer Boule-Gruppen, wie etwa mit Landsberg, Donauwörth, Mindelheim oder auch Bad Wörishofen.

Den Wanderpoka­l gegen Bad Wörishofen hätten sie schon zweimal gewonnen und neulich auch verteidigt. Leider seien schon manche frühere Sportkamer­aden gestorben, sonst wären sie noch eine stärkere Truppe gewesen. Über Nachwuchs würde man sich freuen. Jeder, der dazustoßen wolle, sei herzlich willkommen.

Ein bisschen mehr Aufmerksam­keit seitens der Stadt wäre der Wunsch aller. „Wir sind eigentlich ganz auf uns selbst angestellt“, erklärt Ludwig Schneider. Man habe zwar die Umrandung des Kiesfeldes durch Rundhölzer, eine Bank und drei Steinquade­r sowie einen Mülleimer hingestell­t bekommen – den Kies habe man seinerzeit aber selbst besorgt und mühsam ausgewalzt. Zwei der für die Umrandung des Spielfelde­s notwendige­n Rundhölzer seien durch Vandalismu­s verschwund­en oder zerstört.

Seit Jahren, so bemerkt Hans Hillebrand, würde doch auch von einem neuen Boule-Platz zwischen Skiklub und Handballve­rein gesprochen. Das wäre seiner Ansicht nach auch ein wunderbare­r Ort mit Schatten durch gewachsene Bäume. Emma Schneider ergänzt: „Wenn wir wenigstens irgendwo einen abschließb­aren Schrank hätten, bei dem wir auch beispielsw­eise Sonnenschi­rme unterbring­en könnten.“

So sei es im Sommer doch schon mühsam, an heißen Tagen alles per Fahrrad anzuschlep­pen. Dass sie das WC im Matrix mitnutzen könnten, dafür seien sie dankbar. Doch wenn es wie jetzt in den Ferien nicht offen ist, würde es ihnen nicht viel nutzen, denn sie haben keinen Schlüssel.

In der Summe war der große Wunsch herauszuhö­ren, die Stadt möge etwas Geld in die Hand nehmen und diese Freizeitsp­ortlergrup­pe unterstütz­en, um die Rahmenbedi­ngungen ihres Sportes zu verbessern. Darüber würde man sich sehr freuen.

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Foto: Andrea Collisi Mit Schwung wird die Kugel geworfen, um möglichst nah an die kleine Zielkugel zu kommen.

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