Eurofighter donnern noch einige Tage über der Region
Anfang September hat das Taktische Luftwaffengeschwader 74 aus Neuburg seinen Flugbetrieb vorübergehend auf das Lechfeld verlegt. Dort wird für den Ernstfall geübt – wie er aussieht und wie es auf dem Flugplatz weitergeht
Lagerlechfeld Bis 20. September starten und landen die Eurofighter des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 noch auf dem Nato-Flugplatz Lechfeld. Dann fliegen die 14 Kampfjets zurück zu ihrer Basis, dem Fliegerhorst Neuburg. Dort wurden in den vergangenen Wochen die Start- und Landebahnen saniert. Die Bauarbeiten sind im Zeitplan. „Alles läuft optimal. Das Wetter hat mitgespielt“, sagt Oberst Gordon Schnitger, der Kommodore des Luftwaffengeschwaders. Anders war es vor einigen Jahren.
2014 verlängerte sich der Aufenthalt der Eurofighter auf dem Lechfeld um mehrere Monate. Die Hauptursache für die Verzögerung lag im Neuburger Untergrund: Bei Bauarbeiten an den Betonpisten auf dem Fliegerhorst wurden zwölf alte Bomben gefunden.
Jahrzehntelang waren dort Kampfjets über Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg hinweggedonnert. Nach der Entdeckung musste der Untergrund der alten Landebahn tief abgetragen werden. Für die Menschen auf und um das Lechfeld bedeutete der längere Aufenthalt mehr Lärm.
Auch während des aktuellen Aufenthalts des Geschwaders auf dem Lechfeld ist es lauter: „Wir haben fast um die Hälfte mehr Flugbetrieb hier“, schätzt Schnitger. Zu Spitzenzeiten sind acht der 14 Maschinen unterwegs. Sie fliegen in verschiedenen deutschen Übungslufträumen oder in Tschechien, Belgien oder in der Schweiz. Gestartet und gelandet wird in zweistündigen Zeitfenstern am Vormittag und am Nachmittag. In der Mittagszeit zwischen 12.30 und 14 Uhr und in der Nacht sind keine Flüge vorgesehen sofern es keinen Einsatz für die sogenannte Alarmrotte gibt. So heißt der Verband von Kampfjets, der für Sicherheit im süddeutschen Luftraum sorgen soll. Die Maschinen sind das ganze Jahr und rund um die Uhr innerhalb von kurzer Zeit flugbereit. Zum Übungsbetrieb gehört auch, dass mit dem Nachbrenner gestartet wird, um mehr Schub beim Triebwerk zu erreichen. Das ist deutlich hörbar. Nach Auskunft der Bundeswehr wird zumeist in Richtung Süden gestartet, damit ein Überflug der Städte Königsbrunn und Friedberg vermieden wird. Auch am Dienstag stiegen Eurofighter von der etwa drei Kilometer langen Lechfelder Piste zu Übungsflügen auf. Das Übungsszenario am Vormittag: Zwei Kampfjets mussten einen vorweg gestarteten Eurofighter einholen und nach einem festgelegten Verfahren identifizieren.
Der Ernstfall kann sich in der Realität so zutragen: Zwischen einem Flugzeug und der Kontrollstelle der zivilen Flugsicherung am Boden gibt es aus irgend einem Grund keinen Funkkontakt mehr. Dann steigt die Alarmrotte auf. Über international standardisierte Sichtzeichen kommunizieren die Piloten von Eurofighter und Verkehrsflugzeug
untereinander. So soll Klarheit geschaffen werden. Ein Fehler könnte zum Beispiel sein, dass der Pilot des Verkehrsflugzeugs einen Zahlendreher bei der eingestellten Funkfrequenz hatte. Oder dass es ein technisches Problem gab - so wie vor vier Jahren bei Stuttgart.
Die Flugsicherung hatte keinen Funkkontakt zu einer Boeing 777 der Korean Air, die direkt von Seoul nach Zürich wollte. Zwei Kampfjets des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 in Neuburg starteten und verfolgten die Passagiermaschine, in der 211 Fluggäste saßen. Um sie einzuholen, flogen die Piloten mit Überschallgeschwindigkeit. Schließlich wurde entschieden, dass die Boeing in Stuttgart landen sollte. Die Eurofighter-Piloten verständigten sich über Gesten und Flügelwackeln mit den koreanischen Kollegen und begleiten sie zur ungeplanten Landung in Stuttgart. Das Sicherheitsrisiko eines weiteren Flugs ohne Funkkontakt wäre zu hoch gewesen. Solche Vorfälle ereignen sich laut Luftwaffe 20- bis 30-mal pro Jahr.
Vermutlich im November kommen weitere Kampfjets auf das Lechfeld: Ein Geschwader aus Italien verlegt einige Tornado-Kampfflugzeuge nach Deutschland. Das genau Datum ist noch nicht bekannt. Langfristig wird der NatoFlugplatz zur internationalen Drehscheibe des Lufttransportgeschwaders 74: Das Transportflugzeug A400M soll auf dem Lechfeld stationiert werden.