Was die CoronaRegeln für die Region bedeuten
Eine einschneidende Kursänderung hat die Bayerische Landesregierung in Sachen Corona beschlossen. Wir haben nachgefragt, wie sich dies im Landkreis Augsburg auswirken könnte
Landkreis Die Sieben-Tage-Inzidenz hat als Gradmesser für die Corona-Regeln in Bayern ausgedient. Auch besteht künftig keine Pflicht mehr, beim Einkaufen oder im Bus eine FFP2-Maske zu tragen. Laut der neuen Corona-Verordnung reicht ab 2. September auch eine medizinische Maske (eine Übersicht über die neuen Corona-Regeln in Bayern finden Sie hier). Was aber bedeutet das für Verantwortliche und Unternehmer in der Region?
Die Firma Siegmund in Oberottmarshausen zählt zu den größten Vertreibern von FFP2-Masken im Landkreis. Mehr als 100 Millionen Stück hat das Unternehmen seit Beginn der Pandemie verkauft. „Die neue Regelung hat uns etwas verwundert, da sie zeitgleich mit einem starken Anstieg der Infektionen einhergeht“, erklärt Bernd Siegmund auf Nachfrage schriftlich. Möglicherweise würden wahltaktische Überlegungen eine Rolle spielen. Er fürchtet, dass damit lediglich der Kauf von ungeprüften Masken gefördert werde.
Für sein Unternehmen werde sich mit der neuen Regelung allerdings viel ändern. „Die Anzahl der verkauften FFP2-Masken hat sich etwas reduziert, auf der anderen Seite ist der Verkauf der medizinischen Masken etwas gestiegen“, sagt Siegmund. Denn auch diese vertreibt das Unternehmen in großen Mengen. Derzeit seien von beiden Maskentypen ausreichende Mengen auf Lager. Grundsätzlich gehe der Trend bei den FFP2-Masken Richtung hochwertiger Masken mit geringem Atemwiderstand.
Eine weitere Änderung, die die neuen Corona-Regeln vorsehen, betrifft die Inzidenz. Sie soll als Richtwert praktisch abgeschafft werden. Stattdessen wird die Auslastung der Krankenhäuser-Ampel entscheidend sein. In den Wertachkliniken in Bobingen und Schwabmünchen sieht man dieser Tatsache mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen.
„Wir finden es gut, dass die Belegungszahlen in den Krankenhäusern stärker berücksichtigt werden, denn das Gesundheitssystem muss die Pandemie bewältigen können, und das geht nur, wenn genügend freie Plätze für Covid-Patienten vorhanden sind“, sagt Klinikvorstand Martin Gösele. Ob die Zahlen, bei denen die Ampel auf Gelb oder Rot springt, die Richtigen sind, könne er nicht beurteilen: „Aber grundsätzlich ist es richtig, die Belastung der Kliniken in den Fokus zu rücken.“
Allerdings plädiert Gösele dafür, den Inzidenzwert nicht vollständig aus den Augen zu verlieren: „Die Inzidenz bleibt eine wichtige Zahl, denn die Erfahrung hat gezeigt, dass bei steigenden Inzidenzen die Belegungszahlen in den Krankenhäusern mit einer Verzögerung steigen. Wenn nur noch die Belegung zählt, dann ist das aus meiner Sicht nicht zielführend, weil dann die Gefahr besteht, dass man zu spät dran ist und die Kliniken am Ende doch überlastet sein könnten.“
Derzeit ist die Corona-Situation in den Krankenhäusern in Schwabmünchen und Bobingen aber noch weit von einer Überlastung entfernt: In beiden Häusern gibt es drei Intensivpatienten, die beatmet werden müssen, und einen CovidFall auf einer normalen Station. Gösele: „Die Zahlen steigen aber wieder und wir beobachten, dass vor allem jüngere Patienten zwinicht schen 30 und 50 Jahren zu uns kommen.“Änderungen bringen die neuen Regeln auch für Klubs und Diskotheken: Sie dürfen ab Oktober nach anderthalb Jahren Schließung wieder öffnen. Bedingung ist die 3G-Regel - allerdings reicht in diesem Fall kein Schnelltest, sondern Ungeimpfte müssen einen PCR-Test vorlegen.
Stefan Egger vom PM in Untermeitingen hat die Pressekonferenz des Ministerpräsidenten verfolgt. Seine Euphorie über die Perspektive für Klubs ist allerdings noch gebremst: „Auf den ersten Blick hat es sexy geklungen.“Aber: Der Österreicher, der das PM seit 20 Jahren betreibt, möchte noch das „Kleingedruckte“abwarten. Er hat viele offene Fragen: Wird es eine Maskenpflicht geben? Abstandsregeln? Wie viele Menschen dürfen überhaupt rein? Ist Tanzen erlaubt?
„Eine Diskothek lebt vom Feiern, Flirten und Zusammensein“, sagt Egger. Zu viele Vorschriften sind ein Hindernis. Egger hofft darauf, dass die Regeln einen Betrieb zuließen, der dem Nachtleben aus der Vor-Corona-Zeit nahekommt. Aber egal, wie die Vorschriften am Ende aussehen, öffnen will er auf jeden Fall. „Ich bin startklar, das
Team ist bereit. Wir werden das, was in der Verordnung steht, umsetzen.“Um die Musik muss er sich schon mal keine Sorgen machen: „Jeder DJ hat mich angerufen und gesagt: Hey, ich bin geimpft, ich bin dabei!“
Nicht nur in Klubs und Diskos soll es Lockerungen geben. Künftig sollen auch wieder Großveranstaltungen möglich sein. Denn die bisherigen Personenobergrenzen entfallen. Bei mehr als 1000 Besuchern gilt die 3G-Regel inzidenzunabhängig, Voraussetzung für jede Veranstaltung ist ein Hygienekonzept.
In der Singoldhalle in Bobingen ändert sich damit vorerst wenig. Wie die Sprecherin der Stadt, EvaMaria Gürpinar mitteilt, finden alle Veranstaltungen nach dem bisherigen Hygienekonzept und dem damit verbundenen Corona-Saalplan statt. Maßgebend sei der Mindestabstand indoor, der auch nach der aktuellen Verordnung gewährleistet werden muss. Es gelte weiterhin die Maskenpflicht für die gesamte Dauer der Veranstaltung. Die Zahl der Plätze sei abhängig von der Veranstaltungsart und der Zusammensetzung der Besucherstruktur. In der Regel werde die maximale Kapazität nicht voll ausschöpft.
Die Krankenhäuser sind momentan nicht überlastet