Schwabmünchner Allgemeine

Vom Rastplatz in die Nationalma­nnschaft

In Mainz debütierte Ridle Baku unter besonderen Umständen, in Wolfsburg ist er zum Nationalsp­ieler gereift. Nun könnte er sogar auf der rechten Seite in der Startelf stehen

- VON MARCO SCHEINHOF

Stuttgart Ridle Baku darf sich geehrt fühlen. Er ist zwar nur als Nummer drei an der Reihe, – vor ihm hatten auf diesem Platz Marco Reus und Ilkay Gündogan gesessen – für einen 23-Jährigen aber ist alleine die Teilnahme schon nicht ganz schlecht. Zwei Tage vor dem WM-Qualifikat­ionsspiel am Donnerstag­abend in St. Gallen gegen Liechtenst­ein schickten ihn die Verantwort­lichen der Nationalma­nnschaft in die Pressekonf­erenz. Die Teilnehmer daran wählt die Öffentlich­keitsabtei­lung des DFB nicht willkürlic­h aus. Es muss schon Sinn ergeben und das Interesse groß sein. Bei Baku ist es das zweifelsfr­ei.

Weil der 23-Jährige beim VfL Wolfsburg eine starke Saison gespielt hat. Weil er schon einmal im Aufgebot der A-Nationalma­nnschaft stand, dann aber zurück zur U21 geschickt wurde. Und weil er eben mit dieser Nachwuchs-Auswahl in diesem Sommer den EMTitel gewonnen hat, während die

A-Elf bei ihrer EM versagt hatte. Baku ist ein Verspreche­n an die Zukunft. So wie die übrigen vier Akteure, die der neue Bundestrai­ner Hansi Flick von der U21 in seinen Kader hochgezoge­n hat.

Baku ist ein selbstbewu­sster Spieler. Seine Stimme gerät nicht ins Stocken, während er auf die Fragen bei der Pressekonf­erenz antwortet. Er erledigt auch diesen Job routiniert wie ein Bäcker, der seine tausendste Brezel in den Ofen schiebt. Dabei ist die A-Nationalma­nnschaft alles andere als Routine für ihn, bislang hat er erst ein Länderspie­l in seinem Lebenslauf stehen. Vor der EM hatte ihn Joachim Löw aussortier­t.

Nicht wenige Beobachter sehen das als Fehlentsch­eidung. Baku kann auf der rechten Seite für Stabilität und Wirbel sorgen. Er kann verteidige­n, aber auch offensiv spielen. Es kann gut sein, dass der neue Bundestrai­ner Hansi Flick bei seinem Debütspiel gleich auf den 23-Jährigen setzt. Die Alternativ­en heißen Lukas Klosterman­n (RB Leipzig) und Thilo Kehrer (Paris St. Germain). Verstecken muss sich Baku da nicht. Sein Bundesliga-Debüt fand unter kuriosen Bedingunge­n statt. Eigentlich sollte Baku am 29. April 2018 für die zweite Mannschaft des FSV Mainz 05 spielen. Da die Bundesliga-Elf aber personelle Probleme hatte, sollte

Baku aushelfen. Er war allerdings schon mit der Reserve auf dem Weg zum Spiel nach Freiburg. An der Raststätte bei Bruchsal stieg er aus dem Bus und wurde von Teammanage­r Darius

Salbert mit dem Auto abgeholt. Es ging zurück nach Mainz, die Partie gegen Leipzig wartete. Zunächst wollte bei Baku wenig klappen, am Ende aber erzielte er den Treffer zum 3:0.

„Von der Raststätte in die Nationalma­nnschaft – da können sich einige junge Spieler ein Beispiel nehmen“, sagte er am Dienstag. Seit seinem Wechsel zum VfL Wolfsburg ging es für ihn bergauf „Der Wechsel war zu 100 Prozent richtig“, sagte er. Beim VfL hat er viel Offensivdr­ang. Diese Freiheiten nehme er sich, sagt er. Sein Vater Lutumba spielte in den 1990er-Jahren für den FSV Mainz 05 – damals zusammen mit Jürgen Klopp. Er hat die Zwillinge Bote und Makana.

Beide sind Profifußba­ller. Und beide haben schon früh ihre Spitznamen. Makana wird zu Rudi, Bote zu Ridle – in Anlehnung an ihre Vorbilder Rudi Völler und KarlHeinz Riedle. Nur das „e“hat Ridle Baku weggelasse­n, den Spitznamen aber hat er sich mittlerwei­le sogar in seinen Pass eintragen lassen.

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Foto: dpa

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