Schwabmünchner Allgemeine

Volker Ullrich verteidigt sein Direktmand­at

Die CSU und ihr Abgeordnet­er haben auch in Augsburg stark verloren. Dennoch gelingt es der Partei, die Konkurrent­en auf Abstand zu halten. Künftig sitzen vier Augsburger im Parlament – einer mehr als bisher

- VON STEFAN KROG UND JÖRG HEINZLE

Der Stress der vergangene­n Wochen ist Volker Ullrich anzumerken. Seine Stimme ist heiser, er wirkt etwas abgekämpft, als er am Sonntagabe­nd um kurz vor 20 Uhr ins Rathaus kommt. Ullrich, der seit 2013 für die Augsburger CSU im Bundestag sitzt, hat einen Marathon-Wahlkampf hinter sich. Er sagt: „Es war der härteste und intensivst­e Wahlkampf, den ich bisher erlebt habe.“

Ullrich hatte in den Tagen und Wochen vor der Wahl von frühmorgen­s bis abends Termine. Er stand um fünf Uhr morgens vor Werkstoren und Bahnhöfen - und zuletzt in der Nacht zum Wahlsonnta­g in der Innenstadt. Die Prognosen hatten für den Augsburger Wahlkreis ein sehr enges Rennen vorausgesa­gt und teils auch seine Konkurrent­innen von SPD und Grünen vorne gesehen. Ganz so knapp wie prognostiz­iert ist es nicht geworden. Ullrich hat das Direktmand­at klar verteidigt. Allerdings mit deutlichen Verlusten. Für die CSU in Augsburg zeigt der langjährig­e Trend bei Wahlen damit weiter nach unten.

Volker Ullrich kam im Wahlkreis Augsburg-Stadt, zu dem auch Königsbrun­n gehört, auf rund 28 Prozent der Stimmen. Es ist sein bisher schlechtes­tes Ergebnis - vor vier Jahren kam der CSU-Politiker noch auf 34,8 Prozent, bei seinem ersten Einzug in das Parlament hatte er noch 44,4 Prozent geholt. Dennoch kann er die anderen Kandidaten auf Abstand halten. Claudia Roth von den Grünen kam auf etwa 20,5 Prozent, Ulrike Bahr von der SPD auf 18 Prozent. Ullrich sieht das als Bestätigun­g. Er sagt: „Ich habe intensiv für Augsburg und Königsbrun­n gearbeitet und viele Erfolge errungen.“Die Verluste für seine Partei müssten nun „aufgearbei­tet“werden. Die Union habe eine offene Flanke in einigen Politikber­eichen er nennt die Themen Arbeit, Rente, Pflege, soziale Sicherung. Themen, bei denen die SPD punkten konnte.

Dass die CSU auch in Augsburg deutlich verloren hat, lastet man Ullrich in der Augsburger CSU nicht an. Als er im Rathaus eintrifft, brandet Applaus auf. Die Vertreter der CSU scharen sich um den Abgeordnet­en, um mit auf den Fotos zu sein. Die CSU habe es in einer Großstadt wie Augsburg generell um einiges schwerer als in ländlichen Regionen, sagt Leo Dietz, Fraktionsc­hef im Stadtrat. Deshalb sei es ein Erfolg, in einer Großstadt vorne zu liegen. Gedanken, wie man den Abwärtstre­nd stoppen könne, müsse man sich aber dennoch machen.

Neben Ullrich werden auch Ulrike

Bahr und Claudia Roth weiter im Bundestag vertreten sein. Sie schafften den Einzug über die Landeslist­e ihrer Parteien. Auch Maximilian Funke-Kaiser von der FDP bekommt über die Landeslist­e neu einen Sitz. Zwar war er nicht in Augsburg als Direktkand­idat angetreten, wo seine Partei Alexander Meyer nominiert hatte. Funke-Kaiser lebt aber in Augsburg und sieht sich deshalb als Abgeordnet­er für diese Stadt. Damit sitzen künftig vier Augsburger im Parlament in Berlin - einer mehr als bisher. „Die politische Mitte wurde gestärkt, die Ränder geschwächt“, kommentier­te FunkeKaise­r das Bundeserge­bnis. Nach 16 Jahren unter Kanzlerin Angela Merkel (CDU) seien die Wähler nicht mehr zufrieden.

Ulrike Bahr (SPD) freute sich über das SPD-Ergebnis und ihren Wiedereinz­ug ins Parlament: „Noch vor einigen Monaten hätte man so ein Ergebnis nicht erwartet.“Es sei gelungen, in Augsburg ein SPD-Mandat zu erhalten und bundespoli­tisch stärkste Kraft zu werden. Bahrs Wiedereinz­ug in den Bundestag stand im Frühjahr, als die Umfragewer­te deutlich schlechter waren und sie von der Partei mit einem wenig aussichtsr­eichen Listenplat­z bedacht wurde, auf der Kippe. Dass das Augsburger Wahlergebn­is für die SPD weit vom Bundeserge­bnis entfernt ist, hänge mit dem Abschneide­n der SPD in Bayern insgesamt zusammen, so

Bahr. Bahr selbst fiel noch hinter das SPD-Zweistimme­nergebnis in Augsburg zurück.

Mit Blick auf die Zweitstimm­en für die einzelnen Parteien führte gegen 23.30 Uhr in Augsburg die CSU mit 25,4 Prozent vor SPD (19,2) und Grünen (18,9); es waren 316 der 318 Wahlbezirk­e ausgezählt. Claudia Roth bezeichnet­e angesichts des deutlichen Zuwachses die Grünen als die Wahlsieger in Augsburg. Die CSU habe erhebliche Einbußen hinnehmen müssen, die SPD etwas dazugewonn­en. „Wir haben in Augsburg das bisher beste Ergebnis bei einer Bundestags­wahl erzielt“, so Roth gut gelaunt. Gleichwohl habe man sich bundesweit mehr erhofft und erwartet. Ein Erklärungs­ansatz sei, dass Wechselwäh­ler aus dem rot-grünen Lager angesichts des Kopf-an-Kopf-Rennens zwischen Union und SPD die Sozialdemo­kraten wählten. Roth sagte, das Ergebnis sei für die Grünen ein klarer Auftrag, in der nächsten Bundesregi­erung Verantwort­ung zu übernehmen. Die Klimathema­tik dränge wie nie. Die Union solle „Demut vor dem Wahlergebn­is zeigen. Sie hat krachend verloren“. Roth sagte, sie hoffe auf eine schnellere Regierungs­bildung als vor vier Jahren.

Für die gewählten Parlamenta­rier geht es in den nächsten Tagen, teils schon am Montag, nach Berlin, wo es erste Treffen der Fraktionen gibt.

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Foto: Peter Fastl Volker Ullrich (CSU) hat das Bundestags­direktmand­at in Augsburg verteidigt.

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