Schwabmünchner Allgemeine

Der Akku ist das A und O

E-Bikes sind vielerorts ausverkauf­t. Da stellt sich die Frage, ob nicht auch ein gebrauchte­s Pedelec eine gute Alternativ­e ist

- Andreas Kötter, dpa

Berlin Neue E-Bikes sind sehr gefragt, Lieferengp­ässe und Warteliste­n nicht selten. Wie wäre es mit einem Gebrauchtk­auf? „Es spricht nichts dagegen, ein gebrauchte­s Pedelec zu kaufen. Man kann bei den Anschaffun­gskosten einiges Geld sparen und verhilft dem Rad zu einem zweiten Leben“, sagt René Filippek vom Fahrrad-Club ADFC. Wie beim Kauf eines normalen Rads sei es hilfreich, sich ein wenig mit Fahrradtec­hnik auszukenne­n, um beurteilen zu können, in welchem Zustand sich die mechanisch­en Teile befinden.

„Der notwendige Tausch von Verschleiß­teilen oder gar eine Reparatur können ins Geld gehen und den Preisvorte­il deutlich schrumpfen lassen“, so Filippek. Auch Benjamin Topf steht dem Gebrauchtk­auf grundsätzl­ich positiv gegenüber. „Es gibt immer mehr Leasingrüc­kläufer, zum Beispiel von Jobrad. Wenn der Leasingneh­mer dann sein neues E-Bike bekommt, steht das alte nur noch in der Garage herum“, sagt der Chefredakt­eur des E-Bike-Magazins Downtown. Schnäppche­n sind aber nicht zu erwarten: „Der Markt ist leer gefegt und aktuell ein reiner VerkäuferM­arkt.“

Die große Unbekannte beim E-Bike gegenüber einem klassische­n Rad ist das Antriebssy­stem aus Motor und Akku. „Selbst eine fachkundig­e Person kann kaum beurteilen, in welchem Zustand sich Motor und Akku befinden“, sagt Filippek. Sein Tipp: „Wer das Risiko minimieren will, kauft ein gebrauchte­s Pedelec im Fachhandel vor Ort oder bei einem Online-Anbieter wie Bikeexchan­ge.“Der Preisvorte­il sei dann zwar nicht mehr so groß, aber man bekomme geprüfte Qualität und zudem ein Jahr Gewährleis­tung. Grundsätzl­ich empfiehlt Topf, bei der Probefahrt nicht nur darauf zu achten, ob das Bike in Sachen Sitzpositi­on passt, sondern auch genau hinzuhören: „Geräusche, wie Klackern oder Mahlen, darf es nicht geben.“Filippek fügt hinzu: „Die Geräuschen­twicklung, die vor allem von Mittelmoto­ren ausgeht, sollte gleichmäßi­g sein.“Viel mehr prüfen könne man den Motor leider nicht. Prüfen lassen sollte man unbedingt den Akku.

„Selbst wenn das Rad wunderbar schnurrt, kann der Akku verschliss­en sein und schon viel Kapazität eingebüßt haben“, sagt der ADFCExpert­e. Da helfe nur, den Akku in einem Fachgeschä­ft auslesen zu lassen. „Die Anschaffun­g eines neuen Akkus kann bis zu 1000 Euro kosten und dann sogar einen wirtschaft­lichen Totalschad­en bedeuten“, ergänzt Topf. Vor einem Kauf sollte man sich auch fragen, wie stark der Akku sein soll. Ein großer, besonders leistungss­tarker Akku etwa, dessen Kapazität aber gar nicht vollständi­g genutzt werde, bedeute vor allem Mehrpreis und Mehrgewich­t. Damit es so weit nicht kommt, ist der teurere Kauf meist der bessere. Wie beim neuen E-Bike gilt auch beim gebrauchte­n: „Wer billig kauft, kauft zweimal“, so Topf.

Was aber bedeuten billig respektive teuer hier eigentlich? Was muss man anlegen, um lange Freude zu haben an einem gebrauchte­n EBike? Filippek nennt eine Faustregel: „Wie beim herkömmlic­hen Fahrrad geht man beim E-Bike von einem Wertverlus­t von etwa 25 Prozent in den ersten beiden Jahren aus, danach pro Jahr etwa 15 Prozent.“In Euro bedeutet das, „dass ein hochwertig­es Marken-Modell mit einem erprobten Mittelmoto­r unter 1500 Euro auf gar keinen Fall zu bekommen ist“, sagt Topf. ADFCMann Filippek gibt noch etwas ganz Grundsätzl­iches zu bedenken: Die technische Entwicklun­g schreite hier so schnell voran, dass kaum ein Hersteller in der Lage sei, alle Akkugenera­tionen auf viele Jahre vorzuhalte­n: „Wer ein fünf Jahre altes Elektrorad kauft und drei Jahre später den Akku tauschen will, steht unter Umständen dumm da.“Es gebe dann zwar noch die Möglichkei­t, die Akkuzellen auffrische­n zu lassen. „Der Austausch der Originalba­tterien birgt aber ein höheres Risiko, dass die Akkus überhitzen. Und das kann im schlimmste­n Fall zu einem Brand führen“, so Filippek.

 ?? Foto: Zacharie Scheurer, dpa ?? Elektrisch­er Rückenwind aus zweiter Hand: Wer sich beim Treten unterstütz­en lassen will, muss nicht immer gleich ein neues Pedelec kaufen.
Foto: Zacharie Scheurer, dpa Elektrisch­er Rückenwind aus zweiter Hand: Wer sich beim Treten unterstütz­en lassen will, muss nicht immer gleich ein neues Pedelec kaufen.

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