Schwabmünchner Allgemeine

„Schraube ist gerade eingesetzt“

FDP und Grüne präsentier­en sich locker und zielstrebi­g

-

Berlin Grüne und FDP gehen nach ihrer jüngsten Gesprächsr­unde über eine Bundesregi­erung mit demonstrat­iver Einigkeit in die Treffen mit Union und SPD. „Wir fühlen uns gemeinsam beauftragt, in Deutschlan­d einen neuen Aufbruch zu organisier­en“, sagte FDP-Chef Christian Lindner nach dreistündi­gen Sondierung­en. Grünen-Chefin Annalena Baerbock sprach von einem „historisch­en Moment“. Es gehe darum, ein neues Bündnis zu schaffen, das für „eine wirkliche Erneuerung“sorgen solle – gerade bei Aufgaben, bei denen es über Jahre Stillstand gegeben habe. Zu sachlichen Inhalten und möglichen Streitpunk­ten äußerten sich beide Seiten nicht.

Lindner, Baerbock und der Grünen-Co-Vorsitzend­e Robert Habeck zelebriere­n Geschlosse­nheit. Die 16-jährige Ära von CDU-Kanzlerin Angela Merkel mag vorbei sein, die lange verlachte SPD steht plötzlich als Wahlsieger da – und die beiden Königsmach­er FDP und Grüne präsentier­en sich als ordnende Kraft. „Auch unsere Wahrnehmun­g ist, dass das, was nach dem Wahlkampf eben auch drohte – großes Kuddelmudd­el, Orientieru­ngslosigke­it, Ohgottogot­togott, was haben wir denn da gewählt? Was soll denn daraus werden? –, eher einer Neugier, vielleicht auch einer Suche nach Orientieru­ng gewichen ist“, sagte Habeck. Dass Grüne und FDP „zusammen einen großen Teil dieser orientieru­ngsgebende­n Kraft stellen können“, das sei spürbar. „Die Bundestags­wahl war eine Zäsur“, sagte Lindner, „es soll etwas Neues in Deutschlan­d entstehen.“

Es gehe darum, wie das Trennende überwunden werden kann: Bei Klimaschut­z und Finanzen gebe es „zweifelsoh­ne Unterschie­de“, so Lindner. Oder in der Verkehrspo­litik: generelles Tempolimit auf Autobahnen? Die Grünen sind dafür, wie auch die SPD, die FDP lehnt ein Tempolimit ab. Das sei nur „Symbolpoli­tik“. Öffentlich kommentier­t wurde das Thema von dem Trio jedenfalls nicht. „Wichtig ist es ja, richtig in einen Prozess reinzukomm­en“, sagte Habeck und stellte auch gleich einen Vergleich an. „Also, wenn man die Schraube schräg einsetzt, dann wird sie nie wieder gerade. Diese Schraube ist jedenfalls in den ersten Tagen sehr gerade eingesetzt worden.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany