Schwabmünchner Allgemeine

„Kitas sind kein Treiber der Infektione­n“

Sozialmini­sterin Carolina Trautner (CSU) über Corona, die Forderung nach einer Impfpflich­t für Kindergart­enpersonal und den Kanzlerkan­didaten Armin Laschet

- VON CHRISTOPH FREY

Landkreis Augsburg Bundestags­wahlkampf, Afghanista­n-Drama: Da gerät die Arbeit der Landtagsab­geordneten aus dem Augsburger Land oft in den Hintergrun­d. Insgesamt acht Politikeri­nnen und Politiker von CSU, Freien Wählern, SPD und Grünen aus dem Augsburger Land sitzen im Bayerische­n Landtag. In einer kleinen Interview-Serie ziehen wir mit insgesamt vier – für jede Partei eine(r) – eine Zwischenbi­lanz für dieses Jahr. Zum Schluss ist Sozialmini­sterin Carolina Trautner (CSU) an der Reihe.

Frau Ministerin, am 27. September, einem Montag, hat Deutschlan­d gewählt. Was wird an diesem Tag für Sie wichtiger sein: dass Unionskand­idat Armin Laschet die Wahl gewonnen hat oder dass in Bayern die Kindergärt­en offen sind, die ja in Ihren Bereich fallen?

Carolina Trautner: Ich bin sehr zuversicht­lich, dass beides eintreten wird: Wir haben mit Armin Laschet einen starken Kanzlerkan­didaten, und die Union hat das beste Programm. Zu den Kitas: Auch wenn uns die steigenden Infektions­zahlen natürlich Sorgen machen, haben wir ein ganzes Bündel an Maßnahmen, um einen erneuten Lockdown zu verhindern, das Wichtigste ist sicherlich die steigende Impfquote. Ich will alle Unentschlo­ssenen noch mal ermuntern, sich impfen zu lassen. Übrigens: Während der gesamten Pandemie waren die Kitas nie die Treiber der Infektione­n. Von den 9800 bayerische­n Kitas lag die Zahl der von Schließung­en betroffene­n Kitas in den letzten Monaten kontinuier­lich bei unter einem Prozent, aktuell sind es sogar nur 0,11 Prozent – trotz der ansteckend­eren Delta-Variante.

Für welches der beiden Ziele sind Sie denn zuversicht­licher mit Blick auf den kommenden Corona-Herbst?

Trautner: Ich bin immer ein positiv gestimmter Mensch. Die Union wird die Wahl gewinnen, weil wir die besten Zukunftsid­een für unser Land haben. Wir verbinden Ökonomie und Ökologie vernünftig und lassen uns dabei nicht von Ideologien leiten. Für unsere Kitas haben wir viele Schutzmaßn­ahmen: Die freiwillig­en Tests für Kinder werden bis Jahresende im bewährten System fortgesetz­t. Die Beschäftig­ten haben alle schon frühzeitig ein Impfangebo­t bekommen und können, ja sollen sich weiterhin regelmäßig testen. Zudem haben wir die Kitas mit zehn Millionen Euro unterstütz­t. Dazu kommen noch unsere Förderunge­n für die Anschaffun­gen der Luftreinig­ungsgeräte.

Kindergart­enkinder können nicht gegen Corona geimpft werden. Helfen sollen nun auch Luftfilter. Doch ob die überall rechtzeiti­g eingebaut werden können, steht in den Sternen. Wer war hier zu spät dran, der Freistaat oder die Kommunen?

Trautner: Kinderbetr­euung ist kommunale Aufgabe, wir unterstütz­en als Freistaat die Kommunen hierbei seit vielen Monaten intensiv und freiwillig bei der Beschaffun­g von Luftreinig­ungsgeräte­n: Wir haben im letzten Herbst ein erstes Förderprog­ramm in Höhe von 13 Millionen Euro ins Leben gerufen und die Fristen im Frühjahr verlängert. Nahtlos daran anschließe­nd wurde das zweite Förderprog­ramm aufgelegt und hierfür 87,5 Millionen Euro allein für den Bereich der Kitas, Großtagesp­flegestell­en und Heilpädago­gischen Tagesstätt­en bereitgest­ellt.

Wie stehen Sie zur Forderung nach einer Impfpflich­t für Kindergart­enpersonal, weil sich Corona so besser eindämmen ließe?

Trautner: Ich bin für ein gutes Impfangebo­t und für eine umfassende Aufklärung. Und ich freue mich, dass wir jetzt auch mobile und niederschw­ellige Angebote machen können. Ich habe seit Monaten unzählige Videokonfe­renzen mit Kitaleitun­gen aus dem ganzen Freistaat und spüre bei unserem pädagogisc­hen Personal, das herausrage­nde Arbeit leistet, eine große Verantwort­ung für die Gesundheit der Kinder, die ihnen anvertraut sind. Insofern glaube ich nicht, dass wir eine Impfpflich­t brauchen. Aber ich denke, dass wir weiterhin viel Werbung für noch mehr Impfungen machen müssen.

Und was sagen Sie zu einer Impfpflich­t für die Pflegekräf­te in Altenheime­n, wie es sie in anderen europäisch­en Ländern schon gibt?

Trautner: Corona-Impfungen sollten ein freiwillig­es Angebot bleiben, in allen Lebensbere­ichen.

In Bayern ist seit Hubert Aiwanger auch der Impfstatus von Politikern ein

wichtiges Thema. Wie sieht es eigentlich bei Ihnen aus?

Trautner: Ich habe keine Sekunde gezögert, mich impfen zu lassen und, als ich an der Reihe war, sofort ein Impfangebo­t angenommen.

Sie sind nicht nur Ministerin und Landtagsab­geordnete, sondern auch CSU-Kreisvorsi­tzende. Was ist von Ihrer Partei im Augsburger Land im Wahlkampf noch zu erwarten (Promibesuc­he, besondere Aktionen)? Trautner: Ich kann Ihnen verspreche­n: Die CSU wird sichtbar sein. Neben den bewährten Werbemitte­ln setzen wir pandemiebe­dingt in diesem Jahr auf kleinere Veranstalt­ungen. Hinzu kommt der zeitnah startende Haustürwah­lkampf, bei dem wir unmittelba­ren Austausch mit den Bürgerinne­n und Bürgern suchen – natürlich unter Einhaltung der Hygienereg­eln.

Warum sieht man bei uns eigentlich kaum ein Plakat mit dem gemeinsame­n Kanzlerkan­didaten der Union, Armin Laschet?

Trautner: Diesen Eindruck kann ich nicht teilen. Wir haben viele Plakate mit Armin Laschet, aber auch mit Markus Söder und inhaltlich­en Motiven im Landkreis aufgestell­t. Auch auf Großfläche­nplakaten ist der Kanzlerkan­didat zu sehen. Der Schwerpunk­t liegt natürlich auf unserem direkt wählbaren Bundestags­abgeordnet­en Hansjörg Durz und in Königsbrun­n auf Dr. Volker Ullrich.

Wäre Söder der bessere Kandidat gewesen?

Trautner: Armin Laschet ist der gemeinsame Kanzlerkan­didat der Union. Dazu haben wir mit unserem Parteivors­itzenden Markus Söder den mit großem Abstand stärksten und besten Ministerpr­äsidenten der ganzen Republik. Sie können davon ausgehen: Wir werden als CSU weiterhin eine hörbare und deutliche Stimme in Berlin bleiben. Nur wer CSU wählt, stärkt im Bund bayerische Interessen.

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Foto: Marcus Merk Der Sozialmini­sterin Carolina Trautner liegt die Kinderbetr­euung sehr am Her‰ zen.
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