„Unter anderen Umständen hätte ich wieder kandidiert“
Am Wochenende muss Landrat Martin Sailer seinen Posten als stellvertretender CSU-Vorsitzender abgeben. Beim Parteitag in Nürnberg wird auch die Parteispitze neu gewählt. Hier erklärt er, wie es dazu kam
Landkreis Augsburg Am Freitag und Samstag kommt die CSU zu ihrem Parteitag in Nürnberg zusammen. Dabei wird auch die Parteispitze neu gewählt und dieser soll der Augsburger Landrat Martin Sailer nicht mehr angehören (wir berichteten). Wir sprachen mit ihm darüber, wie es dazu gekommen ist.
Nach nur zwei Jahren hören Sie als stellvertretender Vorsitzender der CSU wieder auf. Wurden Sie darum gebeten oder kam der Antrieb zu diesem Schritt von Ihnen?
Sailer: Im Grunde weder noch – die Initiative kam von mir, auch wenn ich unter anderen Umständen wieder für den Stellvertreter kandidiert hätte. Allerdings sieht die Satzung vor, dass künftig eine bzw. einer der fünf Stellvertreter(-innen) unter 40 Jahre alt sein muss. Hinsichtlich ihres Alters könnte Katrin Albsteiger den Posten
für zwei Amtszeiten halten, wodurch wir längerfristig eine Vertreterin aus Schwaben im Parteivorstand haben. Und das habe ich dem Bezirksvorstand Schwaben auch vor einer Woche so vorgeschlagen. Er hat dies einstimmig dann auch so entschieden.
Gemutmaßt wurde, dass Ihr Rückzug etwas mit der Kritik zu tun haben könnte, die Sie an der Corona-Politik der Staatsregierung geäußert haben. Wie sehen Sie das?
Sailer: Nein, das sind unzutreffende Spekulationen.
Sie hatten in der Pandemiebekämpfung mehrfach mehr Handlungsspielräume für die Landkreise gefordert. Hat das gefruchtet?
Sailer: Die aktuelle Infektionsschutzmaßnahmenverordnung ermöglicht es den Behörden immerhin, in Einzelfällen Ausnahmeregelungen zu erteilen, soweit diese aus infektionsschutzrechtlicher Sicht vertretbar sind.
Sie befähigt uns im Bedarfsfall auch, zusätzliche Schutzmaßnahmen insbesondere bei einem regional hohen Ausbruchsgeschehen von Covid-19-Erkrankungen zu ergreifen. Daran gemessen haben wir jetzt etwas mehr individuellen Entscheidungsspielraum, als es noch in früheren Auflagen der bayerischen Verordnung der Fall war. Auf meine persönliche Kritik führe ich diesen Umstand jedoch nicht zurück.
Übernehmen Sie anstatt der Funktion im CSU-Vorstand andere Aufgaben oder erhoffen Sie sich ein wenig mehr Freizeit?
Sailer: Zeitersparnis war keine Motivation für diese Entscheidung, zumal die Verpflichtungen als stellvertretender Parteivorsitzender zeitlich nicht übergebührlich einnehmend waren, da die weit überwiegende Anzahl der Vorstandssitzungen als Videokonferenzen stattfanden.