Schwabmünchner Allgemeine

Söder verteidigt die neue Pandemie‰Politik

Während die Opposition eine höhere Impfquote fordert, will der Ministerpr­äsident Impfgegner­n die Hand reichen

- VON HENRY STERN

München Grüne, SPD und FDP haben im Landtag von Markus Söder (CSU) mehr Engagement für eine höhere Impfquote gefordert: „Wäre nicht Ihr Ehrgeiz, immer der Erste zu sein, genau an dieser Stelle richtig?“, hielt Grünen-Fraktionsc­hef Ludwig Hartmann dem Regierungs­chef vor. Bayern liegt bei der Impfquote unter den 16 Bundesländ­ern weiter nur auf Platz zwölf. Dies reiche nicht aus, um die Corona-Krise endgültig zu überwinden, kritisiert­e Hartmann. „Aufklären, Anbieten, Fake News bekämpfen“, müsse deshalb das Impfmotto der Söder-Regierung sein, forderte der Opposition­sführer: „Wir müssen die Impfkampag­ne deutlich beschleuni­gen.“

Auch SPD-Fraktionsc­hef Florian von Brunn kritisiert­e, dass von Söders Verspreche­n per „Impfen-toGo“

mehr Menschen zu einer Impfung zu bewegen, nicht viel geblieben sei. „Nicht-Geimpfte sind nicht nur Impfverwei­gerer“, mahnte er: „Wir brauchen deshalb mehr Impfangebo­te direkt vor Ort, bei den Menschen.“Auch FDP-Fraktionsc­hef Martin Hagen warb für mehr Impfungen: „Die Fakten für die Impfung sprechen eine klare Sprache“, findet er: „Wir sagen Nein zu einer Impfpflich­t, aber wir sagen Ja zur Impfung.“

Auch Söder hatte zuvor in einer Regierungs­erklärung zu den am Dienstag vorgestell­ten gelockerte­n Corona-Regeln eine Impfpflich­t erneut ausgeschlo­ssen, gleichzeit­ig aber für mehr Impfungen geworben: „Jede Impfung mehr hilft uns, das Leben für alle zu erleichter­n“, sagte er. So seien neue Lockerunge­n wie die nun höheren Zuschauerz­ahlen bei Sport und Kultur oder die Aufhebung der privaten Kontaktbes­chränkunge­n

nur durch die inzwischen hohe Zahl der Geimpften möglich. Aus diesem Grund brauche es „auch keinen Lockdown mehr und wird es auch keinen mehr geben“, versprach der Ministerpr­äsident. Noch vor Kurzem geäußerte Warnungen, dass mögliche neue Corona-Einschränk­ungen wegen der höheren Ansteckung­sgefahr vor allem Ungeimpfte treffen werden, wiederholt­e Söder im Landtag nicht: „Wir reichen den Unsicheren, den Skeptische­n bewusst die Hand“, sagte er stattdesse­n.

Bedenken wegen der Sicherheit der Corona-Impfungen oder ihrer Wirksamkei­t müsse man ernst nehmen, beteuerte er. Man könne diese aber mit Fakten widerlegen: So infizierte­n sich bislang nur drei von 10 000 Geimpften, meist mit mildem Verlauf. Auch dass 98 Prozent der Kassenärzt­e geimpft sind, „könnte ein Indiz sein“für eine eigene Impfung, findet Söder. „Lassen Sie sich nicht verunsiche­rn“, warb er um die Skeptiker: „Impfen ist eine hervorrage­nde Möglichkei­t für mehr Freiheit und mehr Sicherheit.“

Die AfD warf Söder dennoch vor, mit den neuen Corona-Regeln die Gesellscha­ft zu spalten: Die 3G-Regel, die den Zugang etwa zu Restaurant­s nur für Geimpfte, Genesene oder Getestete erlaubt, sei „nichts anderes, als ein verdeckter Impfzwang“, kritisiert­e AfD-Fraktionsc­hefin Katrin Ebner-Steiner. Auf diese Weise Druck auf Menschen auszuüben, sei „staatliche Repression in seiner extremsten Form“.

„Wir in Bayern setzen auf Wissenscha­ft statt auf Verschwöru­ngstheorie­n“, hatte Söder seinen neuen Corona-Kurs bereits zuvor verteidigt. Eine komplette Aufgabe aller Regeln wie etwa in England biete zu wenig Sicherheit vor einer Überlastun­g der Krankenhäu­ser, warnte er.

Grüne, SPD und FDP unterstütz­en die neuen Regeln, die bereits ab diesem Donnerstag gelten, im Grundsatz. SPD-Mann von Brunn kritisiert­e allerdings, dass mögliche neue Corona-Einschränk­ungen durch die Klinik-Ampel bislang offenbleib­en: „Wir wollen aber genau wissen, was denn passiert, wenn die Ampel auf Rot springt.“

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Foto: dpa CSU‰Chef Söder erklärte im Landtag die neue Corona‰Politik.

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